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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sie sich die mal an!“
    Als Morgenstern zu ihm aufblickte, sah er in seinen Händen ein wirklich riesiges und sehr gut erhaltenes Schenkelbein. Er sprang mit einem Jubelruf auf, riß es an sich, betrachtete es mit weit geöffneten Augen erst sprachlos und schrie dann entsetzt: „Fritze, weißt du, was das ist? Weißt du es?“
    „Ja; natürlich ist mich dieser Jegenstand bewußt. Wenn ick mir nicht irre, wird's wohl ein Knochen sind.“
    „Du bist ein Idiot, ein reiner Idiot! Nur immer von Knochen und wieder von Knochen zu sprechen! Ja, es ist ein Knochen, aber was für einer! Denk dir, Fritze, wir haben hier das Os femoris von einem Glyptodon vor uns! Welch eine Entdeckung! Dieses eine Bein ist allerdings viel, viel wertvoller als alle Knochen, welche hier beisammenliegen.“
    „So? Dann will ick jratulieren, denn da drüben jibt's noch mehrere solche Beine.“
    „Wirklich? Wo, wo?“
    „Da drüben, wo ick eben war.“
    Fritze deutete mit der Hand in die Richtung, welche er meinte; sein Herr eilte in derselben fort, indem er sagte: „Da muß ich hin, sogleich, augenblicklich!“
    „Halt!“ rief ihm der Stralauer nach. „Nicht jeradeaus; Sie müssen nach links umbiegen!“
    Aber der kleine, begeisterte Mann wollte keine Sekunde verlieren, sondern möglichst schnell an Ort und Stelle gelangen; darum drang er in gerader Richtung in das dichte Schilf ein. Einige Augenblicke später gab es ein nicht mißzuverstehendes Geräusch, und dann hörte man den Kleinen um Hilfe rufen. Auch Fritze war zurückgegangen, aber auf dem sicheren Wege; er sah den Indianer jenseits stehen und eifrig abwinken; darauf erscholl der Hilferuf. Der treue Diener dachte nicht an die eigene Gefahr, sondern sprang schnell in das Schilf ein. Als er fünf oder sechs Schritt zurückgelegt hatte, bot sich ihm ein Anblick, welcher ihn vor Schreck hätte erstarren lassen können. Das Wasser hatte eine schmale Bucht eingefressen, welche durch Rohr, Schilf und Binsen so verdeckt worden war, daß Morgenstern sie nicht bemerkt hatte. Er war hineingestürzt und steckte nun bis an den Hals im Wasser und im Schlamm. Das war nicht schlimm; gefährlicher, viel gefährlicher war ein anderer Umstand. Nämlich es arbeitete sich, von dem Geräusch des Falles herbeigerufen, ein Krokodil in die Bucht, welche glücklicherweise nur mit einem schmalen Graben zu vergleichen war. Dieser Mangel an der nötigen Breite hatte zur Folge, daß das Tier sich seiner Beute nur langsam nähern konnte; doch arbeitete und schob es sich mit gefräßigem Eifer weiter und weiter heran, so daß es, als Fritze kam, mit der Spitze seines Rachens nur noch drei Fuß von Morgenstern entfernt war. Dieser arbeite zwar auch, wobei er immerfort schrie, mit den Armen und Beinen, um der schrecklichen Gefahr zu entgehen, sank aber desto tiefer in den Schlamm ein, welcher ihn nicht loslassen wollte. Fritze verlor keinen Augenblick die Geistesgegenwart. Er hatte zum Glück sein Gewehr umhängen, während Morgenstern das seinige bei den Pferden gelassen hatte; er riß es vor, brach sich schnell bis zur Unglücksstelle Bahn, hielt die Mündung der Bestie gerade vor das Auge und drückte ab. Der Schuß krachte, das Tier schnellte vorn empor, kam um einen Fuß weiter vorwärts, blieb dann aber liegen. Fritze gab ihm auch noch den Inhalt des zweiten Laufes in das ausgeschossene Auge und rief dann, indem er tief aufatmete aus: „Jelungen, vollständig jelungen! Dat war jerade der letzte Augenblick vons vierte Rejiment! Der Walfisch sitzt fest; nun wollen wir den Jonas herausangeln. Fassen Sie mein Jewehr und jreifen Sie fest zu! Ick ziehe Ihnen aus dat Stillverjnügen heraus.“
    Morgenstern hielt den ihm zugereichten Kolben des Gewehres krampfhaft fest, und Fritze zog aus allen Kräften an dem Lauf; aber der tückische Schlamm wollte sein Opfer nicht so schnell hergeben. Da kam der Indianer und half mit. Den vereinigten Kräften gelang es nun, den verunglückten Gelehrten zu befreien.
    Aber wie sah er aus, als er nun triefend und duftend vor Fritze stand! Dieser, immer resolut, nahm ihm den vorher so schön roten Poncho von den Schultern, um ihn aus- und abzuschütteln, und räsonierte dabei in seiner drastischen und doch zugleich liebevoll besorgten Weise: „Wat ist Sie denn einjefallen, da anzuspringen? Dat hätte noch lange Zeit jehabt. Man muß nich sogleich jede Jelegenheit sofort benützen! Ick habe Ihnen doch zujerufen, nicht jeradeaus, sondern nach links zu jehen!“
    „Aber der

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