37 - Der Kriegsherr von Antares
aufgebracht, das kann ich Ihnen sagen. Dies war kein normaler Umgang mit den Herren der Sterne, den unergründlichen Schiedsrichtern über Leben und Tod. Mir ging auf, daß ich das Glas hellgelben Weins so fest umschlossen hatte, daß ich es zerbrechen würde, wenn ich mich nicht beherrschte.
Zunächst informierten mich die Herren der Sterne über Einzelheiten der Voller, die von den Shanks geflogen wurden, Einzelheiten, die ich hier wiedergeben werde, wenn sie für meinen Bericht wichtig sind. Der Bericht der Everoinye beruhigte mich doch ein wenig. Gleichwohl hatte ich das Gefühl, daß die Absprache, die ich zwischen uns gültig gewähnt hatte, ernsthaft gefährdet war und man mich verraten hatte.
»O nein, du Onker! Du hattest Zeit, dich mit deinen Problemen zu befassen, noch ist Zeit. Wir werden dir sagen, wenn es eng wird, sei unbesorgt.«
Ich tadelte sie nicht. Ich wollte wissen, wieso ich aus dem zusammenbrechenden Palast gerissen worden war und dabei Seg hatte zurücklassen müssen – und das für eine Folge von Ereignissen, die so bizarr waren, daß ich mir eine einigermaßen vernünftige Erklärung gar nicht vorstellen konnte.
In der antwortenden Stimme lag eine gewisse Schärfe.
»Du brauchst den Grund nicht zu kennen. Wir stehen auf Kregen vielfach in der Verantwortung und ...« Ich versuchte zu unterbrechen, und die Stimme fuhr fauchend fort: »Der Begriff, der dir am verständlichsten sein dürfte, ist ›Schmelztiegel‹. Wir sind ziemlich sicher, daß dein Verstand das begreifen kann.«
Ich war mir dessen nicht so sicher, aber das behielt ich für mich.
»Ein toter Numim, habe ich das auch richtig verstanden?«
»Tot wie ein Sargdeckel, der arme Kerl.«
Daraufhin trat ein längeres Schweigen ein.
Nach einer Weile sagte ich: »Ich hatte zuvor die grüne Spur Ahrinyes wahrgenommen ...«
»Schweig, du Onker!«
Nun ja, sollte der junge und auf hochmütige Weise umtriebige Ahrinye Pläne gegen die anderen Herren der Sterne schmieden, mochte er damit sogar durchkommen, wenn deren Macht im Schwinden begriffen war. Und was das ›jung‹ betraf, so mochte er eine Million Jahre jünger sein als die anderen.
Schließlich sagte die Stimme, die mir ein wenig anders zu klingen schien: »Unsere Pflichten erfordern manchmal Hilfe.«
Beinahe, beinahe wäre mir entfahren: »Jederzeit!« Aber ich vermochte den sauren Geschmack zu unterdrücken, der mir in der Kehle aufsteigen wollte.
Der Herr der Sterne fuhr fort: »Wenn wir es wollen, wirst du zum Dienst in das Bacra-Gebiet gerufen ...«
»Bacra-Gebiet?«
»Wo du warst, du Fambly!«
Das sagte mir gar nichts.
»Wir finden aber, daß du auf dem Kurs, den wir für dich abgesteckt haben, nützlicher bist ...«
»Ein Kurs, den ich selbst ins Auge gefaßt hatte, ehe ihr ihn einschlugt, ihr Herren der Sterne! Das vergesse ich nicht!«
Schweigen.
Es war typisch für die Everoinye, daß sie dieses Argument hochmütig übersahen! Natürlich war es ein kleinkrämerisches Argument und wies nur einmal mehr auf meine dumme Selbstüberheblichkeit hin. Die hochstehenden Wesen ließen keinen Zweifel daran, daß es sie bekümmerte, wie ich für Ziele, die nicht die ihren waren, immer wieder mein Leben riskierte. Zweimal schon hatten sie mich am Schlafittchen herausgeholt, als ich versuchte, Seg und den jungen Ortyg wie auch Loriman aus der Gefahr zu befreien. Allerdings hatten sie mir etwas verraten, das ich selbst hätte erkennen müssen; und plötzlich lief mir ein kalter Schauder über den Rücken.
»Wir wissen, daß du tollkühn und draufgängerisch bist – eben ein Onker aller Onker, Dray Prescot. Vermutlich wirst du so weitermachen. Vielleicht brauchen wir dich eines Tages nicht mehr – wenn du uns nämlich nicht mehr nützlich sein kannst.«
»Diesen Tag wünsche ich mir herbei!« brüllte ich. »O ja!«
»Du vergißt ...«
»Ich vergesse nichts! Nur bei diesen beiden Ereignissen habt ihr je einen Finger gehoben, um mir zu helfen. Niemals habt ihr euch Gedanken gemacht um meine Haut. Ich wäre längst tausendmal gestorben – so wenig habt ihr euch um mich gekümmert!«
In der Stille, die nun eintrat, schien jener unerträgliche Druck zu liegen, wie er sich unmittelbar vor dem Ausbrechen eines Gewitters breitmacht.
»Wir schicken dich auf der Stelle zurück, Dray Prescot, zurück zu deinen Kameraden.«
»Ich verstehe. Sagt mir eines – dieses ewige Herumgerenne in Labyrinthen und unterirdischen Korridoren. Könnt ihr mir etwas verpassen, damit
Weitere Kostenlose Bücher