Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

Titel: 3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kamps
Vom Netzwerk:
dass sie noch niemand zum Schweigen gebracht hat, sondern hoffe auch inständig, dass sie bereits über alle Berge ist, wenn ich frühstücke.
     
    Aber dieses M al werden meine Gebete nicht erhört, denn sie ist leider immer noch da, als ich zurückkomme, und versüßt mir mit ihrer Anwesenheit mein Frühstück. Hatte sie vorhin einfach “nur” rücksichtslos laut geredet, fängt sie jetzt auch noch an, irgendetwas Choral-ähnliches zu singen, so dass ich ihr am liebsten meine Bananenschale an den Kopf werfen möchte.
     
    Na ja, wenn ein Tag so wunderschön beginnt , ist alles drin, also wird der Weg heute auch irgendwie doof, ziemlich anstrengend und macht irgendwie keinen Spaß. Endlich habe ich mal wieder Grund zu meckern. Der einzige Höhepunkt ist das sehenswerte mittelalterliche Dorf Saint Colme d’Olt mit seiner interessanten, in sich gedrehten Kirchturmspitze.
     
    Als ich weiterlaufe nach Espalion , fährt so etwas wie ein Oldtimer-Moped-Treffen mit mindestens 1000 Mopeds an mir vorbei. Einer von ihnen meint es besonders gut und will mir bei 50 Sachen im Vorbeifahren mal eben auf die Schulter klopfen. Dabei haut er mich nicht nur fast um, sondern mir auch meinen Stock aus der Hand! Er schaut nur kurz über seine Schultern, ruft mir eine lapidare Entschuldigung zu und fährt weiter.
     
    Et voila, die Niederlage der Deutschen im Finale der Europameisterschaft rundet diesen wundervollen Tag ab! Zugegeben, es gab ja auch kleine Highlights heute.
     
    Außer Saint Colme und Espalion selbst, ist d ie zwar moderne, aber sehr saubere und schöne Gite zu einem noch akzeptablen Preis (15,-- Euro) eines davon. Ich finde niemanden an der Rezeption, also suche ich mir ein freies Bett und gehe nach der Dusche in die benachbarte Bar, um zu fragen, ob sie wüssten, wer für die Gite zuständig sei. Sie rufen die zuständige Person an und erklären mir, dass sie erst am nächsten Morgen zum Kassieren kommen wird.
     
    Als ich frage, wo ich etwas zu essen bekommen kann, sagt mir Yaya, die Besitzerin der Bar, dass sie noch eine Lasagne übrig habe, die ich gerne haben könne. Später treffe ich sie und ihre Freundin auf dem Campingplatz von Espalion und freue mich auf das Endspiel, das dort auf einem tollen großen Fernseher läuft.
     
    Gerade habe ich mich zu Yaya und ihren Freunden gesellt und mein großes Bier bekommen, da wundere ich mich , warum der Fernseher ohne Ton ist, es laufen doch schon die Nationalhymnen. Ich frage an der Bar, ob es vielleicht möglich wäre, den Ton anzustellen, bekomme aber zur Antwort, dass sich wohl sonst keiner für das Spiel interessiert und deshalb der Ton ausbleibe.
     
    N ach dem katastrophalen Abschneiden Frankreichs beim Turnier, macht mir die Fußball-EM in Frankreich langsam keinen Spaß mehr. Ich kippe also mein Bier auf ex runter und renne fast in die nächste Bar, in der das Spiel zwar auf einem kleineren Fernseher, aber wenigstens mit Ton läuft. Ich bin natürlich wieder der einzige Deutsche und alle stehen auf der Seite der Spanier.
     
    Als der Kellner irgendwie merkt, dass ich aus Deutschland bin, werde ich von ihm während des gesamten Spieles angefeindet und ein aus Rumänien stammender Franzose, der sich zu mir gesellt und der einzige nette Mensch in dieser Bar zu sein scheint, erklärt mir warum: Der Kellner würde die Deutschen immer noch hassen wegen eines rüden und folgenschweren Fouls des damaligen deutschen Torwarts Toni Schumacher im Halbfinale der WM 1982 (!) gegen Battiston, wodurch nach dem Spiel sogar, unglaublich, aber wahr, in der französischen Presse alte
     
    Ressentiments gegen den ehemaligen Kriegsgegner Deutschland geschürt wurden und wieder das Bild des bösen Deutschen hervorgerufen wurde.
     
    Obwohl sich sogar der damalige französische Präsident Francois Mitterand und der deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt genötigt sahen, eine gemeinsame Presseerklärung herauszugeben , und obwohl sich Schumacher bei Battiston entschuldigte und später sogar zu dessen Hochzeit eingeladen wurde, scheint das einigen dummen Menschen bis heute, 26 Jahre später, immer noch nicht zu reichen. Tja, Fußball und Emotionen, unglaublich!
     
     
     
    Fazit des Tages: Wie überall auf der Welt, so gibt es auch in Frankreich tolle Menschen und Arschlöcher!
     
    Zum Glück sind Letztere in der Unterzahl!
     

Montag, 30. Juni, 49. Tag:
     
     
     
Espalion - irgendwo hinter Montegut, 17 km
     
     
     
    Eigentlich wollte ich noch einen Tag bleiben, weil ich ziemlich

Weitere Kostenlose Bücher