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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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und sich zu bewegen. Peter hatte
sich fest vorgenommen, sich auf keine Streiterei einzulassen. Er nahm auch
nicht an, daß es dazu kommen würde. Randolph würde kurz und klar seine
Bedingungen stellen und weiter nichts.
    Um so mehr war er erstaunt, als
der andere begann, mit abgehackten Sätzen den Tatbestand zu schildern, der
beiden doch nur zu gut bekannt war. Randolph steigerte sich in immer größere
Erregung, sein Gesicht mit den aufgeworfenen Schmissen rötete sich mehr und
mehr, und schließlich sprang er auf und wanderte im Zimmer hin und her, wobei
er haarscharf an den gleichen Punkten seine Kehrtwendungen vollführte.
    Peter schwieg und wunderte
sich, aber er fühlte eine unklare, freudige Erleichterung, denn dieses
Verhalten war unnötig und unvorhergesehen, es paßte nicht zu der erwarteten
Entschlossenheit. Dann, mit einem Mal, erkannte er den Grund. Diese Reaktion
entsprang der Unzufriedenheit Randolphs mit sich selbst, mit seiner Ehe und
seiner Natur und richtete sich nur zum geringeren Teil gegen ihn selbst.
Randolph mußte wissen, so genau, wie er es wußte, daß die Schießerei seine
Probleme nicht löste und enttäuschte Hoffnungen nicht mehr erfüllte. Randolph
erwartete im tiefsten Inneren von Peter Verständnis für seine Lage, und Peter
war im Vorteil, denn er war heute unbeteiligt, er liebte Ilse Randolph nicht
mehr, er dachte an Julia und sonst nichts. So ertrug er die großartig
formulierten Beleidigungen Randolphs und fragte ruhig, als dieser geendet
hatte:
    »Was wünschen Sie, das ich
tue?«
    »Ich wünsche«, hatte Randolph
hervorgestoßen, »daß Sie eine Erklärung unterschreiben. Sie versichern, daß Sie
meiner Frau niemals wieder, schriftlich oder mündlich, nähertreten werden. Und
ich versichere Ihnen meinerseits, daß ich im anderen Falle das nachholen werde,
was ich heute unterlassen habe, um ganz sicherzugehen. Bitte!«
    Peter sah sich das Papier an.
Peinlich sauber geschrieben, mit Durchschlag, korrekt und trocken wie der
Verfasser. Die Absicht lag klar auf der Hand. Wesentlichen Wert besaß die
Versicherung nicht. Aber Ilse sollte sie sehen, darauf kam es Randolph an.
    Na gut, was tat es schon.
    Er unterschrieb.
    »Ich habe Ihnen nichts weiter
zu sagen.« Randolph stand auf. Peter zog die Pistole hervor und legte sie auf
den Schreibtisch. »Hier ist Ihre Pistole, Herr Randolph. Ich lege Wert darauf,
festzustellen, daß ich bereit war, sie zu gebrauchen, wenn Sie darauf bestanden
hätte. Guten Abend.« Er wandte sich um und verließ das Zimmer. Nichts geht über
einen guten Abgang, dachte er, als er das Haus verließ. Es war Punkt 8 Uhr.
    Er war mit langen, schnellen
Schritten durch die milde Frühlingsluft gelaufen, die ganze Strecke bis zur
Innenstadt. Er brauchte das, um seiner Erregung Herr zu werden und seine
Gedanken zu ordnen. Dann hielt er schweißgebadet inne. Es war überstanden!
Alles in Ordnung! Jetzt konnte er wieder anfangen, frei und unbeschwert und —
er konnte zu Julia zurück.
    So hatte er sich betrunken, war
durch zahllose Lokale gezogen und hatte manchen Durstigen an seiner Freude
teilnehmen lassen.
    Jetzt büßte er, aber
bereitwillig und ohne Reue. Zum Teufel, er hatte lange genug gebüßt. Er
schleuderte die Decke von sich. Raus aus diesem Loch! Die Sonne schien, und er
lebte. Er wusch sich an dem wackligen Waschständer. Viermal mußte er die
abgesprungene Emailleschüssel ausleeren und nachfüllen, ehe er sich
einigermaßen .erfrischt fühlte. Er bezahlte unten, aß kräftig zu Mittag und schlenderte
zum Bahnhof. Der Schnellzug nach Nürnberg ging erst gegen sechs. Er gab ein
Telegramm an Julia auf: Alles o. k. Sie würde Augen machen! Er lief noch ein
bißchen herum, setzte sich dann auf eine Bank und ließ sich mitten im Gewimmel
von der Sonne bescheinen. Er dachte an Herrn Mink. Hoffentlich traf ihn nicht
der Schlag vor Freude. Peter schloß die Augen und träumte vor sich hin.
     
     
    Kommissar Nogees trommelte mit
den Fingern auf die Schreibtischplatte und überdachte seine bisherigen
Ermittlungen. Etwas dürftig, die Ausbeute, bis jetzt wenigstens.
    Da war zuerst die vorläufige
Auskunft des Polizeiarztes. Tod durch Neun-Millimeter-Geschoß, das die linke
Herzkammer durchschlagen hatte und in der Wirbelsäule steckengeblieben war.
Entfernung der Schußwaffe mindestens ein Meter, keine Brand- oder Pulverspuren
auf der Kleidung. Selbstmord war demnach ausgeschlossen. Den Eintritt des Todes
gab der Bericht mit höchstens einer Stunde vor Auf

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