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35 - Sturm über Vallia

35 - Sturm über Vallia

Titel: 35 - Sturm über Vallia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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heiraten? Warum sagst du nicht, daß Silda entschieden hat, dich nicht zu heiraten? Weil du ein Mann bist?«
    »Nein, du Fambly – ich entschuldige mich. Ich muß mich dazu zwingen, wie der Prinz Majister zu denken, der eines Tages Herrscher sein kann. Das verstehst du doch? Was Silda betrifft – ich glaube, sie würde mich heiraten, falls ...«
    »Würde! Falls! Also, du unerträglicher Onker! Sie liebt dich!«
    »Ja.«
    »Na, dann ...?«
    Als Drak nicht antwortete, verlor Dayra die Beherrschung: »Geht es um die dicke Königin Lust? Das ist der springende Punkt, nicht wahr?«
    »Also, Dayra, nun hör mal ...«
    »Seit ich wieder bei der Familie bin – oder zumindest bei den Mitgliedern der Familie, die irgendwie erreichbar waren –, sind mir einige erstaunliche Dinge klar geworden. Wie auch immer, was ist mit Onkel Seg? Was mit den Eltern? Ja, ja, ich weiß, du kannst natürlich niemanden heiraten, den deine Familie für geeignet hält, aber, Drak, lieber Drak – Königin Lust!«
    »Sie ist eine bemerkenswerte Frau.«
    »Natürlich.«
    Die beiden schauten sich schweigend an; irgendwie hatten sie das Thema erschöpft. Dann besann sich Dayra auf ihre Energie als Ros die Klaue und fauchte: »Na, wo steckt Silda jetzt überhaupt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Du hast keine Ahnung! Bei Vox! Was habe ich doch für einen Bruder!«
    Dayra musterte ihren strengen, nüchternen, aufrechten Bruder und erkannte, daß er vielleicht, vielleicht irgendwo ein wenig Ehrfurcht empfand vor Königin Lust und ihrer Pracht und Schönheit und Welterfahrenheit. Natürlich war sie nicht wirklich dick, nur ein wenig rundlich gewachsen. Für Drak, der ja schließlich die Herrscherrolle auf sich zukommen sah, mochte sie in bezug auf jene Eigenschaften, die einer Herrscherin abverlangt werden, Silda Segutoria weit in den Schatten stellen. Außerdem – und in diesem Gedanken steckte bestimmt eine große Wahrheit – mochte Drak sich ohne weiteres abgestoßen fühlen von den Dingen, die er über die Schwestern der Rose wußte. Ihr Vater mochte rätselhafte Reisen durch die Welt unternehmen, das gleiche aber tat ihre Mutter, Herrscherin Delia. Eine Frau, die Schwester der Rose war, mußte damit rechnen, für den Orden eingesetzt zu werden und Herd und Heim zeitweise entsagen zu müssen.
    In Vallia wirkte sich Gleichheit in beiden Richtungen aus – ganz im Gegensatz zu manchen anderen Ländern Paz'.
    Bedrückt über das, was er sagen mußte, fuhr sich Drak mit der Zunge über die Lippen. »Hör mal, Dayra, ich muß betonen, daß das eigentlich meine Sache ist ...«
    »Mit anderen Worten – es geht mich nichts an!« fuhr sie verächtlich auf, und ihr Gesicht hatte sich gerötet, und ihre Augen wirkten im sanften Licht der Samphronöllampen wie Edelsteine. »Ich sage dir eins, Bruder, mich geht das durchaus etwas an. Nicht nur weil Silda mir eine liebe Freundin ist. Nicht nur, weil du eines Tages Herrscher sein wirst und die beste Herrscherin an deiner Seite haben mußt. Nicht nur, weil Königin Lust trotz ihrer Pracht im Grunde eine lächerliche Gestalt ist. Nein, bei Vox, Drak! Weil ich sehr wählerisch bin, wenn es um die Frage geht, wer meine Schwägerin werden soll – das ist der Grund!«
    »Ich glaube ...«
    »Ja! Du hast recht, bei Chozputz!« Sie ragte auf wie eine Flamme im Lampenschein, stampfte mit den langen schwarzen Stiefeln auf den Teppich, warf sich die gefährlich aussehende Peitsche über die Schulter. »Ich gehe!«
    »Dayra – bitte – wir sollten eigentlich nicht ...«
    »Bei Chusto, Drak! Hältst du mich für einen Waschlappen! Ich kann mich hier nicht ausruhen. Ich bin bald zurück. Unter anderen möchte ich Jilian besuchen. Gib mein Remberee an alle, die mich kennen. Remberee!«
    Ehe Drak zu sich kam, war sie hinausgestürmt wie ein Tornado. »Remberee!« rief er noch hinter ihr her und kam sich wie ein Dummkopf vor.
    Jiktar Endru Vintang, der vor dem Zelt gerade die Wachen überprüfte, nahm hastig Haltung an. Rote Lederkleidung, ein wirbelndes Cape, ein schnelles: »Danke, Jik. Remberee«, und schon saß die Prinzessin auf dem Rücken ihres Flutduins. Er seufzte. Mit dieser Frau verheiratet zu sein, war sicher kein Zuckerschlecken – und doch, und doch ...!
    Er sah Hikdar Carlotta vom Regiment der Königingarde näher kommen und nahm sich vor, noch ein Weilchen zu bleiben. Carlotta war ein fröhliches Wesen mit hübschen roten Wangen und gutgelauntem Wesen – außer wenn sie sich einem nachlässig gekleideten Soldaten

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