365 Geile Nacht Geschichten Band 2 Juli
allerersten seit Ausbruch des Krieges. Denn die Kämpfe und der Tod hatten die Seelen verdorben, doch trotzdem hockte hier, in diesem Mann, eine Reine vor ihm und drehte sich nun auch um, entdeckte ihn. Sekundenlang starrte der Blonde ihn aus geweiteten Augen an, fing dann an zu schreien und robbte rückwärts, wurde allerdings von Shirin aufgehalten, die den Mann am Hinterkopf anstupste. Panisch wirbelte dieser herum. Erstaunt stellte Tizian fest, dass der Mann fast noch ein Kind war.
„Keine Angst, Kleiner. Wir sammeln nur die schwarzen Seelen und deine ist weiß.“ Es war viel leichter den Menschen die Seelen als schwarz und weiß hinzustellen und die Grauzonen außen vorzulassen. Wie sollte man jemandem erklären, dass verdorbene Seelen für ihn wie ein Festessen rochen, während die reinen Seelen eher einen Beschützerinstinkt in ihm hervorriefen, also war schwarz und weiß einfacher.
Trotzdem wurde er noch ängstlich angesehen, weswegen sich Tizian umdrehte und wegging, betont langsam, sodass der Junge ihn genau beobachten konnte.
„Komm Shirin, wir gehen in den Gemüsegarten und bewachen ihn, um morgen ein paar Früchte einzusammeln“, rief er der Stute leise zu, die sofort reagierte und ihm hinterherdackelte, wie ein übergroßer Hund aus Knochen. In dieser Nacht würde Tizian nichts mehr machen, außer einem kleinen Verdauungsschläfchen. Schon im Dunkeln konnte er die ersten Früchte ausmachen, unter anderem frischer Feldsalat und Radieschen. Über diese Ironie musste Tizian lachen, da er sich an den Spruch „die Radieschen von unten angucken“ erinnerte. Gähnend lehnte sich der Schwarzhaarige in das weiche Gras und schloss die Augen, schlummerte tatsächlich leicht ein.
Während Shirin ruhig dastand, sammelte Tizian alles ein, was auch nur ansatzweise essbar aussah und packte es in die Satteltaschen der Stute. Während bei ihm die Klamotten nur alterten und zerschlissen, verschwand der Sattel immer auf mysteriöse Weise und tauchte am Morgen wieder auf, weswegen sie nachts auch nie auf Vorratssuche gingen. In einem Baum über ihnen raschelte es. Der Junge befand sich noch immer in ihrer Nähe und schien sie nicht aus den Augen lassen zu wollen.
Tagsüber entsprach Tizian einem normalen Menschen, weswegen er zu der Zeit auch angreifbar war. Einzig sterben ging nicht, selbst, wenn man ihn köpfte und verbrannte. Nachts stand er aus der Asche wieder auf wie ein verdammter Phönix, was ihn am Anfang schon frustriert hatte, bis zu dem Tag, wo er sich endlich damit hatte abfinden können, was er war und sogar begonnen hatte, es zu genießen. Nur ein Gefährte fehlte ihm noch, ein Grund, warum er sich für den jungen Mann mehr interessierte, als vielleicht gut war.
„Was hältst du davon, dich aus deinem Versteck zu wagen oder aufzuhören, mich anzustarren?“, schnurrte Tizian. Zögernd kam der Junge hervor. Deutlich merkte man ihm die Neugierde, aber auch die Angst an. Wortlos warf Tizian dem Blonden einen Apfel zu, den dieser überrascht auffing.
„Willst du mitkommen? Shirin schafft uns beide und bald werden weitere Soldaten kommen, wenn sie merken, dass einer ihrer Helis fehlt“, versuchte er es freundlich, trotzdem blieb der Junge auf Abstand. Schulterzuckend stellte Tizian einen Fuß in den Steigbügel und schwang sich auf die Stute. Egal, wie süß der Junge auch war, er hatte keine Lust, sich am Tag mit den Soldaten auseinanderzusetzen. Aus Richtung des immer noch nutzlos dastehenden Helikopters hörte er schon den Funk. Überrascht sah er nach unten, wo der Junge scheu an seinem Hosenbein gezogen hatte. Lächelnd hielt er ihm die Hand hin und zog den Blonden hinter sich auf den Sattel. Schnell umklammerten ihn Arme von hinten. Schnalzend trieb Tizian Shirin an. Schnell verfiel sie in einen Galopp und brachte sie weit weg von dem Dorf und dem dort stehenden Helikopter. Problemlos passte sich der Junge seinen und Shirins Bewegungen an. Nach einer kurzen Zeit lachte er sogar leise, genoss es sichtlich, so schnell über die Ebene zu reisen.
Mühelos hielt Shirin das Tempo bis zu den Ausläufern des Gebirges. Über vier Stunden waren sie schon unterwegs. Zusammen mit den Felsen begann auch der Wald. Unter den dichten Blättern zügelte Tizian seine Schöne, streckte genüsslich die Beine aus und lehnte sich nach hinten, an den warmen Körper seines Mitreisenden. Tatsächlich hatte sich dieser entspannt und hielt sich immer noch an Tizian fest.
Zufrieden mit sich und der
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