365 Geile Nacht Geschichten Band 2 Juli
schwängerte. Auch seine Stute wurde aufgeregter, tänzelte schon vorfreudig. In dem Moment entdeckte er auch etwas, was einem alten Gemüsegarten ähnelte, doch dieser würde erst einmal auf seinen Besuch verzichten müssen.
Vorrausschauend senkte Tizian den Kopf, denn er spürte seine wahre Natur schon durchblinzeln. Der Helikopter überholte sie, drehte sich und landete. Schnaubend stieg seine Stute. Gerade noch so konnte Tizian das Tier zurückhalten. Sie freute sich schon riesig, hatte sie doch schon so lange keine Seele mehr kosten dürfen.
Aus dem Helikopter sprangen Soldaten, ihre Waffen auf ihn gerichtet. Gewaltsam unterdrückte Tizian ein vorfreudiges Kichern. Schon zu lange war er keinem mehr begegnet und dann war auch noch die Nacht so nahe, dass er sie fast greifen konnte. Tief durchatmend stieg er von der Stute, stellte sich neben sie und legte die Hand auf ihre Schnauze. Bevor sie loslegten wollte er wissen, was diese Männer hier wollten.
Neugierig wurde er von oben bis unten gemustert. Mit den schwarzen Jeans, dem weißen Hoody und den weißen Turnschuhen, die allesamt gut gepflegt waren, wirkte er nicht wirklich wie ein Bewohner des zerstörten Landes. Aber er durfte so aussehen, da er ja auch kein Normaler war und da er noch immer von den verlorenen Seelen der Schlacht zehren konnte, wirkte er nicht einmal verhungert und seine Stute Shirin war auch gut gepflegt. Im Gegensatz zu ihren normalen Artgenossen stachen bei ihr nicht die Rippen hervor.
„Wer seid ihr und was wollt ihr im verfluchen Land?“ Mit gesenktem Kopf und regungslos wartete Tizian auf eine Antwort, bekam diese auch nach wenigen Sekunden: „Soldaten der Westländer, wir sollen dieses Land erschließen und wieder sicher machen, sodass wir einen Teil unserer Bevölkerung hierher bringen können. Und mit wem haben wir die Ehre?“ Über solchen Plan konnte Tizian nur den Kopf in den Nacken werfen und lachen. Bei diesem Klang bewegten sich die Soldaten sofort rückwärts. Hatte er vorher, beim Sprechen, noch die Seelen aus seiner Stimme herausgehalten, so machte er sich jetzt nicht mehr die Mühe.
„Willkommen in meinem Reich, dem Reich des Todes“, hauchte er leise. Er spürte, wie er sich veränderte, wie seine Haut, seine Muskeln, sein Blut, wie all das sich in Luft auflöste und nur noch seine Knochen zurückblieben. Auch Shirin wurde zu dem Geisterpferd, welches sie nachts war, während die Sonne endgültig hinter dem Horizont verschwand.
Ein erster Schuss löste sich aus der Waffe eines Soldaten. Mühelos wich Tizian aus und befand sich nur einen Wimpernschlag später direkt vor dessen Gesicht, packte den Mann am Kinn und sah ihm in die angstgeweiteten Augen. Ohne es kontrollieren zu können, öffnete der Mann seinen Mund, schwebte langsam etwas Schwarzes aus dessen Rachen und Tizian atmete es genussvoll ein, konnte gar nicht genug bekommen. Mehr und mehr trübten sich die grünen Augen des Mannes, mit jedem Augenblick alterte er, bis er schließlich zu Staub zerfiel. Kugeln flogen in Tizians Richtung, durchquerten seinen Körper, jedoch ohne Schaden anzurichten.
„Einen Geliebten des Todes könnt ihr nicht töten.“ Trügerisch sanft kamen die Worte von Tizian, stand er im selben Moment vor dem nächsten, machte dasselbe bei diesem, nur dieses Mal etwas schneller. Erste Männer fingen an zu flüchten, versuchten, zu dem Helikopter zu kommen, doch nun begann auch Shirin in Aktion zu treten, stellte sich genau zwischen die Maschine und die fliehenden Männer, brachte somit die Soldaten zu einem abrupten Stopp. Schnaubend stieg sie, traf einen der Männer am Kopf, senkte ihre knochige Schnauze über das Gesicht des Soldaten, entriss diesem die Seele.
Nach nur zwanzig Minuten standen die zwei alleine dort. Um sie herum lagen die Waffen der Soldaten und der Wind nahm den Staub mit sich. Knochenknackend streckte sich Tizian, fühlte sich zum Platzen voll. Fast schon schnurrend kuschelte sich Tizian an seine Stute, konzentrierte sich dabei auf den Bereich hinter ihm, weil er dort schon während des Kampfes Bewegungen gesehen hatte. Hinter einem Gebüsch raschelte es erneut, weswegen er in die Höhe sprang, sich mit einer Rolle drehte und hinter dem Busch landete, direkt hinter einem jungen Mann, der sich suchend umsah.
Fasziniert kam Tizian näher, streckte die Knochenhand schon aus, um dessen blonde Haare zu berühren, zog sie dann aber wieder zurück. Er wollte dieser unschuldigen Seele nichts antun, der
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