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35 - Sturm über Vallia

35 - Sturm über Vallia

Titel: 35 - Sturm über Vallia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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sich zielstrebig durch die Straßen – sie wollten nach den Mühen des Tages nach Hause gehen oder den ersten Trunk des Abends genießen oder sehen, was für Beute sich auf dem Diebesmarkt machen ließ, den es in jeder Garnisonsstadt gibt.
    Lon starrte das prächtige Mädchen an und schüttelte den Kopf.
    Sie trug ein ins Beige gehendes gelbes Kleid, das irgendwie staubig aussah, und auf seltsame Weise war Lon von den grünen Blattmustern beunruhigt, die in den Stoff eingewirkt waren – ihm mißfiel dieser Schmuck auf unerklärliche Weise. Das Kleid war etwa halblang, die Beine darunter waren nackt. Die junge Frau hatte ihre Sandalen links mit einem Lederriemen und rechts mit einer Packschnur zugebunden. Auf der linken Hüfte trug sie ihren braunen Sack aus Leder und Leinen.
    An der rechten Hüfte sorgten Rüschen des Kleides dafür, daß der am Gürtel hängende lange vallianische Dolch wirkungsvoll verborgen blieb. Ihr leuchtendes, sauberes Haar war fest hochgebunden. Als Kampfmädchen hatte sie nicht die Angewohnheit, das Haar lang auswachsen zu lassen, doch war sie viel zu sehr Frau, um es sich gnadenlos kurzschneiden zu lassen, wie es viele große Jikai-Vuvushis taten. Im Gegensatz zu dem Haar war das Gesicht alles andere als sauber, sondern entschieden verschmutzt.
    Schwarze Punkte zeigten sich hier und dort, die Augen wirkten verschmiert, und vom rechten Mundwinkel zog sich eine unschön aussehende Schwäre zum Kinn. In der ruhigen Toreinfahrt hatte sie sich das Gebilde selbst aufgemalt, den Rücken zur Straße, Lon reglos neben sich.
    In einem ihrer Gürtelbeutel befand sich eine Phiole mit Sekreten eines stinktierartigen Wesens, das auf Kregen Powcy hieß – dieses Mittel verströmte einen ungemein abstoßenden Geruch. Bis jetzt hatte sie den Mut noch nicht aufgebracht, die widerliche Tinktur an sich selbst anzubringen.
    Sollte die Sache aus dem Ruder laufen, wollte sie es aber tun – bei Vox! Sie würde den Laden mit dem Gestank ausräuchern!
    Lon versuchte es ein letztesmal.
    »Also wirklich, Lyss ... Nun schön, wir gehen in die Lederne Flasche. Aber wenn du dein schwarzes Ledergewand und Schwerter trügst ...«
    »Meinst du, irgendeiner von den Gästen würde mir trauen und mit mir reden? Wahrscheinlich wäre die Gefahr, daß ich aufgespießt werde, noch größer als jetzt in diesem Aufzug.«
    »Frauen!« sagte Lon vor sich hin. »Beim Schwarzen Chunguj! An denen führt kein Weg vorbei!«
    Mit diesem weisen Spruch, dessen Logik wohl nur ihm begreiflich war, machte er sich mit Lyss der Einsamen auf den Weg zu ihrer Verabredung in der Ledernen Flasche.
    Was Lon die Knie betraf, so hatte er seinen vornehmen Anzug zurückgeben müssen – die Zeit der Verkleidung war vorbei. So trug er nun sein eigenes Grobleinenes – eine Tunika, die sich sehr rauh auf der Haut anfühlte und ihn vielleicht sogar überleben würde. Sie hatte eine unbestimmbare, zum Braunen neigende Farbe. Die Main-Gauche steckte in ihrer Scheide. Außerdem trug er einen Knüppel. Er war kein Koter, sondern ein vallianischer Bürger, der sich amüsieren wollte und entsprechend herausstaffiert hatte.
    Was das betraf – mit den verflixten Hosen war er nie zurechtgekommen. Na schön, seine Beine neigten ein bißchen zur Krümmung. Aber trotzdem war nichts schöner als ein vernünftiger Lendenschurz und freie Beine. Er fühlte sich munter und geschmeidig, wie er da neben Lyss einherschritt – schon dieser Teil des Abends gefiel ihm sehr.
    Selbst wenn es nicht ausreichend Mineralöl gegeben hätte, wären die Menschen in dieser Zeit mit ihrem Tages- und Nachtrhythmus nicht mehr so stark an den Zyklus der Zwillingssonnen gebunden. Die Sieben kregischen Monde standen zu unterschiedlichen Zeiten am Himmel und verbreiteten ein klares Licht. Die Lederne Flasche machte daher um diese frühe Stunde noch kein gutes Geschäft.
    Der Gastraum wirkte gemütlich unter seiner niedrigen Decke; Holzbänke füllten die Nischen, und runde Fässer waren hinter der Bar auf Gestellen gestapelt. Der Wirt polierte einen Kelch mit den Vorderhänden, während das mittlere Paar den an der Bar lehnenden beiden Fristles etwas zu trinken einschenkte. Unauffällig blickten die beiden zu den sechs Rapas hinüber, die im Nischenfenster saßen. Ihr Lärmen ließ bereits erkennen, daß sie heute abend noch einiges vorhatten.
    Selbst Lyss hatte den Eindruck, daß die Rapas hier fehl am Platze waren – denn sie waren als einzige uniformiert und wiesen sich damit als Churgurs

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