Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
Vom Netzwerk:
Kopfbewegung. Julia folgte ihm und zerknüllte ihr
Taschentuch in der Hand.
    Dann trat sie durch die Tür und
stand Ilse Randolph gegenüber.
     
     
    Schön, aber kalt, durchfuhr es
sie. Das also war die Schlange, die Peter an seinem Busen genährt hatte. Ilse
Randolph war eine jener Frauen, die durch ihr bloßes Dasein auf Männer wirkten
— vollschlank, von verführerischer, lässiger Anmut. Jetzt, da sie weinte,
empfand Julia tiefes Mitleid mit ihr.
    »Herlyn«, sagte sie zaghaft.
»Ich — ich fand Ihren Gatten so, gnädige Frau. Darf ich Ihnen mein Beileid
aussprechen?«
    Die andere rührte sich nicht,
sah Julia mit weiten, tränengefüllten Augen an.
    »Kennen Sie diese junge Dame?«
fragte Nogees.
    Frau Randolph verneinte stumm.
    »Ich will Sie jetzt nicht lange
belästigen«, sagte er. »Nur noch zwei Fragen. Wann haben Sie Ihren Mann heute
zuletzt gesehen?«
    »Ich war hier unten bei ihm,
bevor ich fortging. Es muß gegen halb sechs gewesen sein, denn ich wollte um
sechs im Kino sein. Wenn ich gewußt hätte... oh, es ist schrecklich.«
    Nogees wartete einige Zeit.
Dann deutete er auf den Revolver. »Kennen Sie diese Waffe?«
    Die Frau beugte sich vor. »Ja«,
flüsterte sie. »Mein Mann hatte so eine in seiner Sammlung — im Kriege.«
    Julia strömte das Blut zum
Herzen. Jetzt mußte es herauskommen. Aber wieder ging der Kommissar darüber
hinweg, als interessierte ihn die Auskunft nicht weiter.
    »Ich danke Ihnen, gnädige Frau.
Sie können jetzt nach oben gehen. Ich benachrichtige Sie, wenn wir Sie
brauchen. Schlafen Sie jetzt — und glauben Sie mir: Der Täter entkommt uns
nicht.«
    Er sagte das in seiner
gewöhnlichen, ruhigen Sprechweise, aber Julia bekam beim Ton seiner Stimme
Angst für den Mörder und für sich selbst. An der Tür warf Frau Randolph einen
schnellen, scheuen Blick auf den Toten. Dann senkte sie den Kopf und ging rasch
hinaus.
    Vor dem Haus hielt mit
kreischender Bremse ein Wagen. Kurz darauf füllte sich das Zimmer mit schweigsamen
Männern, die den Kommissar kurz begrüßten und dann eine geschäftige Tätigkeit
entfalteten. Nogees nahm Julia wieder mit in den Untersuchungsraum.
    »So, liebes Fräulein. Und nun
würde ich vorziehen, von Ihnen nicht allzu viele Lügen zu hören. Wann kamen Sie
hierher?«
    »Es war zehn Minuten nach acht.
Ich sah es auf der Uhr in meinem Wagen bevor ich raufging.«
    »Weiter!«
    »Ich fand die Praxis
unverschlossen, ging hinein und suchte Dr. Randolph.«
    »Haben Sie jemanden bemerkt?«
    »Nein.«
    »Waren Sie schon einmal hier?«
    Julia überlegte blitzschnell.
»Nein.«
    »Kannten Sie Dr. Randolph
schon?«
    Oh, Peter, dachte Julia und
sprach die erste Lüge aus. »Ja seit einem Jahr ungefähr. Wir — wir haben uns
beim Fasching kennengelernt. Wir trafen uns ab und zu, wenn ich in München
war.«
    »Wann zuletzt?«
    Was sollte sie bloß sagen? »Vor
einigen Wochen — im Februar war es wohl — ich weiß es nicht mehr genau!«
    »Liebten Sie Dr. Randolph?«
    Julia brachte es fertig zu
erröten. »Nein — wir waren nur gute Freunde — er war ja auch verheiratet!«
    »Ja, das war er. Und heute?«
    »Ich habe Urlaub und wollte ihn
mal in seiner Praxis besuchen. Er hatte mich darum gebeten.«
    »Und wenn seine Frau unten
gewesen wäre?«
    »Hätte ich eine
Kopfschmerztablette verlangt!« Julia lächelte treuherzig und kam sich schlecht
vor. Die Tür öffnete sich, und der Kommissar wandte den Kopf.
    »Fertig?«
    »Ja.«
    »Warten Sie.« Julia blieb
allein, tausend Gedanken schossen ihr durch das Hirn. Hatte sie sich richtig
verhalten? Sie konnte doch die Wahrheit nicht erzählen! Ach, Peter, wenn du
wüßtest! Es vergingen endlose Minuten. Von drüben hörte sie nur einzelne,
abgerissene Worte. Dann trat der Kommissar wieder ein!
    »Sie verstehen wohl, Fräulein
von Herlyn, daß ich Sie bitten muß, unser Gast zu bleiben?«
    Julia nickte ergeben. »Was wird
aus meinem Wagen und meinem Hund?«
    »Der Wagen kommt mit ins
Präsidium. Der Hund — hm...«
    Er faßte an seine Nase. Ein
Hund war nicht vorgesehen.
    »Haben Sie hier Bekannte?«
    »Ja, aber — jetzt — so spät!«
    »Er wird auch untergebracht«,
sagte Nogees kurz, und Julia mußte ein Lächeln verbergen. Herr Mink auf
Staatskosten!
    Sie verließen die Wohnung.
Einige Neugierige standen an dem weißen Krankenwagen, der den Toten fortbringen
sollte. Julia gab ihren Schlüssel ab und hörte Herrn Minks wütendes Gebell, als
der Kriminalbeamte die Wagentür aufschloß.
    Dann setzte sich die

Weitere Kostenlose Bücher