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38 - Wiedergeborenes Scorpio

38 - Wiedergeborenes Scorpio

Titel: 38 - Wiedergeborenes Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Hangol meinerseits keiner Verachtung wert war.
    So etwas ist immer eine traurige Sache, so zutreffend die Einschätzung auch sein mag. Man verliert nicht gern die Achtung vor einem Menschen angesichts der Güter, an die man glauben mag.
    Die Drikinger kämpften eine Zeitlang rücksichtslos und unerbittlich; dann verloren sie an Schwung.
    Gegen Ende der Auseinandersetzung hielt ein Bandit mit seiner Zorca direkt auf mich zu; er schien aus dem Blutrausch noch nicht erwacht zu sein. Er war ein Rapa, ein gefiedertes Wesen mit krummem Schnabel, und er schwenkte ein funkelndes Schwert. Strom Hangol raste an dem Rapa vorbei und hätte gute Gelegenheit gehabt, den Mann mit einem Stich seiner Lanze auszuschalten. Statt dessen zügelte Hangol die Zorca, und sein Gesicht war eine einzige Maske der Freude. Wieder hatte er Gelegenheit, mir auf Umwegen die Schande heimzuzahlen, die er durch mich erlitten zu haben glaubte.
    Seine silberne Halbmaske, die im vermengten rotgrünen Licht funkelte und die nur die rechte Hälfte seines Gesichts bedeckte, ergänzte die Vorfreude, die die natürliche Hälfte des Antlitzes entstellte.
    Begeistert schrie der Bandit auf, als er das Schwert in meine Richtung schwingen ließ. Ich versuchte – natürlich versuchte ich es! –, dem Hieb auszuweichen, wie es die Krozair-Disziplinen vorsahen. Ich schaute dem Rapa direkt ins Gesicht. Seine Federn sträubten sich grün und rot. Das Schwert blitzte. Er genoß den letzten Augenblick seiner Mordlust, ehe er die Flucht ergriff.
    Aus seinem linken Auge spritzte Blut.
    Fasziniert beobachtete ich das Schauspiel.
    Der Rapa schrie auf. Er ließ das Schwert fallen und krallte sich die Hände vor das Gesicht.
    Er konnte nicht mehr sehen. Aus seinem Auge schien ein kurzer dünner Stock, einer Nadel gleich, zu ragen. Schmerzerfüllt schreiend schwankte er auf seiner Zorca, und es war beinahe eine Erlösung für ihn, daß Mevancy herbeiritt und ihn mit dem Lynxter zu Boden streckte.
    Strom Hangol hatte es plötzlich eilig, den restlichen Banditen zu folgen. Mevancy zügelte neben mir ihre Lictrix.
    »Warum kannst du dich nicht aus solchen Problemen heraushalten, Kohlkopf? Du bist manchmal wirklich lästig.«
    Ich sagte: »Na, warte!« Aber es kam nur ein »Nn-wan!« heraus.
    »Ach du, Drajak!« rief sie.
    Sie hob ein schlankes Bein über den Rücken ihrer Lictrix und sprang zu Boden. Geschickt näherte sie sich der Zorca des toten Rapas, nahm die Zügel in feste Hände und ließ das Tier sehen, wer der neue Herr war. Vorsichtig streichelte sie die Nase an der Wurzel des hochgereckten Spiralhorns – Zorcas mögen das. Die Zorca beruhigte sich. Mevancy drehte sich triumphierend zu mir um.
    »Hai! Jetzt habe ich ein Reittier!«
    Ich nickte und deutete auf ihre Lictrix.
    »Ja, Kohlkopf, ja doch – aber versuch dieses Tier nicht auch noch zu verlieren.«
    In diesem Augenblick ritt Leotes inmitten seiner Eskorte herbei. Er schien noch im Bann seiner Erregung zu stehen, das Blut pulsierte ihm durch die Adern, und sein roter Schnurrbart wirkte besonders gesträubt.
    »Meine Dame Mevancy!« rief er. Offenbar hatte er sich Sorgen um sie gemacht.
    »Mein Herr!« antwortete sie lachend und mit einem kecken Unterton.
    Sofort fand er zu seiner sonstigen Art zurück. Er lächelte und verbeugte sich galant. »Wie ich sehe, hast du eine schöne Zorca erobert. Du darfst sie behalten, wenn du willst.«
    Mevancy war nicht so dumm, mit dem Fuß aufzustampfen und zu rufen, daß sie sich das Tier erkämpft und auch ohne seine Erlaubnis behalten habe. Sie wußte so gut wie jeder hier, daß alle Beutestücke, die Angehörige der Karawane machten, dem Vad gehörten.
    Sie lächelte. »Oh, vielen Dank, Leotes! Ein großzügiges Geschenk.«
    Er machte eine höfliche Bemerkung, aber ich hörte nicht mehr zu. Ich war entschlossen, den Rücken der Lictrix zu ersteigen und einige Hiebe mit Mevancys Lynxter zu probieren. Mevancy stieg auf und machte wahrlich eine gute Figur. Nafty erschien und erhielt den Befehl, ihre Sachen von der Lictrix auf die Zorca umzuladen. Dies war im Nu erledigt, und schon ritten sie und der Vad im Schutz der Eskorte weiter.
    Nun ja, ich band den alten Wuschelschwanz an einem Karren fest und schnappte mir die Lictrix. Ich vermochte ohne große Mühe aufzusteigen, dann saß ich durchatmend im Sattel und hoffte, daß dies der Anfang vom Ende meiner Lähmung sein werde.
    Eine leichte Brise wehte warm aus Nordwesten und brachte ein salziges Aroma. Um so mehr freute es

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