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36 - Die Omen von Kregen

36 - Die Omen von Kregen

Titel: 36 - Die Omen von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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vor uns schwebenden Schiffes abgeschossen worden waren – den größten Schutz aber boten die dicken Bordwände. Ehe ich das Kommando geben konnte, das nun fällig war, reagierte Deldar Phanton Vimura, Kommandant unserer Burschen auf dem Kampfdeck der Herz von Imrien, und ließ sie die gegnerischen Bogenschützen anvisieren. Es hätte ein interessanter Kampf werden können: Bogenschützen gegen Bogenschützen, doch schon richtete die Besatzung einer unserer Heck-Gros-Varters ihr Geschütz aus und schickte einen massiven Felsbrocken auf die Reise.
    Der erste Schuß riß eine Lücke in die Flanke des Aufbaus, der nächste vernichtete die gesamte hölzerne Flanke uns gegenüber.
    Gestalten wirbelten heraus.
    »Ich glaube, sie haben nicht damit gerechnet, daß wir so gut bemannt sind«, bemerkte Targon. »Findest du nicht auch, daß es an der Zeit ist, sie fertigzumachen?«
    »Ich werde ...«, setzte ich an.
    »Ich komme mit«, sagte Delia sofort.
    »Also gut, Targon«, bemerkte ich. »Leg los!«
    Ohne auf den herrschaftlichen Ehestreit zu warten, der eindeutig im Anzug war, eilte Targon zu seinen Leuten. Noch immer blieben sie erstaunlich leise, als sie sich von Schützen in Nahkämpfer verwandelten, über die Bordwand hinweg losstürmten. Dieser tödlich stumme, unwiderstehliche Ansturm mußte auf den Feind weitaus bedrohlicher wirken als jede Menge Geschrei. Wenn unsere Kerle dann doch noch die Stimme zu Hilfe nahmen, kurz bevor sie dem Feind auf dem eigenen Deck das Fell gerbten, dann brüllten sie. Aye, bei Vox! Sie brüllten dann laut genug, um den verflixten Gegner fortzublasen!
    »Du erstaunst mich immer wieder, Mann!«
    »Wieso? Weil es mir nicht gefällt, dich aufgespießt oder über Bord fallen zu sehen?«
    »Ich trage einen Sicherheitsgurt.«
    Ich kam mir wie ein Trottel vor. »Aye, aye«, grollte ich, »aber was das erstere angeht ...«
    »Ich kann mich allmählich des Gefühls nicht erwehren, Dray Prescot, daß du langsam weich wirst – und das sage ich dir nicht zum erstenmal.«
    An Deck des Schiffes, das an Steuerbord vor uns lag, gab es wirbelndes Durcheinander und lautes Geschrei. Das Schiff an Backbord schien bereits besiegt. Die Jungs waren einfach hinübergestürmt und hatten die Opposition fortgeschwemmt.
    »Wie dem auch sei«, sagte ich mit meiner knurrigsten Stimme, »jetzt ist es jedenfalls zu spät.«
    »Targon hatte wahrscheinlich recht. Die Gegner sind eine Luftstreitmacht und hatten keine Ahnung, daß wir so viele Kampftruppen an Bord hatten.«
    Wir schauten zu, wie die Offiziere ihren unterschiedlichen Pflichten nachkamen. Nordvallianische Flugboote flohen und versteckten sich wie fliehende Kaninchen in den Wolken. In dem dichten Dunst waren sie vor Anbruch der Dunkelheit kaum aufzutreiben, so daß wir auf eine Verfolgung von vornherein verzichteten. Prisenmannschaften gingen an Bord der erbeuteten Voller.
    Hunderte von Flaggen wehten stolz im Zwielicht des Abends, als wir auf unserem Kurs zurückflogen und schließlich im vordersten Feldzuglager am Brunnen des Abschieds landeten. Der unerwartete Erfolg unserer Expedition stimmte alle froh.
    »Bald stößt das Hauptheer zu uns«, bemerkte Korero. »Ob du mir dann noch so einen ruhigen Kampf spendieren kannst?«
    »Wir haben ein kleines Luftscharmützel gewonnen«, stellte ich mit ernster Stimme richtig. »Der große Kampf steht noch aus. Ehrlich – ich kann dir deine Frage nicht beantworten.«
    »Wie San Blarnoi sagt«, bemerkte Delia, »mit Hoffnung allein läßt sich kein Getreide ernten.«
    »Ebensowenig verursacht sie eine Änderung der Windrichtung.« Ich beobachtete die Blätter der Bäume, die den Brunnen säumten. »Aber als alter Seemann spüre ich, wenn der Wind dreht. Bald wird die Flotte bei uns sein. Dann, meine Freunde, werden wir sehen, was sich tut.«

5
     
     
    Mein Sohn Drak kam in das Lager am Brunnen des Abschieds geflogen, um mich zu besuchen. Delia und ich teilten uns ein schlichtes Zelt – gewiß, es war ein wenig vornehmer als die anderen, aber schließlich hatte der Flinkfingrige Minch recht, wenn er sagte, daß ich ja immerhin der Bursche sei, den das Volk sich zum Herrscher erwählt hatte, so daß ich um seinetwillen ruhig ein bißchen was darstellen könnte.
    Der Flinkfingrige Minch, ein enger Vertrauter, ein Kampeon von hervorragendem Ruf, befehligte die Leute, die sich während eines Feldzuges um mich kümmerten. Delia hatte für sich ähnlich spartanisch vorgesorgt. Sie strahlte vor Freude darüber, ihren

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