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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hier.‘
    ‚Natürlich ist's nicht anders als hier. Das zeigt Ihnen doch der erste Blick.‘
    ‚Mag sein! Aber ich will mein Besitztum einmal rund umreiten. Habe ich es dann von allen Seiten gesehen, so ist der Genuß mit vierhundert Dollars bezahlt, und ich komme nicht wieder her.‘
    ‚Wie Sie wollen! Wir haben ja Zeit. Umreiten wir den Platz also einmal! Aber in acht müssen wir uns nehmen. Der Boden ist trügerisch, und man weiß nicht, wie tief man einsinkt.‘
    Wir ritten einer hinter dem anderen vorsichtig. Die Luft kam uns entgegen und brachte einen ganz eigenartigen Geruch mit sich. Der Alte, welcher voran war, merkte das auch. Er hielt sein Pferd ein, sog die Luft durch die Nase und meinte:
    ‚Was ist das nur für ein häßlicher, penetranter Gestank? Den habe ich noch nie bemerkt. Es riecht wie Sarg!‘
    ‚Wie Leiche!‘ stimmte sein Sohn bei.
    ‚Wie Kienöl!‘ fügte ich hinzu.
    Dann ging es wieder weiter. Der Geruch wurde stärker. Wir kamen an eine Stelle des rechts von uns liegenden Sumpfes, an welcher die Decke desselben, das Moos, weit zurücktrat; es hatte auch ein ganz anderes Aussehen, gerade als ob es vergiftet sei. Das Wasser sah ölig aus; es war wie mit einer blau- und gelbblinkenden Haut überzogen. Da stieß der alte Ackermann einen lauten Ruf aus, sprang vom Pferd und schritt dem Wasser zu.
    ‚Um Gottes willen, was wagst du, Vater!‘ schrie sein Sohn voller Angst. ‚Bleib da, bleib da!‘
    ‚Ich muß nachsehen, nachsehen!‘ antwortete der Alte in unbegreiflichem Eifer.
    ‚Aber die Decke schwankt unter deinen Füßen!‘
    ‚Mag sie schwanken!‘
    Jetzt hatte er den Wasserrand erreicht; er stand bis an das Knie im Sumpf und sank immer tiefer ein. Wir sahen, daß er mit beiden Händen Wasser schöpfte und es besah, dann auch beroch. Schon steckte er bis über das Knie im Schlamm; da arbeitete er sich mit einer energischen Anstrengung heraus und kam zu uns zurück. Er stieg nicht auf sein Pferd, sondern trat zu mir, und fragte:
    ‚Sagten Sie nicht, daß Ihnen nur hundert Dollar geblieben seien?‘
    ‚Ja.‘
    ‚So will ich Ihnen diesen Sumpf abkaufen. Wieviel wollen Sie dafür?‘
    ‚Sonderbare Frage! Geben Sie mir die vierhundert Dollar, welche ich bezahlt habe?‘
    ‚Nein, ich gebe Ihnen mehr, viel mehr.‘
    ‚Wieviel?‘
    ‚Sehr viel. Sagen wir hunderttausend, sagen wir sogar eine halbe Million Dollar!‘
    Ich saß vor Erstaunen stumm in meinem Sattel, denn Spaß konnte es nicht sein. Ackermann war überhaupt kein Spaßvogel, und daß er auch jetzt keinen Scherz trieb, das zeigte sein Gesicht. Als ich nicht redete, fuhr er fort:
    ‚Junger Mann, Sie sind ein Glückskind, ein wahrer Glückspilz! Das ist Wasser, auf welchem Petroleum schwimmt. Das Steinöl tritt hier zu Tage. Es muß unter der Erde in ungeheuren Massen vorhanden sein. Sie sind Millionär!‘
    ‚Mil – li – o – när!‘ wiederholte ich, beinahe lallend. ‚Sie irren sich; Sie müssen sich irren!‘
    ‚Nein, gewiß nicht. Ich habe lange Jahre jenseits der neuen Staaten in der Ölregion gelebt und kenne das genau. Ich weiß, was Petroleum ist. Glauben Sie mir das!‘
    ‚Pe – tro – le – um! Mil – li – o – när!‘ silbierte ich noch immer.
    ‚Ja, Sie sind Millionär! Sie sind das, was man hier einen Ölprinz nennt. Das heißt, Sie sind es noch nicht, sondern Sie werden es sein. Es ist nicht genug, daß man den Boden besitzt, in welchem das Petroleum steckt; man muß es herausschaffen, um es zu Geld zu machen.‘
    ‚Herausschaffen!‘
    ‚Ja, mit Maschinen. Und die sind teuer.‘
    ‚So werde ich kein Millionär. Wo soll ich das Geld für die Maschinen hernehmen!‘
    ‚Liebster Nachbar, seien Sie doch nicht so kurzsichtig! Sie brauchen kein Geld, keinen Pfennig. Annoncieren Sie, und sofort werden sich hundert und noch mehr Geldmänner finden, welche Ihnen ihre Kasse zur Verfügung stellen.‘
    ‚Das ist wahr! Ja, das glaube ich!‘
    ‚Aber die Leute wollen ihren Nutzen haben. Sie müssen ihnen große, sehr große Vorteile abtreten. Ich kenne aber einen, der Sie nicht über das Ohr hauen wird wie diese Menschen.‘
    ‚Wer ist das?‘
    ‚Ich bin es, ich, der alte Ackermann. Ich würde nur nachbarlich, nur freundschaftlich gegen Sie handeln. Wollen Sie es mit mir versuchen?‘
    ‚Warum nicht? Aber haben Sie soviel Geld dazu?‘
    ‚Ich werde es schon zusammenbringen; da brauchen Sie gar keine Sorge zu haben. Und wenn das Meinige nicht reicht, nehmen wir billigen Kredit zu Hilfe,

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