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38 - Wiedergeborenes Scorpio

38 - Wiedergeborenes Scorpio

Titel: 38 - Wiedergeborenes Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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gleichgültig, auf welchem Wege wir zum Fluß gelangten. Wir bewegten uns im vermengten Licht der Sonnen. Die Straße, die Hargon wählte, führte an hohen Gebäuden vorbei, die im Licht grellweiß aufragten und den Freuden des Lebens gewidmet waren.
    Bestimmt war es kein sechster Sinn, wie man diese geheimnisvolle Macht normalerweise begreift. Ich bin ein erfahrener Kämpfer und bleibe nicht nur aufmerksam und konzentriert, sondern habe es mir zur Gewohnheit gemacht, alles, was um mich herum vorgeht, im Auge zu behalten und in Frage zu stellen. Die Ereignisse ringsum werden bemerkt, vergegenwärtigt und gespeichert, und entweder reagiere ich darauf oder beachte sie nicht.
    Und ich beachtete die Statue des Strangdjim nicht, die auf einem Mauervorsprung des nächsten Gebäudes stand. Viele Steinfiguren schmückten die Häuser: Tanzmädchen, Musiker, Clowns, Soldaten. Mevancy und Mishuro, die in ihr Gespräch vertieft waren, gingen dicht an der Mauer, und die Statue des Soldaten wackelte, kippte und stürzte auf sie zu.
    Ich sparte mir den Aufschrei.
    Ich sprang einfach vor, warf den beiden je einen Arm um die Hüfte und preßte sie im Weiterfallen gegen die Wand.
    Und der idiotische Soldat, der an der Seite marschierte, ging einfach weiter und reagierte viel zu spät. Er hätte hübsch munter aus dem Weg springen müssen. So knallten Mishuro und Mevancy gegen die Mauer, die Steinfigur landete krachend neben uns, und der Soldat war geradewegs daruntergelaufen.
    Als ich mich umwandte, ragte unter den Resten des Steinsoldaten ein Arm und Bein des Fleisch-und-Blut-Soldaten hervor. Nun ja, vielleicht hätte ich brüllen sollen. Ich hatte mich aber entschieden, nicht zu rufen, um Mishuro und Mevancy nicht zu erschrecken, was dazu geführt hätte, daß ich sie nicht so leicht hätte packen können. Vielleicht war das falsch gewesen.
    Als den Leuten klar wurde, was da geschehen war, klangen erregte Stimmen auf.
    »Dank sei Tsung-Tan, daß du am Leben bist, Herr!«
    »Ja, Lunky, danken müssen wir auch Walfger Drajak.«
    »Du hast schnell reagiert, Kohlkopf.«
    Ich wollte es besonders schlau anstellen, rieb mir die Arme und sagte: »Ich hatte das Gefühl, mir würden die Arme ausgerissen.«
    Es war für die beiden wirklich ein Schock gewesen. Langsam sagte Mishuro: »Deshalb wollte er also hier entlang zum Fluß.«
    »Dieser Shint!« fauchte Mevancy gefühlvoll.
    Ich sagte nichts mehr. Ich hatte mir überlegt, was ich unternehmen sollte.
    Wie es sich ergab, war der Sohn des Holzkaufmanns auch nicht der richtige, woraufhin wir uns alle zurückzogen; offenbar war das verrückte Geschäft für heute erledigt. Mishuro schüttelte den Kopf und schaute Hargon und seinem Gefolge hinterher.
    »Es fällt mir schwer zu glauben, daß er die Hand gegen einen Sucher erhöbe. Zumal er ein Bewahrer ist. Nein, er wollte dich umbringen, meine Liebe.«
    Dessen war ich mir nicht so sicher. Hargon hatte zwei Fliegen mit einer Klappe erledigen wollen.
    So zog ich denn meine Erkundigungen ein, die ich als bloße unwichtige Neugier ausgab, und wartete nun, nachdem ich erfahren hatte, was ich wissen wollte, bis Mishuros Haushalt sich zur nächtlichen Ruhe begab. Seinen Wächtern ein Schnippchen zu schlagen, war einfach; ich glitt wie ein Aal über die Mauer. Unter einer einfachen grauen Tunika trug ich den traditionellen scharlachroten Lendenschurz und war mit Lynxter und Rapier bewaffnet. Meine Stimmung, das muß ich zugeben, war ziemlich aufgewühlt. Ich konnte mir mit schrecklicher Klarheit ausmalen, daß der Arm und das Bein, die unter der Statue hervorragten, nicht dem Soldaten gehörten, sondern Mevancy. Außerdem meine ich, wenn er nicht die Frau getreten hätte und dafür selbst getreten worden wäre, hätte er sich vielleicht nicht so sehr darauf konzentriert, mir Böses zu wünschen, und wäre wachsamer gewesen.
    Die Frau der Schleier stand am Himmel und legte ihr rosagoldenes Licht über die Stadt. Ich wußte genau, wohin ich wollte, und bewegte mich schnell durch das Wohnviertel, in dem mir nur wenige Leute begegneten. Ein Wachmann am Tor ließ sich getrost übersehen. Ich marschierte an der Mauer entlang nach hinten und betrat Leotes' Anwesen auf dieselbe Art, wie ich Mishuros Haus verlassen hatte – hier wohnte nun Hargon.
    Er hatte keine Ahnung, daß ihm von mir körperliche Gefahr drohte. Bei jedem amtlichen Verfahren hätte sein Wort gegen Mevancys gestanden, denn ich war nicht Zeuge des Verbrechens gewesen – wer würde schon

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