Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
lassen? Öffne deine Augen, um zu sehen, wie es steht! Ich helfe nicht, sie niederzumetzeln, und Winnetou auch nicht; da kennst du uns. Der Häuptling ‚Listige Schlange‘ wird, wenn er deine Absicht erkennt, augenblicklich dem ‚Großen Mund‘ helfen. Denke ja nicht, daß er eines Zerwürfnisses wegen seinen bisherigen Feinden, den Mimbrenjos, hilft, seine Brüder, die Yumas, abzuschlachten! Ein Friedensschluß aber bringt allen Segen, euch und ihnen, und du machst gute Beute dabei.“
    „Beute? Hast du ihnen denn nicht auch versprochen, daß keine Beute gemacht werden solle? Das sollte mich sehr wundern!“
    „Nur Gnade, also das Leben, habe ich ihnen versprochen, weiter nichts. Gegen das Beutemachen habe ich nichts einzuwenden, ja ich rate dir sogar dazu. Nimm ihnen ihre Waffen und Pferde, so sind sie geschwächt für lange Zeit. Was der ‚Große Mund‘ in der letzten Zeit gesündigt hat, darf nicht ohne Strafe bleiben.“
    „So sprich mit der ‚Listigen Schlange‘, was sie dazu sagt!“
    Das tat ich denn auch und fand den Boden dazu sehr gut vorbereitet. Ich hatte schon längst bemerkt, daß der junge und ehrliebende Häuptling eifersüchtig auf den alten war. Dazu kam die Kränkung, welche er während der vergangenen Nacht von ihm erfahren hatte, und die Trennung der Krieger des einen Stammes von denen des anderen. Wenn die Mimbrenjos Beute nahmen, so wurde der ‚Große Mund‘ in seinem Vermögen und Ansehen schwer geschädigt; das sah ‚Listige Schlange‘ sehr wohl ein. Diejenigen, welche sich von dem Alten getrennt hatten, mußten dann ihm zufallen; sein Anhang wuchs, und es konnte leicht kommen, daß er bald an Stelle des ‚Großen Munds‘ zum Kriegshäuptling ernannt wurde, was ihn, wie er wohl hoffte, auch in den Augen der Jüdin einige Stufen höher hob. Darum antwortete er, als ich ihn fragte, was er wohl meine, was mit dem ‚Großen Mund‘ und seinen Leuten geschehen werde:
    „Tut, was ihr wollt, nur tötet sie nicht. Auch ihrer Gefangennahme würde ich mich widersetzen, denn sie sind meine Brüder.“
    „Du weißt, was der ‚Große Mund‘ begangen hat, und gibst wohl zu, daß er Strafe verdient hat?“
    „Das geht mich nichts an, denn ich habe ihm bei dem, was du bestrafen willst, beistehen müssen. Nehmt ihm alles ab, und laßt ihn dann mit seinen Leuten laufen!“
    Diesen Bescheid brachte ich dem ‚Starken Büffel‘, welcher mir die fatale Bitte vorlegte, zu dem Alten zu gehen und die Kapitulation abzuschließen. Es war mir aber interessant, ihn zu beobachten, wenn er jetzt sein Schicksal aus meiner Hand nehmen mußte, der ich von ihm auch schon für den Marterpfahl bestimmt gewesen war.
    Als ich zu ihm kam, befand er sich inmitten seiner Krieger, welche mich mit nicht sehr freundlichen Blicken betrachteten. Sie hatten ihre Waffen noch; darum war es beinahe ein Wagnis, daß ich den ‚Großen Mund‘ nicht hatte zu mir kommen lassen, sondern zu ihm gegangen war.
    „Du willst mir sagen, was beschlossen worden ist?“ fragte er.
    „Zunächst will ich dir sagen, daß ich für euch gesprochen habe, obgleich du es nicht um mich verdient hast. Du stehst allein, denn ‚Listige Schlange‘ hat sich von dir gewendet, weil du ihn einen Feigling nanntest. Der ‚Starke Büffel‘ bestand darauf, euch an den Marterpfahl zu führen; ich redete es ihm aus. Dann wollte er euch wenigstens als Gefangene mit sich führen, um euch den Weibern der Mimbrenjos zu zeigen; auch darauf hat er verzichtet. Weiter aber darfst du nichts verlangen.“
    „Die Freiheit aber bekommen wir?“
    „Ja. Ihr könnt gehen, wann ihr wollt und wohin ihr wollt.“
    „So werden wir augenblicklich fortreiten!“
    „Reiten? Eure Pferde gehören den Siegern.“
    „Sie wollen also Beute haben?“
    „Natürlich! Oder meinst du, daß dir alles geschenkt werden muß, was du auf dem Gewissen hat? Die Yumas sind gute Menschen und wackere Krieger; das habe ich an der ‚Listigen Schlange‘ erfahren; aber wenn sie von ihrem obersten Häuptling auf falsche Wege geführt werden, so dürfen sie sich nicht wundern, daß mit seinem Zelt auch die ihrigen eingerissen werden. Raub, Mord, Brandstiftung, Verwüstung von Ländereien, gewaltsame Vergrabung vieler Menschen tief unter der Erde, das sind Dinge, die du dir gewiß nicht ungestraft gefallen lassen würdest. Da aber du sie begangen hast, sollen sie wohl belohnt werden? Du hörst, daß ich nicht im Haß, im Zorn mit dir rede, sondern mit Freundlichkeit. Du bist alt; es tut

Weitere Kostenlose Bücher