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3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

Titel: 3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kamps
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in unseren Rucksäcken. Nach dem anstrengenden Aufstieg sind wir natürlich gierig nach Kalorien und Energie, stopfen also die Erdnüsse in völliger geistiger Umnachtung in uns hinein und scheinen zu vergessen, dass salzige Erdnüsse durstig machen …!
     
    Ernüchtert stellen wir nach unserer Erdnuss-Orgie fest, dass wir insgesamt nicht einmal mehr einen halben Liter Wasser übrig haben. Also geht’s nicht nur ohne heiße Dusche und heißes Essen, sondern auch durstig und immer noch hungrig ins “Bett”. Es wird eine verdammt harte und ungemütliche Nacht.
     
     
     
    Fazit des Tages: Manchmal muss man wohl durch die Hölle gehen, um dem Himmel nah zu sein.
     

Freitag, 16. Mai, 4. Tag:
     
     
     
Hörnli (1.133 m) - Rapperswil (409 m), 25 km
     
     
     
    Als wir heute Morgen aufwachen, stellen wir fest, dass der Gasthof tatsächlich doch einen Gast hat, nämlich Ruth! Gestern war sie klüger als wir und hatte sich telefonisch angekündigt. Weil sich außer Ruth kein anderer Pilger oder Wanderer angekündigt hatte, war der Gastwirt nach ihrer Ankunft ins Tal gefahren und deshalb die Herberge bei unserer späten Ankunft schon geschlossen.
     
    Dank Ohropax und verdientem tiefe m Pilgerschlaf hatte Ruth mein verzweifeltes Rufen letzte Nacht nicht gehört. Aber trotzdem ist ihre Anwesenheit ein Segen für uns, weil wir in den Genuss einer heißen Dusche und vor allem eines Frühstücks inklusive heißen Kaffees kommen. Das Frühstück ist natürlich nur für Ruth vorbereitet, aber glücklicherweise ist es genug, um drei hungrige Pilger satt zu bekommen.
     
    Da auch keiner da ist , den wir danach fragen könnten, gehen wir einfach mal davon aus, dass Frühstück und Dusche für uns kostenlos sind, als Entschädigung dafür, dass wir draußen übernachten mussten. Das 360°-Panorama ist atemberaubend schön und wie eine Belohnung für die Anstrengungen des Vortages. Als ich das Panorama fotografieren will, stelle ich frustriert fest, dass das Display meiner gerade 1 Woche alten Digitalkamera kaputt ist.
     
    Um sie vor den unglaublich vielen potenziellen Dieben zu ver stecken, die bei dem einladenden Wetter in der letzten Nacht sehr wahrscheinlich auf dem Hörnli unterwegs waren, hatte ich sie mit in meinen Schlafsack gepackt und war wohl irgendwie draufgelegen. Also werde ich wohl die nächsten Tage im Blindflug fotografieren müssen und mir bei nächster Gelegenheit eine neue zulegen.
     
    Nachdem ich die Blasen an meinen Füßen wieder mit Schwedenkräutern - übrigens die einzige Arznei, die ich im Gepäck habe - und Pflastern versorgt habe, stecke ich sie wieder lustlos in die nassen Wanderschuhe, die ja über Nacht nicht trocknen konnten, und wir machen uns zu dritt an den Abstieg. Der Weg wird wieder traumhaft schön und wir wandern auf Höhenwegen, mit Blick auf die Alpen und den Zürichsee.
     
    Genießen kann ich die schönen Panoramen aber immer weniger, weil es meinen Füßen immer schlechter geht, und irgendwann versuch ich mal zwei von Ruth gespendete Blasenpflaster. Damit werden die Schmerzen aber nur noch schlimmer, also reiß ich sie nach einer Stunde fluchend wieder runter von meinen Füßen und greife wieder auf die mit Schwedenkräuter getränkten Pflaster zurück.
     
    Ich werde zu einer richtigen Pilgerschnecke und muss wegen der Schmerzen alle paar Kilometer pausieren. Ruth geht ihr eigenes Tempo und auch Harald könnte zügiger laufen als ich. Ständig sage ich ihm, dass es mir nichts ausmache wenn er vorliefe, aber obwohl meine Laune wegen meiner unerträglichen Schmerzen ähnlich unerträglich wird, passt er sich meinem Tempo an und wird so zu einer ungeheuer wichtigen Unterstützung für mich und zu meinem ersten wichtigen Weggefährten.
     
    Ein paar Stunden vor unserem Etappenziel werden wir von einer sehr netten Familie (Rafael, Simone und deren Tochter Ronja), an deren Garten wir vorbeilaufen und die wir um Wasser bitten, spontan auf ein Bier eingeladen und kommen einmal mehr in den Genuss schweizerischer Gastfreundschaft.
     
    Tatsächlich schaffen wir es gemeinsam bis nach Rapperswil am Zürichsee, wo wir, knapp 11 Stunden nach unserem Aufbruch auf dem Hörnli, das Kapuzinerkloster erreichen. Hier soll es laut unserer Wanderführer ein Zimmer geben, das die Mönche Pilgern gegen eine Spende zur Verfügung stellen.
     
    Harald und ich bekommen Streit, weil ich noch an der Pforte klingeln will, trotz des Hinweises, bitte nur bis 17:30 Uhr zu klingeln. Mein Argument, dass gerade ein

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