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3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

Titel: 3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kamps
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schon mal in dieser Stadt ist, kann man sich ja mal gemeinsam die Kondom-Ausstellung anschauen, die aber eher enttäuschend ist. Übrigens wurde das Präservativ nicht, wie man meinen könnte, nach dieser Stadt benannt, sondern nach dem Leibarzt des englischen Königs Charles des II., Dr. Condom, in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, der Hammeldärme zur Empfängnis und Infektionsverhütung empfohlen haben soll. Wir schauen uns noch die schöne spätgotische Kathedrale an und gehen für das Abendessen einkaufen. Heute koche ich.  Es gibt Rührei.
     
     
     
    Spruch des Tages (heute mal von mir und passend zur Stadt): “Wenn ich in Spanien pleite bin, prostituiere ich mich. Gibt es einen Pilgerstrich?”
     
     
     

Donnerstag,17. Juli, 66. Tag:
     
     
     
Condom - Eauze, 33 km
     
     
     
    Ich stehe heute für meine Verhältnisse schon abartig früh auf, nämlich um 06:00 Uhr! Trotzdem komme ich erst um 08:00 Uhr los. Ist ja nix Neues, dass ich morgens eine ziemlich lange Leitung habe, aber ich bin ja auf dem Jakobsweg und nicht auf der Flucht. Das Wetter ist heute durchwachsen, die Sonne zeigt sich gnädig und selten.
     
    Kurz vor Eauze fängt es an zu regnen, aber nicht heftig, sondern ganz angenehm. In einem Waldstück treiben mich die Mücken derart zum Wahnsinn, dass ich vor dem nächsten Waldstück, um das ich nicht herumkomme, kurzerhand, obwohl es sehr schwül ist, meine lange Hose und meine Jacke anziehe, um nicht wieder ein gefundenes Fressen für Millionen von Mücken zu sein. Ich ziehe sogar meine Kapuze auf und verstecke meine Hände in der Jacke, so dass wirklich nur noch mein Gesicht frei ist.
     
    So erreiche ich Eauze zwar ausgelaugt, aber nicht ausgesaugt. In Eauze haben wir bei Brigitte reserviert, die in ihrem Haus ein Zimmer für Pilger anbietet. Auch ihre Gastfreundschaft ist schon fast aufopferungsvoll. Sie fordert uns sogar auf, ihr unsere Wäsche zum Waschen zu geben. Das Beste aber ist die Telefon-Flatrate in alle europäischen Festnetze, was natürlich von uns allen ausgiebig genutzt wird. Auch mal schön, nach Hause zu telefonieren!
     
    Übertroffen wird die Flatrate noch von Brigittes Abendessen: Wir werden verwöhnt mit Seezunge, Reis und Gemüse, einem der besten Abendessen meiner Reise! Außer Jean Marie, Zoe und mir ist noch ein sehr sympathisches Pilgerpaar anwesend und Brigittes zwei Kinder, also Abendessen zu acht! Es wird eine lustige Runde und ein schöner Abend.
     
     
     
    Zahl des Tages: 1000 (noch zurückzulegende Kilometer bis Santiago de Compostela)! Tolles Gefühl, ab jetzt ‘nur’ noch eine dreistellige Distanz vor mir zu haben.

Freitag, 18. Juli, 67. Tag:
     
     
     
Eauze - Nogaro, 20 km
     
     
     
    Momentan geschieht nicht wirklich viel. Der Weg an sich und die Tatsache, dass ich jetzt schon eine Distanz zurückgelegt haben, die manchem sogar mit dem Auto zu groß wäre, ist spektakulär genug. Zuerst bin ich heute wieder alleine unterwegs. Ich überquere irgendwann den Greenwich- bzw. Nullmeridian und lerne die aus der französischsprachigen Schweiz stammende Natalie kennen, die mal sehen will, wie weit sie in ihrem Urlaub, also in sieben Tagen, kommt. Am Ende wird es weiter sein, als sie es sich hätte träumen lassen.
     
    Wir laufen aber nur ca.10 Minuten zusammen, weil ich an einem viel zu verlockenden Weiher mal wieder einen Badestopp einlege. Es ist momentan sehr heiß und ich nutze einfach so gut wie jede Gelegenheit. Wie auch an allen anderen Seen und Flüssen, so jedenfalls mein Eindruck, ist natürlich auch hier Baden verboten, und ich denke mir, dass manche Verbote wirklich nur dazu da sind, um gebrochen zu werden.
     
    Später hole ich Na talie in einem Dorf wieder ein. Sie hat gerade Pause gemacht und wir beschließen, gemeinsam unseren Weg bis nach Nogaro fortzusetzen. Ich passe mich ihrem gemächlichen Tempo an und wir lassen uns viel Zeit inklusive einiger Pausen. In der Gite in Nogaro treffen wir außer Jean Marie und Patrick auch Danielle wieder. Er ist nicht mehr mit Katherine zusammen, worüber natürlich getratscht wird. Auch auf dem Jakobsweg gibt es also Klatsch und Tratsch!
     
    Zoe ist nicht da. Sie ist weitergelaufen, weil sie wieder etwas Zeit für sich haben möchte. Mittlerweile verstehe ich voll und ganz, wenn jemand Zeit für sich braucht und sie sich nimmt. Eben auch wie im wahren Leben. Die Gite ist direkt neben der für Nogaro bekannten Rennstrecke gelegen, also entsprechend laut!
     
    Zur Erleichterung aller gibt

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