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38 - Wiedergeborenes Scorpio

38 - Wiedergeborenes Scorpio

Titel: 38 - Wiedergeborenes Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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beschäftigt, denn sie antwortete, ohne nachzudenken: »Oh, der wird sich tummeln, der wird sich tummeln.«

14
     
     
    Die Beerdigung Leotes' li Nigwam, des Vads von Sabiling, verlief doch ganz anders, als ich es erwartet hatte – nicht daß ich mir darüber sonderlich viele Gedanken gemacht hätte.
    Obwohl Kregen eine riesige Ansammlung von Völkern mit unterschiedlichen Gebräuchen ist, konnte man Rituale und Ehrenbezeigungen erwarten – so unterschiedlich sie auch ausfallen mochten. Leotes aber, so wollte mir scheinen, während ich im Schatten einer breiten Säule in einer finsteren Kuppelhalle stand, wurde schlichtweg aus der Welt geschafft.
    Sein Körper, von vier Sklaven hereingebracht und auf dem Scheiterhaufen abgelegt, war noch immer in das Leinentuch gewickelt, in dem er bei der Karawane aufgebahrt gewesen war. Seine Kinder traten zu dem Leichnam, schauten ihn – wie mir scheinen wollte uninteressiert – an und entfernten sich wieder. San Hargon war zur Stelle, streng wie immer; offenbar wirkte er als eine Art Aufseher. Strom Hangol war nicht gekommen. Mevancy hielt sich abseits, sie war bleich und nervös; sollte Hargon gewalttätig werden, so wollte ich nicht weniger rücksichtslos reagieren als er. Tuong Mishuro und sein Jünger Lunky standen in der Nähe Mevancys. Außer diesen Leuten sah ich keine Karawanenangehörige. Soviel zur Kameradschaft der anstrengenden Reise.
    Sklaven warteten unterwürfig. Auf Hargons ungeduldiges Zeichen wurden Fackeln zwischen die dünnen Holzscheite geworfen. Flammen zuckten empor, schwärzten das Leinentuch, flackerten und erstarben wieder.
    Offenbar war nicht annähernd genug Brennstoff vorhanden, um den Scheiterhaufen aufflammen und einen menschlichen Körper verzehren zu lassen. Rauch erhob sich in dünnen Fahnen. Niemand sprach oder rührte sich, bis San Hargon seinen goldenen Stab hob: Augenblicklich eilten Sklaven herbei, ergriffen das angesengte Leinenbündel und marschierten hinaus.
    »Man hat bei ihm viel Holz gebraucht«, hauchte mir eine Stimme ins Ohr. »Sehr viel. Nun ja, das war zu erwarten, da er doch ein reicher Vad war und so weiter.«
    Ohne mich umzudrehen, fragte ich: »Bist du noch intakt?«
    »Mehr oder weniger. Es ging zuweilen ziemlich knapp zu, da mußte ich mich gehörig ducken und so.«
    »Was passiert jetzt mit ihm?«
    »Na, man bringt ihn über den Fluß und steckt ihn in seine Höhle.«
    »Einfach nur so?«
    »Also, bei Lohrhiang von den Fünf Handflächen, das ist doch nur sein alter verbrauchter Körper.«
    »Ich hätte angenommen, daß man ihm ein wenig mehr Respekt entgegenbringt.«
    »Na, das tut man doch, oder? Schau dir doch das viele Holz für den Scheiterhaufen an.«
    Ich kam nicht weiter. Ich drehte mich noch immer nicht um und fuhr fort: »Ich behalte Hargon im Auge. Ich glaube, er legt es darauf an, Dame Mevancy etwas anzutun.«
    »Dann durchbohre ich den Shint mit einem Pfeil!«
    »Wir haben bedauert, daß du auf unserem Ritt in die Stadt nicht dabei warst. Dame Mevancy freut sich bestimmt sehr, wenn sie erfährt, daß es dir gut geht.«
    »Gut geht es mir, aber hungrig bin ich!«
    Seine Einstellung gegenüber Hargon interessierte mich, doch ich stellte meine Überlegungen dazu zurück. Die Sklaven, die Leotes' Leiche trugen, waren fort, und San Hargon folgte ihnen. Er schaute Mevancy nicht an und bemerkte Llodi und mich nicht in den Schatten. Er verließ das Gebäude.
    Mishuro näherte sich Mevancy. Er sprach leise, aber deutlich: »Du bist mutig, aber töricht, meine Dame. Ich glaube, du schwebst in großer Gefahr.«
    »Da hast du sicher recht, San.«
    »Ja, und?«
    »Wenn ich töricht bin, liegt das bestimmt daran, daß ich eine Fremde bin und eure Sitten nicht kenne. Ich wollte noch einmal Leotes' Gesicht sehen.«
    »Das kann ich sicher bald bewerkstelligen, wie ich schon sagte, da du dazu berechtigt bist. Das Problem ist nur, daß Hargon den Wachdienst leitet.«
    »Ich weiß nicht recht, was ich dagegen unternehmen kann.«
    »Den Shint mit Pfeilen spicken!« hauchte mir Llodi ins Ohr.
    »Vielleicht später«, sagte ich. »Du solltest deinen Bogen lieber auf die Burschen richten, die da hinten herumschleichen ...«
    »Schon gesehen!«
    Ich hörte, wie ein Bogen gespannt wurde, wie ein Pfeil die Sehne verließ, wie jemand nach einem zweiten Pfeil griff. Die Spitze traf ihr Ziel. Der erste der schwarzgekleideten Männer, die da in den Schatten des fernen Ausgangs heranschlichen, schrie auf. Es gab vier weitere Angreifer,

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