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35 - Sturm über Vallia

35 - Sturm über Vallia

Titel: 35 - Sturm über Vallia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Fledermausflügeln.
    »Du hast für den richtigen Augenblick deine Frage bereit, Vodun?«
    »Ja, Arachna.«
    »Weigerst du dich weiterhin, zu Opaz zu beten?«
    »Ja.«
    »Stehst du wie bisher in unverbrüchlicher Treue zu Takar?«
    »Ja.«
    »Bist du zufrieden, daß Arachna und ihre Mantissae dir so gut dienen?«
    »Ja.«
    Mit einer einzigen Bewegung, die an das Ausbreiten von Vogelflügeln erinnerte, warf Arachna ihren Umhang auf.
    Auf dem Bett lag ein Khibilmädchen. Kunstvoll angeordnete Edelsteinstränge verstärkten ihre Schönheit und die Formen ihres Körpers in der überhitzten Luft.
    Der Khibil zuckte zusammen, torkelte, wurde aufgefangen und aufrecht gehalten. Auf ganz Kregen sah er nichts anderes mehr als das schönste und begehrenswerteste Mädchen, das er sich überhaupt vorstellen konnte.
    »Deine Frage, Vodun?«
    Schnell, aber doch vorsichtig stellte Alloran Arachna dieselbe Frage wie zuvor schon Fraipur.
    Fauchend und ächzend versuchte der Khibil von seinen Fesseln loszukommen.
    Eine der Mantissae schnitt die Schnüre durch.
    Ohne zu zögern, stürzte er vor.
    Wäre das Mädchen auf dem Bett eine Apim gewesen, das wußte Alloran, so hätte er selbst am ganzen Leib eine lodernde Leidenschaft gespürt, die ihn unaufhaltsam voranzog. Dem Khibil war schon einiges eingeflößt worden, und er hatte keine Kontrolle mehr über sich.
    Alloran konnte sich der Faszination der Opferzeremonie nicht entziehen, um so weniger, je öfter er daran teilnahm. Der Höhepunkt würde schnell erreicht sein. Eine Mantissa trat an die Seite des Bettes. Sie war mit einem schweren Dolch bewaffnet. Die Klinge war nicht vallianischer Herkunft, denn sie krümmte sich schlangengleich; automatisch blinzelte Alloran und trank wieder einen Schluck Wein.
    Unter den Gestalten auf dem Bett erschien eine Hand, eine linke Hand. Sie bewegte sich zwischen den Beinen langsam abwärts. Schließlich öffnete sich die am Ende eines langen, biegsamen Schwanzes befindliche Hand. In diese Hand legte die Mantissa den Krummdolch.
    Alloran hielt den Atem an, und Wein spritzte aus seinem Kelch.
    Die Schwanzhand stach zu. Der Khibil schrie vor Schmerz und Leidenschaft und brach zusammen. Mit einer zugleich wilden und um Sauberkeit bemühten Bewegung stieß Arachna ihn fort und ließ ihn auf den Teppich rollen. Die Mantissae rührten sich nicht. Niemand machte eine Bewegung.
    Nun klang Arachnas Stimme völlig anders. Sie tönte leise und heiser, als bewege sie sich zwischen Spinnweben, die Rätsel und Distanz verhießen, entfernt, doch durchdringend, eine Stimme, die jeder Vernunft entrückt war.
    »Strom Rosil wird sich weiter zurückziehen. Er hat nur eine begrenzte Kampfstärke und wird weiter schwächer werden. Du mußt den Leem an der Kehle packen, nicht am Schwanz. Wasser kann nicht immer Blut wegwaschen.«
    Die Stimme schwoll an und nahm einen Unterton von Leidenschaft an.
    »Du mußt dich entscheiden, ob du Wasser oder Blut trinken willst!«
    Die Stimme verstummte.
    Arachna lag mit geschlossenen Augen da. Die Mantissae traten vor, wickelten den blauen Seidenmantel um die Gestalt, zogen die schützende Maske über das leuchtende Gesicht.
    Langsam stand Alloran auf. Er zitterte von der Erregung, die die Opferzeremonie in ihm ausgelöst hatte.
    Er war König Vodun von Südwest-Vallia! Das ließ sich nicht leugnen. Hier gab es nichts mehr zu entdecken, und er begab sich zielstrebig zum Ausgang. Wenn Strom Rosil versagte ...
    Wasser oder Blut? Würde er Wasser oder Blut trinken?
    Was geziemte sich mehr für einen König?

10
     
     
    Lon die Knie sagte: »Wenn du darauf bestehst, Lyss ...«
    »Und ob ich darauf bestehe, und zwar geht es mir darum, daß die Sache ein Ende hat.«
    »Die Lederne Flasche ist kein rechter Ort für ...«
    »Hör mal, Lon. Ein armes, schwaches wehrloses Mädchen bringt es fertig, einem großgewachsenen, übermächtigen Kerl, der sie beleidigt hat, ein Messer in den Bauch zu stechen. Na, gibt es solche Geschichten nicht wirklich?«
    »Aye, aye, aber ...«
    »Genug. Lon! Queyd-arn-tung! « *
    Die beiden standen im dunklen Toreingang einer vornehmen Straße, der Gasse der kleinen Leckereien, und der Abend dehnte seine langen smaragdgrünen und rubinroten Schatten. Schon schwebte die Jungfrau mit dem Vielfältigen Lächeln über den Dächern von Rashumsmot und ließ ihr verschwommenes rosa Licht auf seltsame Weise mit den letzten Strahlen Zims und Genodras' verschmelzen. Würzige Gerüche lagen in der Luft. Menschen bewegten

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