38 - Wiedergeborenes Scorpio
eingeschlossen den Schutz, der damit verbunden ist – so wie du mir hilfst.«
»Der San spricht klug«, sagte ich. »Es tummeln sich böse Kräfte. Für mich sähe ich hier die Lösung einiger unserer Probleme.«
»Ja, ja, Kohlkopf. Aber überlaß das Denken mir.«
Llodi war so unhöflich, schnaubend auszuatmen. Ich hielt mich zwar auch nicht für einen vornehmen Herren, blieb aber stumm und schaute das Mädchen an – nicht zornig oder bekümmert, sondern in staunender Bewunderung.
»Also gut, San«, sagte sie schließlich forsch. »Ich bin froh, dein freundliches Angebot annehmen zu können.« Stirnrunzelnd schaute sie mich an. »Das gleiche gilt für Walfger Drajak.«
Llodi schloß sich uns nur zu gern an, zumal es Sold geben sollte. So wurde die Vereinbarung getroffen und das einfache Bokkertu abgeschlossen.
Tuong Mishuro schickte eine Gruppe Sklaven unter dem Kommando eines stellvertretenden Majordomo zum Logierhaus von Lulli Quincy, um unsere Sachen abholen zu lassen, so karg unser Gepäck auch sein mochte. Anders war es wohl nicht möglich. Wenn sich Hangol und Hargon mit uns auseinandersetzen wollten, könnten sie ohnehin leicht feststellen, wo wir steckten. Ich fragte mich unwillkürlich, ob Hargon, der asketische Rast, wie sein verbrecherischer Kumpan Hangol aus Hamal stammte.
Was die bösen Kräfte anging, die wir spürten – wenn sie keinen magischen Ursprung hatten, sollten wir damit fertigwerden. Waren Zauberkräfte am Werk, mußte ich wohl davon ausgehen, daß San Tuong Mishuro, ob er sich nun Sucher nannte oder nicht, keine thaumaturgischen Kräfte aufbringen konnte, die gegen einen Zauberer aus Loh wirksam wären. Mishuro hatte gemeint, wenn hier Magie im Spiel wäre, dann nicht als Werk eines Zauberers aus Loh – oder eines Zauberers aus Walfarg, wie er hier in Loh genannt werden müßte. Immerhin gab es viele andere magische Kulte und Geheimgesellschaften auf Kregen. Selbst wenn wir es mit einem dieser geringeren Magier zu tun hatten, würde wohl Mishuros Können kaum ausreichen.
Ich konnte mich an zwei Gefährten wenden, die ebenfalls Zauberer aus Loh waren; sie konnten helfen, wo immer sie sich in Paz befanden. Khe-Hi hielt sich in Valka auf, Deb-Lu war im Auftrag von Herrscher Drak ins vallianische Vondium gereist. Und wenn ich sage, daß sie ›helfen konnten‹, so meine ich natürlich, daß ich davon ausging, sie wären in der Lage zu helfen. Zauberer aus Loh, ob man sie nun Gefährten nennen darf oder nicht, sind auf höchst seltsame Weise empfindlich, wenn es um ihre Künste geht – etwas, das sich der normale Mensch nicht vorstellen kann. Was Ling Li anging, nun ja, sie war bestimmt bei Khe-Hi. Als Gefährtin hatte sie uns bei manchem magischen Kampf beigestanden. Hier und jetzt konnte ich nur inbrünstig hoffen, daß die drei Magier aus Loh wieder zur Stelle sein würden.
Verfolgt von dem starken Squonch-Aroma, gingen wir los, um uns um unsere Sachen und die Unterbringung zu kümmern. Ich meinte, ein wenig Licht in die Frage der Sucher oder Dikaster gebracht zu haben. Der Mann oder die Frau selbst mochten nicht geheim sein; das Geheimnis betraf die Art und Weise, wie sie ihre Arbeit verrichteten. In gewalttätigen Umständen ist es immer wieder überraschend, Leute zu finden, die bereit sind, andere in Ruhe zu lassen. Diese seltsame Gewohnheit gibt es hier und dort aber auch auf der Erde – so könnte eine Gruppe Priester unbelästigt über ein Schlachtfeld gehen. Dennoch hatte Mishuro, unantastbar oder nicht, Angst um sein Leben. Soviel stand für mich fest.
War Strom Hangol, dieser Rast, nun tot oder nicht?
Meine Überlegungen brachten mich zu der Überzeugung, daß San Hargon die größere Bedrohung darstellte.
Aber er war kein Zauberer. Zumindest ergaben das die wenigen eigenen Erkundigungen, die ich hatte anstellen können; außerdem war auch Mishuro dieser Ansicht. Vielleicht stellte er sein Licht unter den Scheffel, vielleicht spielte er auf ähnliche Weise raffiniert wie ich mit meinen Körperkräften. Die Zukunft dieser Affäre schien mir sehr im dunkeln zu liegen, sehr im dunkeln.
Im weiteren Verlauf des Nachmittags erhielt Mishuro Besuch von einer Gruppe ernst aussehender Leute. Sie zogen sich etwa eine Stunde lang mit ihm zurück. Als sie fort waren, berichtete er uns, man habe ihm keine Erkenntnisse über die Identität der Attentäter melden können. Nun ja, das überraschte niemanden, bei Krun! Er fuhr fort: »In der nächsten Woche werde ich sehr
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