38 - Wiedergeborenes Scorpio
kenne ich Zamran – von dort kommen die schwarzen Perlen.«
Ich hatte ihr eine schnell erfundene Geschichte hingekritzelt, wonach ich während eines Sturms über Bord geschwemmt worden war – und schon war die Frage nach Zamrans genauer Lage vergessen.
Nun mußte ich meine Geschichte etwas ausbauen und vermochte dazu einige Ereignisse zu benutzen, die es wirklich in meinem Leben gegeben hatte. Als ich meinerseits das Mädchen auszufragen begann, lachte sie nur und ließ sich nicht darauf ein.
Allerdings beantwortete Mevancy mir eine interessante Frage, ohne es recht zu wissen.
»Paol-ur-bliem«, wiederholte sie die Worte, die ich aufgeschrieben hatte. »Ach, ich weiß nicht. Muß irgendwie mit der hiesigen Religion zu tun haben. Leotes hat sich nicht näher geäußert.«
Mevancy stammte also auch nicht von hier.
Sie zwang mich dazu, ein grausames Übungspensum zu absolvieren.
Ich mußte die Beine krümmen, auf der Stelle laufen, Gewichte heben. Gewichte, ha! Es kostete mich ja schon größte Anstrengung, einen Stuhl vom Teppich hochzubekommen! Bei einer Amphore mit Wasser mußte ich bereits passen. Aber obwohl Mevancy nicht lockerließ, spürte ich kein Anwachsen meiner Muskelkraft. Die beiden Burschen, die in ihren Diensten standen, hatten den Angriff der Banditen überlebt. Nun steckte Nafty den Kopf durch das Zelttor und sagte mit lachendem Unterton: »Meine Dame.« Mevancy verließ sofort das Zelt.
Als sie zurückkehrte, brach die Karawane bereits die Zelte ab, um die nächste Etappe durch das Ödland in Angriff zu nehmen. »Du reitest den Preysany, den Leotes dir freundlicherweise zur Verfügung stellt, Kohlkopf. Immerhin hast du meine Lictrix verloren ...« Sie hielt inne und stimmte ein seltsames Lachen an. »Die Lictrix, die du geritten hast.«
Heute fiel es mir schon leichter als gestern, den Preysany zu besteigen, der Wuschelschwanz genannt wurde. Diese Besserung tröstete mich aber nicht sonderlich. Mevancy würde in der Nähe des Vads reiten. Scrimshi, Nath und Llodi waren ihren Sonderdienst los und dienten wieder als Eskorte. Meine Unterredung mit Leotes war kurz und – unter den gegebenen Umständen – angenehm verlaufen. Er hatte mich lediglich der Obhut Mevancys nal Chardaz übergeben und angeordnet, daß ihren Befehlen Folge zu leisten sei. Strom Hangols finsterer Gesichtsausdruck hätte mich freuen können; in Wahrheit war er eine Warnung vor kommenden Schwierigkeiten.
Während dieser Etappe unseres Ritts durch eine Zone des Ödlands, die sogar einigermaßen angenehm war, fanden wir Wasser und ausreichend Weideland. Zugleich fand Hangol einen Weg, mich rücksichtslos zu behandeln, ohne daß Mevancy etwas davon merkte. Er hinterließ bei mir keine Spuren. Jeder Versuch meinerseits, ihn an seiner Absicht zu hindern, wurde aus dem Weg gefegt, als wäre ich ein kleines Kind. Er gewöhnte es sich an, Mevancy überaus liebenswürdig zu behandeln. Eines Tages bekam ich eine Szene mit, die mich bekümmerte: Die Strangdjim Scrimshi, Nath und Llodi hingen in einem Peitschengestell. Sie wurden nicht jikaider-gepeitscht, was immerhin ein Trost war, doch erhielten sie eine reguläre Anzahl von Hieben für eine angebliche Dienstverletzung. Alle wußten, daß Strom Hangol auf diese Art und Weise seine Rachegelüste befriedigte.
Wahrlich, wenn ein großer Herr seinen Cadade mit Macht versieht, sei ihm geraten, eine kluge, gute Wahl zu treffen!
Ich hatte Mevancy um Einzelheiten über die Rettung vor den Banditen gebeten; die Art und Weise, wie sie antwortete, verriet mir, daß sie dabei eine große Rolle gespielt hatte. Als ich nach meiner Habe nebst Rapier und Dolch fragte, schüttelte sie den Kopf. Mein Gürtel war gefunden worden, an der Hüfte einer kopflosen Leiche; die Waffen aber habe sie nicht gesehen, sagte Mevancy. Wie ich schon ausgeführt habe, sollte sich kein Kämpfer auf nur eine bestimmte Waffe oder eine Waffengattung verlassen. Ein echter Krieger greift sich irgendeine Klinge und setzte den Kampf fort. Trotzdem war ich traurig, sie zu verlieren; die beiden waren gut aufeinander abgestimmt, ein Geschenk Prinz Vardens, eines Klingengefährten.
Je weiter wir nach Westen kamen, desto mehr fiel mir die Nervosität in meiner Umgebung auf. Die Männer machten sich auf ein unangenehmes Erlebnis gefaßt.
Zwischen uns und der Stadt Ankharum lag die Große Salzwüste. Wüsten sind oft unangenehm; Salzwüsten in ganz besonderem Maße. Die Aussicht, ein so unwegsames Gebiet durchqueren zu
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