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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nach Knochen graben, um dieselben in die großen Städte zu bringen und dort zusammenzustellen?“
    „Ja, er gehört zu ihnen“, antwortete Hammer lächelnd.
    „So braucht er nicht hierzubleiben und sich in die Gefahr zu bringen, von den Aripones gefangengenommen oder gar getötet zu werden. Ich weiß, wo solche Knochen zu finden sind.“
    „Wo denn, wo?“ fragte der kleine Gelehrte schnell.
    „Ich kenne mehrere Orte. An einem derselben werden wir vorüberkommen. Es ist der Pantano de los Huesos. Dieser Name sagt Ihnen, daß das Gewünschte dort zu finden ist.“
    „Wirklich, wirklich? Ein Knochensumpf?“ erkundigte sich Morgenstern mit großem Eifer. „Welchem Tier gehören denn die Knochen an?“
    „Das weiß ich nicht. Und dann kenne ich auch nicht – – –“ Er stockte für einige Augenblicke, fuhr dann aber fort: „Die Señores sind gekommen, uns gegen unsere Feinde beizustehen, und aus Dankbarkeit dafür will ich sagen, daß ich einen Ort kenne, wo ein Tier in der Erde steckt, welches so groß gewesen sein muß, wie es jetzt keins mehr gibt. Wir haben es zufällig gefunden und wollten es an einen der Weißen, welche solche Knochen suchen, gegen Geld verhandeln. Da Sie uns aber gegen die Aripones helfen wollen, werde ich es Ihnen schenken.“
    „Was? Wie? Ein so großes Tier, wie es jetzt keins mehr gibt?“ fragte Morgenstern schnell. „Was ist es für eins? Vielleicht ein Glyptodon?“
    „Das kann ich nicht sagen. Ich habe diesen Namen noch nie gehört.“
    „Wie groß ist es denn? Wie lang und wie hoch?“
    „Auch das weiß ich nicht, denn wir haben es nicht ganz gesehen.“
    „Nicht ganz? O weh! Dann sind vielleicht nur einzelne Knochen vorhanden!“
    „Nein; es ist ganz. Wir haben gegraben, bis die sämtlichen Rückenknochen zu sehen waren.“
    „Und dann? Dann habt ihr sie wohl durcheinander geworfen?“
    „Nein, wir hatten erfahren, daß ein zerbrochenes Tier nicht so viel wert ist wie ein unverletztes. Darum ließen wir es, wie es war, und deckten es sorgfältig mit Erde zu.“
    „Bravo, bravo! Das war sehr klug, sehr gescheit gehandelt! Ich ersehe daraus, daß ihr Indianer doch nicht so dumm seid, wie man euch uns geschildert hat. Ich muß dieses Tier haben! Wo steckt es? Wo ist der Ort? Wann werden wir hinkommen? Doch so bald wie möglich?“
    „Die Stelle befindet sich einen ganzen Tagesritt hinter unserem Dorf.“
    „Das ist mir gar nicht lieb, ganz und gar nicht! Ich beantrage, sofort aufzubrechen, Señores! Ich sehe wirklich nicht ein, weshalb wir so lange hier sitzen bleiben wollen!“
    „Nur langsam, langsam!“ lachte der Vater Jaguar. „Erst wollten Sie hierbleiben und nun können Sie nicht schnell genug fortkommen. Wir haben noch so viel zu tun, daß wir vor Mittag nicht aufbrechen können.“
    „Zu tun? Was denn? Ich wüßte nicht, was wir noch zu arbeiten hätten!“
    „Denken Sie an die vielen Pferde, welche wir jetzt haben, und an unser Gepäck. Wir müssen das letztere den ersteren zu tragen geben, haben also Packsättel anzufertigen.“
    „Packsättel? Wir haben ja weder Leder noch sonstiges Material dazu?“
    „Material ist genug vorhanden. Man muß sich nach den Umständen richten. Aus Zweigen, Laubwerk, Schilf und Gras lassen sich Sättel anfertigen, welche länger als drei Tage zu gebrauchen sind. Aus Schlingpflanzen, welche hier in Hülle und Fülle zu haben sind, drehen wir Seile, womit die Sättel befestigt und die Pferde aneinandergebunden werden. Haben wir auf diese Weise eine zusammenhängende Tropa gebildet, so geht der Ritt viel leichter und schneller vonstatten. Wir werden sofort an die Arbeit gehen.“
    Der erfahrene Mann ließ junges Gezweig, Gras und Schilf sammeln, und bald waren alle Hände unter seiner Anleitung beschäftigt, die Pferde mit weichen Tragunterlagen und Halftern aus Schlinggewächsen zu versehen. Als die Tiere sich ausgeruht hatten, wurden sie beladen und so aneinandergebunden, daß sie eine zusammenhängende Tropa bildeten. Dann konnte der Aufbruch vor sich gehen. Es war gerade zur Mittagszeit, als man den Ort verließ, welcher einen so schlimmen Namen besaß und doch so vielen Schutz vor dem verderblichen Unwetter geboten hatte.
    Das heutige Ziel war also der Palmensee, welcher in südwestlicher Richtung von der Ansiedelung der Niedermetzlung lag. Der ‚Harte Schädel‘ ritt mit seinen vier Cambas als Führer voran; dann folgten die Pferde in einer langen Reihe, welche von den Reitern zu beiden Seiten in Ordnung

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