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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die Pferde achten.“
    „Well! Also vorwärts! Wir haben nur nach anderthalb Stunde bis zum Abend. Glücklicherweise können wir, selbst wenn die Kerls nicht reiten, in einer Stunde am Warr sein.“
    „Warr? Welches Warr?“
    „Der Führer sagte, kurz ehe wir aufbrachen, um dich zu suchen, daß wir heute an ein Warr kommen würden, durch welches wir morgen reiten müssen, und so beschloß Krüger-Bei, am Anfang dieses Warrs Lager zu machen.“
    „Weiß du den Weg dorthin?“
    „Müssen unbedingt dorthin kommen, wenn wir westlich reiten.“
    ‚Warr‘ ist eine mit Felsblöcken übersäte Wüste. Unter ‚Sahar‘ begreift nämlich der Beduine nur die sandige Wüste. ‚Serir‘ ist die steinige, ‚Dschebel‘ die gebirgige Wüste. Ist die Wüste bewohnbar, so heißt sie ‚Fiafi‘, während man die unbewohnbare ‚Khala‘ nennt. Hat die Wüste Gesträuch, so heißt sie ‚Haitia‘, und wo gar Bäume stehen, spricht man von ‚Khela‘.
    Wenn Emery von einem Führer gesprochen hatte, so war der Soldat gemeint, welcher der Einschließung durch die Uled Ayar entkommen war und die Botschaft davon nach Tunis gebracht hatte. Es war ihm dafür der Grad eines Unteroffiziers erteilt worden. Um die Feinde zu finden, bedurften wir keines Führers; wenn es sich aber um die Einzelheiten der Gegend handelte, so mußte es uns ganz lieb sein, einen Mann bei uns zu haben, welcher dieselbe kannte, weil er vor so kurzer Zeit erst hier gewesen war.
    Jetzt wurden die Gefangenen so, wie es ich es gesagt hatte, mit ihren Pferden zusammengebunden, und dann brachen wir auf. Der Verwundete hatte für seinen Arm einen Verband erhalten, und was den Scheik betrifft, so war derselbe natürlich längst aus seiner Ohnmacht erwacht und mußte sich, wenn auch zähneknirschend in sein Schicksal fügen.

FÜNFTES KAPITEL
    Am Dschebel Magraham
    Elatheh, die von mir gerettete Frau, hatte erklärt, nun stark genug zu sein, sich mit ihrem Kind im Sattel halten zu können, und ritt eins der Pferde der Ayun. Sie schien keine Sorge mehr um sich selbst zu haben, da wir ihre Todfeinde, die Ayun, nicht als Freunde behandelt hatten.
    Wir drei saßen natürlich auch zu Pferd und trieben unsere Fußgänger zu raschem Lauf an. Die Pferde der Ayun machten uns nicht viel zu schaffen. So feurig die Beduinenrosse sind, so sind sie doch wie Hunde, welche ihren Herrn folgsam und willig nachlaufen.
    Die Sonne hatte den Horizont noch nicht erreicht, als wir hier und da im Sand größere oder kleine Steine liegen sahen. Das ‚Warr‘ begann, und je weiter wir kamen, desto größer und zahlreicher wurden die Steine. Endlich sahen wir sie südwärts in Massen vor uns liegen; ein nächtlicher Ritt durch ein solches Warr ist höchst unbequem, und so konnten wir den Entschluß Krüger-Beis, am Beginn desselben haltzumachen, nur billigen.
    Bald sahen wir denn auch das Lager vor uns, in welchem es sehr lebhaft zuging. Man sah uns kommen; man sah auch, daß wir nicht allein waren, und so kamen uns viele neugierig entgegen, die nicht wenig erstaunt waren, als sie hörten, was gesehen war, und die Kunde davon schnell durch das ganze Lager verbreiteten.
    Natürlich stattete ich Krüger-Bei meinen Rapport ab. Er schien nicht sehr von demselben erbaut zu sein, denn er sagte:
    „Sie haben da zu drei Personen eine Heldentat vollbracht und außerdem vierzehn Personen gefangengenommen; aber anders wäre es mir lieber gewesen.“
    „Anders? Wie meinen Sie das?“
    „Weil diese Gefangenen mitschleppen zu müssen, große Unannehmlichkeiten zur Folge haben wird.“
    „Ich denke gerade das Gegenteil.“
    „Wodrum?“
    „Weil sie uns in Beziehung auf die Uled Ayars von großem Nutzen sein können.“
    „So wollen Sie mir gütigst mitteilen, worin dieser Nutzen besteht, was ich mit voller Zuverlässigkeit nicht einsehe!“
    „Die Uled Ayars haben die Kopfsteuer verweigert. In welcher Weise wird dieselbe geleistet oder ausgezahlt?“
    „Der Stamm hat so und so viele Köpfe, macht in Summa für den Stamm und seinesgleichen alle Köpfe zusammen so viele Pferde, Rinder, Kamele, Schafe oder Ziegen.“
    „Die Kopfsteuer wird also in Vieh geleistet. Im Frühjahr sind die Regen ausgeblieben, und infolge der nachherigen Dürre gingen unzählige Tiere zu Grunde. Die Herden sind gelichtet, und mancher wohlhabende Nomade ist zum armen Mann, mancher arme Mann zum Bettler geworden. Die Leute müssen, wenn sie nicht rauben sollen, von ihren Herden leben; nun aber sind sie gezwungen, zu darben.

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