39 - Meuchelmörder von Scorpio
erwartet, das man sie strafrechtlich verfolgt, da sie ihren Auftrag nicht erfüllt haben. Sie ...«
»Sie haben sich bereits wegen Arbeit an mich gewandt.«
»Und?«
»Ich habe abgelehnt. Ich habe ihnen gesagt, wenn Lunky getötet worden wäre, hätten sie alle schuld gehabt.« Er brachte ein halbherziges Lächeln zustande. »Außerdem gesundet Llodi jeden Tag mehr, und er hat es eilig, wieder in die Rüstung zu kommen. Nein, Chiako und sein Juruk sind entehrt, und Lunky ist der Meinung, das sei Strafe genug.«
Chiako würde sie als Cadade des Juruks woanders mit hinnehmen müssen, um Arbeit zu finden. Das konnte schwierig werden. Skandale verbreiten sich schnell.
»Wirst du also weitere Wachen einstellen?«
Er nickte. Es war ein zögerndes Nicken. »Ich fürchte schon.«
»Lunky hat vermutlich recht, aber er ist etwas zu gutmütig.«
»Die Lehren von Tsung-Tan«, fing er an und hielt eine kurze Predigt, der ich höflich zuhörte. Das brachte ihn zurück auf meine Versetzung von dem Palast in die Wüste. Er wurde redegewandt. Es war, und das war die Wahrheit, ein Wunder. »Du kommst nicht aus Tsungfaril, aber ich glaube, du stehst hoch in der Gunst Tsung-Tans. Die Gottheit hat auf dich herabgesehen und gelächelt.«
Offensichtlich gab es nichts, was ich dazu sagen konnte.
Er fuhr fort. »Wir sehen gefährlichen Zeiten entgegen. Da die Königin noch im Körper eines Kindes lebt und alles neu erlernen muß, ergreifen starke und skrupellose Mächte die Gelegenheit. Ich hoffe bloß, daß Lunky Yoshi dazu bringen kann, richtig zu wählen. Es ist sicher, daß Vasama der anderen Seite angehört.«
Wir unterhielten uns noch weiter, und dann, ich nehme an, mit dem plötzlichen Aufblitzen der alten Leemjäger-Intuition, sagte ich: »Wäre es möglich, daß mich Tsung-Tan, dessen Name gepriesen sei, noch einmal transportiert, San?«
Er schürzte die Lippen des schmalen Gesichtes. Er machte einen unparteiischen Eindruck. »Es ist nicht außerhalb der Grenzen der Wahrscheinlichkeit.«
Wie oft sagen die Leute so etwas, wenn sie es nicht wissen und beide Enden gegen die Mitte ausspielen wollen!
»Sollte ich also plötzlich verschwinden, dann weißt du Bescheid.«
»Ich ehre dich, da du auserwählt wurdest.«
Und ob ich auserwählt worden war. Bei den ekelhaft stinkenden Nasenlöchern von Makki-Grodno! Ich war auserwählt worden, aber nicht von diesem Tsung-Tan, o nein, wirklich nicht! Die Herren der Sterne hatten noch mehr Arbeit für mich hier unten, das wußte ich mit einer dunklen Vorahnung, als ob meine alte Seemannsnase eine kommende Brise geschnuppert hätte.
Chandra ging zu einer Versammlung, und als der blaue Skorpion erschien – unmöglich groß in diesem Zimmer – und mich in die Kälte und das Bodenlose versetzte, erlebte ich die seltsame und zittrige Empfindung, daß ich genau das vor nur einem Moment vorausgesehen hatte. Ich hatte dieses Ereignis vorausgeahnt, bevor es geschah.
Das gab den Mühlen des Geistes etwas zu mahlen.
Hals über Kopf stieg ich nach oben, als mich der phantomhafte blaue Skorpion einhüllte, und Hals über Kopf fiel ich nach unten! Platsch! Ich wurde von warmem Wasser verschlungen. Einen schrecklichen Moment lang dachte ich, die Herren der Sterne hätten mich in den Fluß der Treibenden Blätter geworfen, damit die Shanks die Zähne in mich schlagen konnten. Ich war nackt. Bis vor kurzem war es immer so gewesen. Doch im Moment war es egal, denn als ich die Oberfläche durchbrach und mir das Wasser aus den Augen schüttelte, sah ich, daß ich mich neben dem Rand eines Beckens von beträchtlicher Größe befand, das mit nackten Leuten gefüllt war, die herumplanschten, schwammen und sich vergnügten.
Mein erster instinktiver und häßlicher Gedanke war: Das letzte Mal, als ich ein Bad gesehen hatte, hatten mich die Herren der Sterne fortgezerrt. Worum also ging es hier?
Der Lärm verwandelte sich in ein hohles Dröhnen und wurde von einem elegant gekrümmten Dach reflektiert, das geschickt aus verschiedenen aneinandergereihten Bögen zusammengesetzt war und von schmalen Säulen gestützt wurde. Ich bemerkte, daß ich neben einer Reihe Sprungbretter im Wasser gelandet war, und im nächsten Moment warf sich eine nackte junge Dame auf mich. Ich tauchte aus dem Weg, kam wieder an die Oberfläche und sah, daß sie sich lachend das Haar aus den Augen wirbelte. Dann rollte sie sich herum und schwamm zu dem Gedränge hinüber, um ein weiteres aufblitzendes Armpaar inmitten eines
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