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3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

Titel: 3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kamps
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ist übrigens auch Stier und Tiger!
     
    Drei Pilger, die sich vom Bodensee aus auf den langen 2.400 Kilometer langen Weg gemacht haben , und alle drei sind Stier und Tiger! Später trennen sich unsere Wege, wir vereinbaren aber, uns am 28. August, den voraussichtlichen Tag unserer Ankunft, in Santiago vor der Kathedrale zu treffen und unsere Ankunft zu feiern und tauschen für alle Fälle unsere Handynummern aus.
     
    I n einer unserer Pausen treffen wir wieder spanische Pilger. Nachdem sie von Eduardo erfahren haben, wo ich losgelaufen bin, lassen sie es sich nicht nehmen, sich mit mir und meinen drei zusammengetackerten und 1,50m langen Pilgerausweisen fotografieren zu lassen.
     
    Ich sollte langsam Geld dafür nehmen, ist ja nicht das erste Mal. Wenn ich abends den Ausweis zum Abstempeln vorlege, sind die erstaunten Gesichter in den Herbergen trotzdem immer wieder ein Spaß für mich.
     
    Für unsere Übernachtung haben wir wieder eine private Herberge reserviert. Mit 10,-- Euro ist sie für Galicien sehr teuer (öffentliche kosten eine freiwillige Spende bis maximal 5,-- Euro), aber dafür mit nur 14 Betten in zwei Räumen fast schon familiär und bezaubernd schön.
     
    Mit Sicherheit sogar eine der „Top 3“-Herbergen des gesamten Weges, wenn nicht die schönste. Bei klassischer Musik, eine CD von der Tochter des Besitzers, essen wir zusammen zu Abend und planen unsere letzten Etappen nach Santiago. Es sind noch etwa 67 Kilometer, die die anderen in zwei Tagen schaffen wollen. Obwohl ich mir eigentlich mehr Zeit nehmen will, fällt mir die Entscheidung dann doch nicht schwer, weil ich gerne zusammen mit den vieren in Santiago ankommen will.
     
    27 Kilometer sind es bis nach Arzua, wo es auch eine Herberge gibt, aber dann hätten wir mit 40 Kilometern am letzten Tag eine Etappe, die uns allen zu lang wäre. Die nächste Herberge nach Arzua ist nochmal 13 Kilometer weiter, also insgesamt 40 von hier, also entscheiden wir uns, unabhängig vom Standort der Pilgerherbergen, morgen etwa die Hälfte der 67 Kilometer zu laufen und irgendwo, irgendwann unter freiem Himmel unsere letzte Nacht vor Santiago zu verbringen.
     
     
     
    Fazit des Tages: Meine Gruppe ist süchtig nach Vaseline (soll gut gegen Blasen sein)!
     
    Frage des Tages: Muss man erst Stier und Tiger sein, um verrückt zu werden?
     
     
     

Dienstag, 26. August, 106. Tag:
     
     
     
San Xulian - irgendwo bei Calle, ca. 34,5 km
     
     
     
    Also dann, vorletzte Etappe bis Santiago! Nachmittags machen wir eine lange Pause in einer Pulperia in Melide, einem Restaurant, in dem wir uns die galicische Spezialität schlechthin bestellen. Eduardo schwärmt schon seit Tagen fast mehr für Pulpo (Krake) als für Mozart und es schmeckt wirklich nicht schlecht, ungefähr wie etwas zähes Hühnchenfleisch.
     
    Bis lange nach Einbruch der Dunkelheit laufen wir weiter durch die üppigen Landschaften, durch Eichen und Eukalyptuswälder. Von dem für diese üppige Landschaft Galiciens verantwortlichen und normalerweise häufigen Regen sind wir bisher übrigens fast komplett verschont geblieben. Schon in Arzua versorgen wir uns mit Proviant, weil wir ja draußen schlafen wollen und sonst ab hier ein echtes Versorgungsproblem hätten. Mit Stirnlampen leuchten wir uns den Weg durch die Wälder in der Mitte von Nirgendwo und ich werde langsam mürrisch, weil ich endlich unser Nachtlager aufschlagen und essen möchte. Meine Freunde wollen aber noch weiter. An einem einsam gelegenen privaten Haus mitten im Wald klingeln wir und fragen, ob es vielleicht irgendwo, von uns aus auch etwas abseits des Weges, eine überdachte Schlafmöglichkeit gibt.
     
    Wir bekommen tatsächlich den entscheidenden Tipp, dass es in einer kleinen Ansiedlung etwa 15 Minuten abseits des Weges eine alte, leerstehende Schule gibt, zu der der Gastwirt der einzigen Bar des Ortes den Schlüssel hat. Optimistisch machen wir uns auf den Weg dorthin.
     
    Obwohl mit fünf müden, durstigen und hungrigen Pilgern konfrontiert, tut d er Wirt der kleinen Bar so, als wüsste er nichts von einer Schule und erst recht nichts von einem Schlüssel, aber der Wirt hat die Rechnung ohne Carolina gemacht. Dank ihres geradezu umwerfenden Charmes und brillanter Überredungskünste rückt er dann doch ein paar Minuten später den Schlüssel raus und wir haben ein kleines altes Schulhaus ganz für uns.
     
    Dort gibt es zwar keine Dusche, aber eine Toilette und immerhin kaltes fließendes Wasser. Ich bin si cher,

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