37 - Der Kriegsherr von Antares
auch Kaufmann?«
»Nein. Aber es fällt mir nicht schwer, mich in das Denken der Großen dieser Welt hineinzuversetzen. Darin gibt es nur geringe Abweichungen.«
»Das stimmt, bei Beng Feylam dem Pfänder von Lagerhäusern!«
Nath brauchte eigentlich sein leises zustimmendes Brummen gar nicht auszustoßen, gefolgt von einem überraschten Japsen und einem Schlurfen seiner gestiefelten Füße. Nath der Unduldsame, der alte Hack und Stich, hatte in letzter Zeit zumindest von einigen hohen Herren der Welt ein ganz anderes Bild gewonnen.
»Dieser König«, sagte Seg, der seinerseits ein wenig toleranter gegenüber Monarchen auftrat, seit er selbst ein Königreich übernommen hatte (allerdings nur ein wenig), »ist ja ganz neu auf dem Thron, wie man hört.«
»Aye. Sein Onkel ist gestorben, wie es Onkel zuweilen tun, soweit sie ehrgeizigen Neffen im Weg stehen.«
Lamilo, ein einarmiger Lamnier, der in unauffälliger, aber vornehmer Robe neben Weymlo saß, beugte sich herüber und flüsterte etwas. Ich konnte mir denken, was er sagte.
»Ja, ja, guter Lamilo«, sagte der Kaufmann. »Das versteht sich von selbst. Aber ich halte diese Jikais für Ehrenmänner. Außerdem stammen sie nicht aus Menaham.«
»Trotzdem solltest du eine gewisse Vorsicht walten lassen, Horter ...«
»Ich sage dir eins, darüber bin ich allmählich hinaus!«
Orso bewegte unruhig die Füße. »Wir danken dir für deine Gastfreundschaft, Horter Weymlo«, sagte er. »Wir freuen uns, deine Tochter vor einem schrecklichen Schicksal bewahrt zu haben. Aber jetzt müssen wir wohl gehen.«
Seg warf mir einen amüsierten Blick zu. Orso schien mich vor einer Situation bewahren zu wollen, die er für schwierig und uninteressant hielt. Man mußte annehmen, unser mutiger Koter Orso Frentar wußte nur wenig über Dray Prescot!
Augenblicklich stand der Lamnier auf und raffte die goldbestickten Roben um sich zusammen. Die Lamnier sind kluge Geschöpfe; trotzdem gehen sie beständig mit einer Miene der Überraschung über die Narreteien der Welt durchs Leben. Eine Eigenschaft, die ihnen natürlich bei kaufmännischen Verhandlungen sehr zugute kommen kann.
»Wenn Sie schon so bald wieder aufbrechen müssen ... Ich danke euch, möge Havil der Grüne eure Wege begleiten.«
»Horter Orso ist besorgt um das Wohlergehen unserer Zorcas«, sagte ich und starrte Orso an. »Vielen Dank, daß du an sie gedacht hast. Wenn du mit den Tieren fertig bist, treffen wir uns sicher unten im Gastraum.«
Er zappelte an seinem eigenen Haken und konnte nur aufstehen, steif nicken und den Raum verlassen. Ich atmete tief durch, als er fort war, und sagte zu Weymlo: »Bitte setz dich, Horter. Ich glaube, wir haben einiges zu besprechen.«
Mit wachen Augen schaute er mich an und nahm wieder Platz. Er griff nach einem Kristallkelch mit Parclear und musterte mich über den Rand des Gefäßes. »Ihr seid Paktuns, die Anstellung suchen?«
»Wir sind im Moment tazll, das ist richtig. Aber wir haben es nicht eilig. Wenn es dir recht ist, erführe ich gern mehr über diesen König.«
»König Morbihom von der Eisernen Hand.« Er lächelte. »Ja, ich weiß, dieser Zuname ist lächerlich. Er hat ihn sich selbst ausgesucht.«
»Er zieht eine Spur der Zerstörung durch Iyam.«
»Zerstörung, Terror und Hoffnungslosigkeit. Wenn er nicht bald an weiteren Untaten gehindert wird – wenn er nicht bald aufhört –, wird er an den Grenzen zu Lome stehen.«
Nun meldete sich Lamilo zu Wort, der Weymlos Schreiber war: »Wir müssen den Spuren des Königs folgen, um mit ihm persönlich zu sprechen.«
Weymlo schwenkte eine beringte Hand. »Das ist leichter gesagt als getan, Lamilo.«
Die beiden berichteten, daß sie auf normalem Wege um Bezahlung gebeten hätten und abgewiesen worden seien. Sie hatten sich verschiedenen hochstehenden Beamten innerhalb der Armee sowie der Versorgungsbehörde genähert, doch ohne Erfolg. Nun waren sie entschlossen, die befehlshabenden Kapts im Felde anzusprechen, um Druck auf die verantwortlichen Funktionäre auszuüben.
»Warum wendet ihr euch nicht direkt an den König?« fragte Seg.
»Genau!« rief Schreiber Lamilo.
»Tsleetha-tsleethi«, sagte Weymlo vorsichtig. »Zuerst die Kapts. Durch sie kann der König umgestimmt werden.«
»Der König läßt sich nur durch die Königin und seinen Zauberer aus Loh umstimmen, diesen Al-Ar-Mergodon, dessen Namen man wirklich verwün...« Lamilo schwieg so plötzlich, daß man förmlich seine Lippen zusammenklappen
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