Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
35 - Sturm über Vallia

35 - Sturm über Vallia

Titel: 35 - Sturm über Vallia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
weitergeholfen hatte, beschritt sie nun den vernünftigen Weg und richtete ihr Augenmerk auf die Religion.
    Menschen schauten gern zu einem zentralen Gott auf, dem sie vertrauten und Zuversicht entgegenbrachten – auch wenn einige sogenannte Religionen in Havilfar den Gläubigen nur Schrecknisse brachten. Die Vallianer richteten ihren Glauben nicht nur auf Opaz, die größte aller Wesenheiten, in deren Licht die Unsichtbaren Zwillinge sich manifestierten, sondern widmeten sich auch einer verwirrenden Vielzahl anderer Götter, Kleingötter, Göttinnen und Geister.
    Vox nahm dabei einen besonderen Platz ein; er war nicht nur der Liebling der Krieger, sondern war ins allgemeine Augenmerk gerückt.
    Denk daran, ermahnte sich Silda, während sie energisch durch das Sonnenlicht des Nachmittags marschierte, all diese Tempel geben Horden von Priestern und Priesterinnen die Möglichkeit, sich an den Gläubigen zu bereichern. Oft nahmen Städte aus wirtschaftlichen, militärischen oder politischen Gründen Vorrechte in Anspruch. Dabei war immer die Zahl der Tempel innerhalb einer Stadtmauer von Bedeutung. Die Stadt, die mehr Tempel besaß als die andere, vermittelte ihren Bürgern stets das Gefühl, besser dazustehen – noch ehe erste Argumente in der Sache gewechselt waren.
    Rashumsmot war, wie der Name andeutete, eher ein Flecken als eine Metropole. Wenn König Vodun sich entschloß hierzubleiben, konnte es durchaus geschehen, daß er größere Baumaßnahmen einleitete und den Ort Rashumsden nannte. Da Rashumsmot bereits mit einer eindrucksvollen Auswahl von Gebetsstätten gesegnet war, wie es jeder Ort, der etwas auf sich hielt, halten mußte, würde der König nicht viele neue Priester, Tempel oder Götter in seine neue Stadt laden müssen.
    »Der Tempel Applicas der Freigiebigen«, hatte sie Lon entschlossen gesagt. »Mir ist egal, ob der Geschickte Kando Applica für einen dicken alten Besen hält. Schaff ihn nur dorthin. Es ist der Tag der Empfängnis Applicas – also werden sich dort viele Leute herumtreiben.«
    »Aber, Lyss ...«
    »Es ist schon ziemlich schwer, meine dienstfreien Zeiten auf die Launen deines Freundes abzustellen. Bei Vox, Lon! Wir verschwenden nur Zeit!«
    »Ja, Lyss ...«
    Hier war sie nun, und der pflaumenblaue Mantel verbarg das braune Ledergewand und die Waffen, der Hut war keck schräggesetzt, und sie näherte sich dem halb zerstörten Tempel einer dicken alten Göttin, die sich um die Schaffung von Zwillingen kümmerte – wenn man an solche Dinge glauben wollte.
    Der eigentliche Tempel hatte nicht allzu sehr gelitten und zeigte keine Brandschäden. Das Dach über den Gemächern der Priesterinnen war eingefallen; offenbar hatte ein Flugboot darauf notlanden müssen. So waren denn die Novizen aus ihren Quartieren vertrieben worden, um Platz zu machen. Die Hauptzone lag im Freien und wurde durch fünf große Säulen und eine breite Treppe abgeschlossen, auf der die Priesterinnen ihre Auftritte hatten. Die Gemeinde war recht buntscheckig – zu drei Vierteln bestand sie aus Frauen. Der auffälligste gemeinsame Nenner war die Tatsache, daß sie schwanger waren.
    Lon entdeckte Silda und eilte zu ihr in den Schatten der ersten schulterhohen Innenwand, von wo sie alles beobachten konnte. Lon zitterte.
    »Da ist er. Und bei ihm ist der Schiefohrige Tobi.«
    Silda folgte Lons unauffälliger Geste und entdeckte die beiden Männer. Der Geschickte Kando hatte sich nicht verändert, seit er kurz in der Ledernen Flasche aufgetreten war. Sein Gefährte hatte versucht, sich für den Tempelbesuch etwas herauszuputzen; trotzdem sah er mit seinen schlechten Zähnen, der pockennarbigen Haut und den strähnigen Haaren wie ein Verbrecher aus.
    Zwei Welten, die sich hier auf neutralem Boden begegneten, überlegte Silda seufzend und trennte sich von unrühmlichen Gedanken an glücklichere Zeiten und Orte, die sie liebend gern gegen die jetzige Situation eingetauscht hätte.
    Weihrauchschwaden wehten herüber und schufen mit dem Duft der Menschenmenge eine beklemmende Atmosphäre. Viele knieten am Boden. Priesterinnen führten die Gemeinde durch den Gottesdienst und ließen sie singen und Sprüche aufsagen. Der Geschickte Kando und der Schiefohrige Tobi schoben sich näher, und Lon ging ein Stück an der niedrigen Mauer entlang, um mit ihnen zu sprechen. Silda wartete. Schließlich drehte sich Lon lächelnd um, und Silda schloß sich der Gruppe an.
    Das Pappattu wurde schnell und ohne Formalitäten erledigt, doch

Weitere Kostenlose Bücher