3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)
mit einem Mann ins Gespräch kam, der gerade des Weges kam.
Wie es der Zufall (oder das Schicksal?) wollte, stellte er sich a ls der Bruder desjenigen Mannes heraus, der gerade einen Käufer suchte für das Haus unterhalb der Statue und das auch noch zu einem guten Preis! Da Jean Marie, Zoe und ich die Herberge für uns haben, fühlen wir uns fast wie in unserem eigenen Ferienhaus. Wir relaxen ausgiebig, und Zoe verwöhnt uns mit einer wunderbaren Massage.
Danach bummeln wir durch das eigentlich nicht sehr sehenswerte Moissac. Sehr sehenswert dagegen ist allerdings der Kreuzgang der ehemaligen Benediktinerabtei Saint Pierre de Moissac, wegen dem alleine es sich lohnt, einen Tag länger hier zu bleiben.
Der perfekt restaurierte und erhaltene Kreuzgang aus dem 11. und 12. Jahrhundert zählt zu den Meisterwerken seiner Zeit, ist zu Recht Weltkulturerbe der UNESCO und nicht nur für Interessierte einfach ein Muss!
Pilger bekommen gegen Vorlage ihres Ausweises sogar Ermäßigung auf den Eintrittspreis, also ein Grund mehr für einen kulturellen Ausflug der Sonderklasse. Unfassbar, dass dieses Weltkulturerbe beinahe dem Erdboden gleichgemacht worden wäre für eine Eisenbahntrasse, damit sie nicht um das Kloster herum geführt werden muss!!!
Erst in letzter Minute , so erzählt uns Dini, konnte diese „Beinahe-Schande“ zum Glück verhindert werden. Nach unserer Sightseeing Tour treffen wir zufällig Dini in der Stadt und wir laden sie spontan in unser ‘Ferienhaus Petite Lumiere’ zum Abendessen ein.
Klar, dass der Abend mit so vielen sympathischen Leuten (Anne, eine Freundin von ihr, Zoe, Dini und Jean Marie) nur super werden kann! Mit Anne vereinbare ich mal wieder Übernachtung gegen Mitarbeit, was mir immerhin 15,-- Euro spart. Muss ja auf meine Kohle achten.
Fazit des Tages: Wir haben uns alle in Anne verliebt! Sie ist toll!
Sonntag, 13. Juli, 62. Tag:
Moissac - Auvillar, 20,5 km
Weil ich ja mit Anne vereinbart habe, meine Kosten für die Übernachtung abzuarbeiten, verabrede ich mich für den Abend mit Zoe und Jean Marie in Auvillar. Den ganzen Vormittag stehe ich auf einer wackeligen Leiter und beschneide in luftiger Höhe die Palmen in Annes Garten. Eine ziemlich halsbrecherische Aktion. Aber egal, wenn ich von der Leiter falle, wird mich Anne sicher wieder gesundpflegen!
Irgendwann fordert mich Anne auf aufzuhören, weil sie dann doch nicht die Verantwortung für eventuelle Schäden übernehmen möchte. Gegen Mittag nehme ich also schweren Herzens Abschied von Anne. Die Strecke nach Auvillar ist lauftechnisch eine der angenehmsten bisher. Bis auf die letzten fünf Kilometer führt sie zwischen dem Canal du Midi und dem Fluss Tarn entlang.
Selbst wenn die Sonne heute brennen würde, wäre es nicht so schlimm, weil der gesamte Weg am Kanal quasi unter Bäumen entlang führt, also schön im Schatten liegt. So angenehm der Weg auch ist, so eintönig ist er auch. Hab ja schon wieder was zu meckern. Es geht stundenlang geradeaus (es sollte in Spanien aber noch viel schlimmer kommen…, also lächle und sei froh) und die einzigen Highlights sind die Hausboote, an denen ich vorbeilaufe oder die an mir vorbeischippern, und die Schleusen, durch die sie hindurch müssen.
Kurz vor meiner Ankunft in Auvi llar überquere ich die Garonne und obwohl es nicht mehr weit ist bis zur Gite, hänge ich meine Füße in den Fluss, lasse sie sich darin ein wenig vom Marsch erholen, relaxe eine Weile und beobachte ein paar Angler. Dann bewältige ich die erste und einzige Steigung des Tages und die letzten 500 Meter bis nach Auvillar. Die Gite in dem sehr hübschen Dorf ist fantastisch und kommt meiner Vorstellung von der perfekten Gite schon extrem nah.
Als ich ankomme , sind Zoe und Jean Marie nicht da, also suche ich das Zimmer, in dem ihre Rucksäcke stehen, und finde dort auch noch ein freies Bett.
Kurz darauf tauchen sie auf , und wir trinken erst mal einen Kaffee mit Traumpanorama im Garten der Gite. Seit einiger Zeit schon habe ich mir angewöhnt, immer drei kleine Tüten dabei zu haben: eine mit Instant-Kaffee, eine mit Zucker und eine mit Salz. Da ich mittlerweile auch einen Becher habe, kann ich mir überall, wo ich Wasser kochen kann, auch meinen Kaffee zubereiten und bin morgens genießbar.
Später, während unseres gemeinsamen Abendessens im schönen Garten der rustikalen Gite, genießen wir die tolle
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