3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)
schon von Marry Ellen in Le Puy wärmstens empfohlen worden war, ist wunderschön urig, hat enormen Charme und wieder diese besondere Atmosphäre.
Mal abgesehen von der Lage kann sie es locker mit der Domaine du Sauvage aufnehmen. Vincent, der Besitzer der Herberge, ist mittlerweile in Pilgerkreisen be rühmt für sein hervorragendes Alligot, eine Spezialität dieser Region aus Kartoffeln und Käse, dass ähnlich, aber viel besser als Kartoffelpüree schmeckt. Klar, dass wir uns also das Abendessen hier nicht entgehen lassen und uns Halbpension gönnen.
Meine beiden Schweizerinnen und ich haben ein 4 -Bett-Zimmer mit Bad und frisch bezogenen Betten für uns alleine. Auch mal wieder schön, in einem frisch bezogenen Bett zu schlafen und den Schlafsack ruhigen Gewissens mal eingepackt lassen zu können, was nicht allzu oft vorkommt. Es wäre wirklich eine kleine Sünde gewesen, das Abendessen auszulassen, denn das ist eine große Sünde wert! Es gibt Lammfleisch mit Alligot und Rotwein dazu!
Nach dem Abendessen hole ich die US-Amerikanerin Annette vom Bahnhof ab. Nach Genf waren wir in Kontakt geblieben und da sie mit dem Zug quer durch Europa unterwegs ist und erwähnt hatte, auch noch mal in Frankreich zu sein, hatte ich vorgeschlagen, dass wir uns irgendwo in Frankreich nochmal treffen könnten. Schön, dass es mit unserem Wiedersehen klappt, Mobiltelefon und Internet sei Dank!
Schade nur , dass Joe, Dante und Dave nicht auch hier sind, aber sie hatten für ihren weiteren Trip Frankreich nicht mehr im Programm. Nachdem wir uns in Genf getrennt hatten, war sie noch mit Dante und Dave weiter nach Italien gefahren und dann nach Spanien. Von hier aus will sie dann weiter nach England. Es wird mal wieder ein sehr schöner Abend und mal wieder nicht alleine. Es ist der siebte Abend in Folge, dass ich abends nicht alleine bin und seit einigen Tagen bin ich auch tagsüber in wunderbarer Gesellschaft, was mich regelrecht aufblühen lässt.
Fazit des Tages: Jetzt wissen wir es: Es gibt in Frankreich nicht nur den TGV (Train a grande vitesse), sondern auch den PGV, den Pelerin a grande vitesse!
Mittwoch, 25. Juni, 44. Tag:
Aumont Aubrac, lauf- aber nicht arbeitsfrei!
Weil Annette da ist, sie keine guten Schuhe zum Wandern dabei hat und auch das bekannte Problem hätte, aus dem Aubrac wegzukommen, bleibe ich noch einen Tag länger hier. Nach dem herzlichen Abschied von Claudia und Zoe, der ich übrigens meine Isomatte mitgegeben habe, biete ich Vincent an, mit Annette unsere zweite Übernachtung abzuarbeiten. Er ist einverstanden. Also räume ich etwa eine Stunde lang Holzbohlen aus dem Eingangsbereich auf einen Speicher, wo sie Annette annimmt. Als ich die letzten beiden Bohlen hochstemme, um sie Annette anzugeben, verstauche ich mir prompt meinen Daumen!
Langsam bekomme ich das Gefühl , ich sollte auf dem Jakobsweg vielleicht doch nicht arbeiten. An vier Tagen bisher habe ich meine Übernachtung und die Verpflegung abgearbeitet und drei Mal ist mir etwas passiert: der üble und tiefe “Kratzer” in Tobel bei der Cowboy-Arbeit, der Hexenschuss bei der Gartenarbeit in Rüeggisberg und jetzt der Daumen! Nach getaner Arbeit und gut gekühltem Daumen machen Annette und ich eine kleine Wanderung.
Am Abend gehen wir in eine kleine Bar im Zentrum, um uns dort das Halbfinale der Fußball-EM, Deutschland gegen die Türkei, anzuschauen. Trotz Bildausfällen in hochdramatischen Momenten gewinnt Deutschland und zieht ins Finale ein. Bei der Nationalhymne vor dem Spiel werde ich irgendwie ganz still und bekomme eine Gänsehaut…!
Fußball ist ja sowieso schon einer der Kristallisationspunkte patriotischer Gefühle, aber weil ich gerade nicht irgendeine Reise mache, sondern mich meine Füße schon fast 900 Kilometer weit weg aus meiner Heimat getragen haben , ist das für mich heute ein besonderes Gefühl.
Fazit des Tages: Ich sollte nicht arbeiten auf dem Camino!
Donnerstag, 26. Juni, 45. Tag:
Immer noch Aumont Aubrac, nur relaxen!
Annette und ich lassen es uns im schönen Garten der Ferme du Berry gutgehen und ich lese zum ersten Mal seit meinem Aufbruch in Deutschland ein Buch, das ich von Zoe bekommen habe. Sie hatte es auch von einem Pilger geschenkt bekommen und bat mich, es ebenfalls weiterzugeben. Es heißt “Veronika beschließt zu sterben” von
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