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35 - Sturm über Vallia

35 - Sturm über Vallia

Titel: 35 - Sturm über Vallia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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aus buntem Fell besitzt und acht bewegliche Gliedmaßen, die je in einer kräftigen Hand enden, gehörte zu den Lieblingswerkzeugen kregischer Diebe, um auf leichtem Wege an ihre Beute zu kommen. Ein Spinlikl konnte sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit und Geschicklichkeit bewegen und leise wie der Tod, er konnte Schlösser und Verriegelungen öffnen, Beute stehlen und seinem Herrn oder seiner Herrin ein Vermögen bringen.
    Energisch fuhr Silda herum, als sich der Spinlikl kreischend auf sieben seiner acht Gliedmaßen stützte.
    Der achte Auswuchs schimmerte blutig.
    Das Tier sprang an Silda vorbei. Sie wendete den Kopf und sah es auf die Schulter des Mannes klettern, der am nächsten Tisch saß. Er hatte ein haariges Brokelsh-Gesicht, ungebildet, aber kraftvoll, ein Gesicht, das im Augenblick finster war vor Zorn.
    »Was hast du mit meinem lieben Herrn Hofchin angestellt?« brüllte der Brokelsh. Er ergriff den zuckenden Arm, aus dem Blut pulsierte. »Du hast ihm ja förmlich die Hand abgeschnitten!« Tatsächlich baumelte die Hand des Wesens schlaff herab.
    Silda wußte, was das arme Geschöpf gemacht hatte. Nachdem es Lon das Geld gestohlen hatte, hatte es ihren braunen Leinenbeutel geöffnet und mit der Hand, die nun halb abgeschnitten war, darin herumgetastet. So etwas geschah ihm natürlich recht, doch hatte er im Grunde keine Schuld. Der wahre Schurke war sein Herr, der ihn in der Diebeskunst unterrichtete.
    Neben dem Dieb saßen zwei weitere haarige Brokelsh, die nun aufstanden. Ihre Hände näherten sich den waffenschweren Gürteln. Sie trugen ordentliche Kleidung, die zu den Festlichkeiten paßte – helle Farben, Schärpen, Federn und schimmernder Straßschmuck.
    Lon erhob sich torkelnd, er war außer sich vor Wut.
    »Ihr Rasts! Ihr habt mir mein Geld gestohlen! Ich sorge dafür ...«
    Er begann um den Tisch herumzugehen. Silda sagte energisch und ungeduldig: »Lon, setz dich!«
    »Aber ...«
    Der Dieb war nicht minder erzürnt als Lon. »Wofür willst du sorgen?« fauchte er. »Ich gerbe dir das Fell!«
    Einer seiner Begleiter schaute quer durch den Gastraum. »Beim Flinkfingrigen Diproo, Branka! Sprich leise! Der Wirt kommt ...«
    Branka aber war außer sich über den Schaden, den Herr Hofchin, sein Spinlikl, genommen hatte, und wollte sich nicht beruhigen. Mit bleichem Gesicht zog er seinen Clanxer und marschierte auf den Tisch los, an dem Silda und Lon noch saßen.
    Silda erhob sich.
    »Wirt!« rief sie, und ihrer Stimme merkte man es an, daß sie es gewöhnt war, Regimenter zu befehligen. »Dieser Rast hat uns Geld gestohlen. Ich gedenke es mir von ihm zurückzuholen. Wenn du willst, kannst du die Wache holen.«
    Mit diesen Worten stürmte Silda Segutoria, Tochter Seg Segutorios, den Dieben entgegen. Dabei zog sie das Rapier.
    »Lyss!« Besorgt richtete sich Lon auf und zog seine Main-Gauche.
    Branka warf einen spöttischen Blick auf das Rapier.
    »So ein kleiner Zahnstocher, Mädchen? Ich zeige dir, worum es bei einem richtigen Wirtshausstreit geht!«
    »Darum etwa?« fragte Silda, riß mit der linken Hand einen Stuhl hoch und schleuderte ihn dem Burschen ins Gesicht. Ihr linker Arm war muskulös von den zahlreichen Übungsstunden mit dem Jikvar und ließ den Stuhl heftig in das Gesicht des Gegners knallen, brach ihm die Nase, verletzte ein Auge und ließ ihn rückwärts gegen seine Gefährten torkeln.
    Damit hörte sie aber noch nicht auf.
    Die Schreie der aus dem Gleichgewicht gebrachten Männer bedeuteten ihr nichts. Sie streifte den einen mit ihrer Klinge am Arm, schnitt dem anderen geschickt die vornehme Kleidung auf, und dann stürzte sie sich auf Branka.
    Er schrie außer sich und spuckte Blut. Die Hälfte seiner Zähne war eingeschlagen, die Nase blutete.
    Silda achtete nicht darauf, sondern bemühte sich nur, nicht selbst schmutzig zu werden. Der Spinlikl hockte wimmernd am Boden und saugte an seinem verwundeten Arm.
    Silda steckte die Hand in Brankas Geldbeutel und zog eine Handvoll Münzen heraus.
    »Lon!«
    Er stand mit aufgerissenen Augen am Tisch.
    »Ja, Lyss ...«
    »Wieviel?«
    Er schluckte. »Äh – sieben Sinver. Oh – und vier Obs!«
    Wieder zweifelte Silda nicht an Lons Ehrlichkeit. Wenn er von sieben Silber-Sinvern und vier Kupfer-Obs sprach, war das genau die Summe, die gestohlen worden war. Sie sortierte das Geld und begann den Rest zurückzustecken – dann hielt sie inne.
    »Der Rest ist wohl auch gestohlen. Wirt?«
    Der Mann stand im Hintergrund und hatte Stielaugen, die

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