35 - Sturm über Vallia
Ja, sie schienen von etwa gleicher Kampfstärke zu sein. Er würde keinen mit seinen Wetten bevorzugen. Eos-Bakchi, der Geist des Zufalls, würde die Entscheidung treffen.
Die Männer standen mit hängenden Köpfen da und schienen von Angst erfüllt. Allorans Dienerinnen banden jedem ein buntes Band um den linken Arm. Weiß für das Ersticken, rot für den Tod, grün für die Folter, schwarz für das Verlies. Jeder Mann erhielt einen vallianischen Dolch, eine lange Waffe mit schmaler, tödlicher Klinge.
»Kämpft!« befahl Alloran. »Jeder gegen jeden! Der Sieger bekommt sein Leben geschenkt.« Lautlos und mit einem Humor, der nur ihn selbst amüsierte, fügte er hinzu: »Und die Ehre von Arachnas Gegenwart, wenn er in angemessenem Zustand ist!«
Die Männer kämpften.
Hinterher machten die Sklaven sauber. Der Mann mit dem schwarzen Armband, der noch lebte, wurde in einer Decke fortgetragen. Ihn würde die Ehre eines Arachna-Besuches treffen.
Nachdem das unangenehme Problem aus der Welt war, konnte er sich nun der wunderschönen neuen Phalanx zuwenden, deren Errichtung ihm versprochen worden war. Er kannte die vallianische Phalanx und ahnte, daß Strom Rosil diese Kenntnisse vielleicht nicht besaß. Mit Hilfe der vielen tausend Söldner, die, angelockt durch Zankovs Gold, aus Nord-Pandahem herbeiströmten, würde er die Usurpatoren vernichten und dann den großen Marsch auf Vondium einleiten.
Die Phalanx, die er schuf, sollte ein wesentlicher Bestandteil seiner Armee sein. Er lehnte sich zurück und hob die Hand, und ein zartes, in silberne Gaze gehülltes Wesen schob einen goldenen Kelch hinein. Alloran trank. Das Leben würde prächtig sein – und immer besser, bei Takroti!
Eine Mantissa informierte ihn, daß alles bereit sei, und er begab sich in das geheime Gemach. Hier lief alles ab, wie er es gewohnt war, nur war der Mann diesmal ein Fristle. Als Arachna den Mantel zurückwarf, zeigte sich der goldpelzige Körper einer Fristle-Fifi, der Alloran den Atem im Hals stocken ließ. Aber wieder kroch die Schwanzhand über das Bett, ergriff den Krummdolch und verrichtete ihr blutiges Werk an dem Fristle-Mann. Dabei sprach Arachna mit ihrer heiseren, verschleierten Stimme, die wie aus weiter Ferne zu kommen schien:
»Wenn du nicht von dem Drachen verschlungen werden willst, mußt du das Ei im Nest zerschlagen!«
Mit langsamen Schritten verließ Alloran das Geheimgemach und dachte über Arachnas Worte nach. Ohne innezuhalten, durchquerte er den Thronsaal und begab sich in das oberste Stockwerk des Westflügels.
Naghan die Kette erschien eilfertig neben ihm, und Alloran sagte: »Bring Speisen und Wein für Dame Chemsi und mich.«
»Sofort, Majister, sofort.«
Hinter der davoneilenden Gestalt rief Alloran her. »Und laß Scauron den Hageren zu mir kommen!«
»Wie du befiehlst, Majister.«
Scauron der Hagere, überlegte König Vodun auf dem Weg zu seiner Liebsten, war das geeignete Werkzeug, um Dracheneier zu zerschlagen.
Nachdem der Prinz Majister mit drei Siegen die Provinz Ovvend durchquert und die Grenzen des Kovnats Kaldi erreicht hatte, legte er eine Pause ein, um sich die nächsten Schritte zu überlegen. Der erste Sieg, bei Vongleru, war erwartungsgemäß hart umkämpft gewesen. Der zweite, bei Ondorno, war nicht ganz so schwer gefallen. Die jüngste Schlacht bei der Furt des Törichten Naghan hatte den vallianischen Streitkräften einen überzeugenden Erfolg beschert.
Dennoch gab sich Drak keinen Illusionen hin, daß der Krieg etwa schon gewonnen wäre. Er konnte mit seiner Armee nicht einfach durch Kaldi marschieren. Der Kataki-Strom hatte sich eine blutige Nase geholt, doch war er alles andere als besiegt.
Außerdem mußte sich Drak gründlich mit den anderen Fronten befassen, die es in Vallia gab. Hoch im Nordosten kam es immer wieder zu Unruhen, und eine Armee mit der gesamten Zweiten Phalanx mußte von Zeit zu Zeit klare Akzente setzen. Von dort konnte er – zumindest im Augenblick – keine Verstärkung erwarten. Im nördlichen Zentralgebiet der Insel kämpfte Kov Turko gegen Layco Jhansi und die Racter um seine Provinz. Turko hatte die Vierte Phalanx mit der Siebenten Lela und der Achten Seg, zwei Kerchuris, die viele Kämpfe erlebten. Eher würde Turko selbst weitere Männer erbitten, als sie für andere Kämpfe freizugeben.
In der Hauptstadt lenkten Lord Farris und das Presidio in Abwesenheit des Herrschers und des Prinz Majisters das Land – eine loyale, fähige Regentschaft, dank
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