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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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möglich!“
    Sie tat, was ich ihr befohlen hatte, und ich wendete mich wieder zu dem Scheik:
    „Du hast nun gesehen, was man davon hat, wenn man uns widerstrebt. Also gehorche! Herab vom Pferd!“
    Anstatt meinem Gebot Folge zu leisten, wollte er sein Pferd schnell herumreißen und davonjagen; das Tier aber verstand den plötzlichen und heftigen Zügelruck falsch und stieg vorn in die Höhe. Schon hob ich den Stutzen, um zu schießen, da sprang Emery zu ihm hin und rief:
    „Halunke, du bist keine ehrliche Kugel wert; wir machen das anders. Herunter vom Gaul!“
    Er nahm ihn beim Bein; ein riesenkräftiger Ruck, und der Reiter flog in einem weiten Bogen auf die Erde, wo Emery ihn mit einigen Faustschlägen betäubte, während Winnetou und ich mit unseren Gewehren die anderen in Schach hielten. Der Scheik wurde entwaffnet und dann an Händen und Füßen gebunden.
    Ich wendete mich nun zu demjenigen, welcher seinen Gesichtszügen und den Narben nach, welche er hatte, der mutigste zu sein schien, und gebot ihm:
    „Jetzt nun du! Herab und hin, um dein Gewehr und Messer abzuliefern! Eins – zwei –!“
    Er wartete die drei gar nicht ab, sondern stieg, zwar finsteren Blicks, aber doch gehorsam, vom Pferd, gab Winnetou seine Waffe, wurde gebunden und setzte sich dann nieder.
    Nun glaubte ich, daß es schneller und ohne großen Widerstand gehen werde. Ich hatte mich da nicht geirrt. Uns kam die mohammedanische Ansicht vom Kismet zustatten: Es war Allahs Wille; es stand im Buch des Lebens verzeichnet. Sie gehorchten alle, und nur zwei stießen, indem, sie sich doch notgedrungen fügten, dabei Verwünschungen aus. Der eine rief mir zu: „Jil' an daknak – verflucht sei dein Bart!“ woraus ich mir natürlich nichts machte. Und der andere fuhr mich grimmig an: „Allah jelbisak bornehta – Allah setze dir einen Hut auf!“ Dies bezieht sich darauf, daß ein Moslem niemals einen Hut trägt; die Verwünschung will also sagen: Gott rechne dich zu den Ungläubigen, und da ich im Sinne des Islam zeit meines Lebens zu den Ungläubigen gehört habe, so konnte auch dieser sonst so entsetzliche Fluch mich weder in großen Zorn versetzen, noch zu bitteren Tränen rühren. Hatte ich doch manchen Tag meines Daseins einen Filz- oder Strohhut und zur schönen Zeit der lieben Examina sogar einen Zylinder, genannt Angströhre, nebst obligatem Frack getragen, der Glacés für eine Mark zwanzig Pfennige gar nicht zu gedenken!
    Wir hatten das jedem, der nicht Präriejäger gewesen ist, unmöglich Erscheinende vollbracht – zu drei Personen vierzehn bewaffnete und ausgezeichnet berittene Feinde ohne eigentlichen Kampf gefangengenommen; ich gestehe aber aufrichtig und der Wahrheit gemäß, daß uns dies mit vierzehn Indianern nicht gelungen wäre. Zu rühmen brauchten wir uns gar nicht, denn es war uns bei unserer Bewaffnung leicht genug geworden, und da mir ein Blutvergießen widerstrebte und wir die Pferde auch gern schonen wollten, so hätten die Uled Ayun nur plötzlich und in Masse auszubrechen gebraucht, um uns zu entkommen; glücklicherweise aber waren sie über die Güte unserer Waffen so erstaunt und geradezu verblüfft gewesen und von uns so schnell übertölpelt worden, daß sie gar keine Zeit gefunden hatten, einen Entschluß zu fassen, geschweige denn denselben auszuführen. Als sie nun alle gebunden beisammen saßen, fragte mich Emery:
    „Wie nun sie fortbringen? Wird wohl schwieriger sein als die Gefangennahme!“
    „O nein. Erst hatte ich die Absicht, dich fortzusenden, um Soldaten zu holen, während Winnetou und ich die Kerls bewachen –“
    „Werde gleich reiten!“
    „Warte, und laß mich ausreden! Jetzt aber denke ich, daß dies nicht notwendig ist. Wir transportieren sie selbst.“
    „Sollen sie etwa reiten? Dann brennt uns einer oder der andere durch, trotzdem sie gefesselt sind. Du willst doch keinen töten, und wenn uns einige davonreiten, können wir sie doch nicht verfolgen und die anderen halten lassen!“
    „Sie reiten eben nicht! Jede Uled Ayun führt sein Pferd. Wir binden den Zügel an seine Hände, die er auf dem Rücken hat; er läuft voran, und das Pferd folgt hinter ihm.“
    „Well, nicht übel. Aber wenn die Pferde unruhig werden? Ein gefesselter Mann kann, zumal wenn er die Hände auf dem Rücken hat, kein Pferd beruhigen oder gar bändigen.“
    „Das braucht er auch nicht, sondern wir drei werden das tun; wir haben ja unterwegs nichts weiter vorzunehmen und können also ganz gut mit auf

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