36 - Die Omen von Kregen
Gedanke, nach Huvadu zurückkehren zu können! Tief in meinem Herzen habe ich das nicht für möglich gehalten.«
Nango schwieg.
Ich war ein wenig verwirrt. »Bei Vox, Marion! Eigentlich hätte ich angenommen, du wärst außer dir vor Freude!«
»Doch, doch, ich freue mich durchaus, daß Huvadu wieder mir gehören soll. Ja, das stimmt. Aber wenn ich dorthin reise, um das Kommando über die Streitmacht zu übernehmen, die Prinz Drak entsendet, werde ich dich verlassen. Und mein prächtiges Regiment Jikai-Vuvushis!« Sie legte sich den Mittelfinger unter das Auge. »Und die Herrscherin Delia.«
Darauf gab es keine vernünftige Antwort, und so begnügt ich mich mit den Worten: »Unsere besten Wünsche begleiten dich, Marion.«
Dann kam mir aus irgendeinem Abgrund eine Idee, die ich sofort aussprach. »Oh«, fügte ich hinzu, »natürlich wirst du deine Mädchen mitnehmen, Marion. Etwas anderes lasse ich nicht zu.«
Ehe sie darauf reagieren konnte – und ich wußte wirklich nicht, wie sie diesen Überfall aufnehmen würde –, erschien Delia neben ihr, und ich konnte weiterreiten, um mich um eine Gros-Varter zu kümmern, die in letzter Zeit schief geschossen hatte.
6
Die Schlacht von Gwalherm erwies sich als knappe, verzweifelte Angelegenheit.
Der Königs-Emporkömmling von Nord-Vallia lockte uns geschickt vor eine stark befestigte Position, die wir normalerweise umgangen und möglicherweise abgeschirmt hätten. Wie die Dinge aber lagen, hatte er die Linie seiner Abwehrpositionen so gelegt, daß sie eine bequeme Marschroute absperrten. So rutschten wir in den Kampf, noch ehe wir uns dessen bewußt waren.
Schließlich vermochten wir ihn zurückzudrängen; der prächtige Angriff einer Division schwerer Kavallerie lieferte die Entscheidung.
Ich nenne diesen König Emporkömmling – nun ja, bei Krun, das gleiche galt aber auch für mich.
Mein Aufstieg war allerdings die Folge davon, daß das vallianische Volk mich zu seinem Herrscher berief. Uns lagen Berichte über die Grausamkeit des nordvallianischen Königs vor, der offenbar mehrere Namen trug. Die neueste Bezeichnung, die er zu benutzen schien, war Nath der Allergrößte. Vorher war er uns als Naghan der Mächtige und Larghos der Prächtige bekannt gewesen. Wie er richtig heißen mochte, wußte niemand, und nun ist auch klar, warum ich ihn in meinem Bericht bisher nicht mit einem Namen belegt habe. Nun rückten wir ihm auf den Leib, und es wurde Zeit, der Sache einen Namen zu geben, wenn es dafür nicht schon zu spät war.
Nordwestlich von Erstveheim liegt das Vadvarat Venga in einer Art schmalen Küstenscheibe.
Nun ja, mit Venga war das so eine Sache. Die Vadnicha dieses Gebiets, Ashti Melekhi, hatte sich schon vor langer Zeit ihren Weg zu den Eisgletschern Sicces gesucht. Ich fragte mich, wie es ihr dort ergehen mochte und ob die Kräfte des Schicksals, die mit ihren Harfensaiten lange klagende Laute des Geschicks erklingen lassen, sie bereits in das dahinterliegende sonnige Oberland hatten vordringen lassen.
Wir mußten eine Streitmacht nach Venga schicken, das lag auf der Hand.
Ich hatte den Vorschlag abgeschmettert, die Achte Armee aufzuteilen, um neben unserem nach Osten gerichteten Vorstoß auf Seg und Drak gleichzeitig auch nach Norden auf Evir-Gebiet zu ziehen.
Venga aber würde hinter uns liegen, wenn wir nach Osten weitermarschierten. Schließlich wurde ein Korps aufgestellt und unter dem Kommando Chuktars Modo Na-Du losgeschickt, eines ungemein fähigen Pachaks aus Zamra. Natürlich gingen uns diese Divisionen unterdessen ab, aber nachdem Vallia bis auf die nördlichen Provinzen wiedervereinigt war, konnten wir in erfreulichem Umfang auf Verstärkung hoffen.
Später saßen wir am Lagerfeuer, nachdem wir die Verwundeten besucht und mit den Swods einige Lieder gesungen hatten. »Du hast die arme Marion ziemlich grob behandelt«, sagte Delia.
»Findest du? Ich weiß nicht. Sie war ungemein stolz auf ihre Mädchen.«
»Ja. Es freute sie besonders, daß sie zur Jurukker-Jikai des Herrschers gehörten.«
»Du weißt, wie nervös ich werde, wenn ich Mädchen im Kampf erlebe ...«
»Ich weiß.« Sie legte die Hand auf die meine, und ich drehte die Finger nach oben und umfaßte sie. »Du bist ein komischer Kerl, besonders für einen Herrscher. Weißt du, Dray, eigentlich hätten wir es Jilian überlassen sollen, die Jikai-Vuvushis des Garderegiments aufzustellen.«
»Das hätte mir gefallen, Jilian die Süße – ich wüßte nur zu
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