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35 - Sturm über Vallia

35 - Sturm über Vallia

Titel: 35 - Sturm über Vallia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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gegenübersah. Im Fackelschein kam sie näher, und er lächelte.
    Der Prinz, den Endru bewachte, griff energisch nach einem Kelch mit Wein, leerte ihn und schleuderte das Gebilde zu Boden. Frauen! Schwestern! Königinnen! Die konnten einen Mann schon in die Klauen Mak Chohguelms des Ib-Knackers treiben!
    Wer Prinz Drak in diesem Augenblick beobachtet hätte, wäre sehr erstaunt gewesen.
    Er mußte Ordnung in sein Privatleben bringen, doch blieb ihm einfach nicht die Zeit, all die Dinge in Angriff zu nehmen, die ihn plagten. Dumpf war ihm bewußt, daß jeder Fehler, den er machte, den Tod von Männern und Frauen zur Folge hatte. Ein Zimmermann mochte ein Tischbein kürzer machen als die anderen – und der Tisch wackelte. Wie bedauerlich! Der Prinz Majister traf eine falsche Entscheidung, und ganze Regimenter wurden niedergemacht. Das kam Drak so monströs vor, daß Mitleid völlig fehl am Platze erschien.
    In seiner inneren Aufgewühltheit sah er ein Mädchen, das sich einen weißen Schal um die schmalen Schultern gebunden und die Haare geöffnet hatte, dem Zelt nähern. Sie legte einen Finger an die Lippen. Endru mußte sie vorbeigelassen haben. Er kannte sie nicht.
    »Majister. Die Königin ersucht um ein sofortiges Treffen unter vier Augen. Du mußt sofort kommen ...«
    »Ist die Königin krank? Ist ihr etwas Schlimmes zugestoßen?«
    »Nein, Majister. Beeil dich!«
    Besorgt nahm Drak seine Gürtel, an denen Rapier und Dolch hingen, und folgte dem Mädchen aus dem Zelt.
    Der Gedanke, der ihm auf dämonische Weise durch den Kopf schoß, war ungeheuerlich und absolut unvorstellbar. Oder doch nicht?

14
     
     
    Es war ein ziemlich wilder Haufen. Sie kamen im feuchten, halb verfallenen Haus Yolandes der Gregarian zusammen, weil Silda es satt hatte, Treffpunkte aufzusuchen, an denen es immer wieder zu Auseinandersetzungen kam. Sie hatte Silbermünzen zum Kauf von Wein und Speisen zur Verfügung gestellt und wollte ihre Befehle loswerden, ehe sich alle bis zur Besinnungslosigkeit betranken. Wenn es soweit war, dieses Versprechen gab sie sich, würde es verdammt wenig, vielleicht sogar überhaupt keinen Wein geben – bei den zerbrochenen Zähnen und tränenden Augen der Glücklichen Schwester Melga!
    »Also, ich weiß nicht«, sagte der Geschickte Kando ziemlich kühl.
    »Das wäre gegen jede Vernunft«, äußerte Rundle der Flatch, ein zottiger Bursche mit niedriger Stirn, dem ein halbes Ohr fehlte.
    »Rundle, Rundle«, sagte Lon die Knie tadelnd und nahm sich eine Handvoll Palines von einem irdenen Teller, »seit wann weißt du etwas von Vernunft?«
    Rundle wollte sich aufregen, aber da sagte der Lange Nath bereits: »Aber gegen den König? Das käme ja dem Versuch gleich, die Rahart-Berge mit einer Tasse Wasser wegzuspülen.«
    »Beim Flinkfingrigen Dipsha!« rief Yolande die Gregarian. »Was weißt du schon von Spülen, Langer Nath? Wann hast du dich das letzte Mal gewaschen?«
    »Ich gebe dir Bescheid ...«
    »Es gäbe Gold zu verdienen«, warf Lon ein, der sich immer wieder fragte, auf was er sich nur mit diesem prächtigen Mädchen eingelassen hatte; aber er steckte nun mal mit drin und wollte sich nicht mehr drücken. »Jede Menge Gold.«
    »Also nun, wenn es um Gold geht ...« Und: »Es gibt immer Möglichkeiten ...« Und: »Der ist sowieso auf dem Wege zum Schafott, beim Schwarzen Chunguj!« Der Streit diente gewissermaßen dazu, die Gedanken zu ordnen und beim Gesprächspartner Bestätigung für die eigene Einstellung zu finden.
    Silda schaute sich in der Runde der Halsabschneider um, die sich um sie versammelt hatten, und machte sich klar, daß eine Schwester der Rose jedes Werkzeug nutzen mußte, das ihr zur Erreichung ihrer Ziele dienen konnte.
    Der Schiefohrige Tobi hörte noch immer das dumpfe Dröhnen des Messers, das sich in das Holz bohrte und nicht in seinen Rücken. Oder den Rücken des Geschickten Kando. Er verdankte diesem Mädchen sein Leben – wenn nicht mehr.
    »Du nennst ihn König«, meldete sich der Schiefohrige Tobi. »Dabei ist er nichts anderes als ein Dieb wie wir.«
    »Ich habe Kovneva Rashumin niemals bestohlen«, meldete sich Ob-Auge Mantig kopfschüttelnd und setzte dabei ein dermaßen drollig-ernstes Gesicht auf, daß die anderen über ihn lachen mußten.
    »Wir würden doch nur zurückholen«, sagte Lon bedächtig, »was rechtmäßig Rahartdrin gehört.«
    Niemand formulierte den Gedanken, daß man bei Erfolg der Aktion das Gold der Kovneva zurückgeben würde. Da gab es doch

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