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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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finden der Leiche an.
Demnach mußte Dr. Randolph gegen sieben Uhr noch gelebt haben. Spuren eines
Kampfes ließen sich nicht nachweisen.
    Dann die Mordwaffe.
Neun-Millimeter-Trommelrevoler. Fabrikat Nagan. Keine Stücknummer,
wahrscheinlich wußten die Russen nicht genau, wieviel oder wie wenig sie von
den Dingern hergestellt hatten. Am Lauf fand der Sachverständige eigenartige
Kratzspuren, aus denen er schloß, daß ein Schalldämpfer aufgesetzt worden war.
Dann erklärte sich, daß niemand in der Umgebung den Schuß gehört hatte.
Womöglich hätte ihn auch so niemand gehört, außerdem konnten die Kratzspuren
schon älter sein. Und wo war der Schalldämpfer geblieben? Wenn der Täter ihn
wieder mitgenommen hatte, warum nicht auch den Revolver? Unwahrscheinlich.
    Zwei Arten von Fingerabdrücken,
die der schönen Freundin von Randolph und andere, die nicht von Randolph selbst
stammten.
    Sonst keine Spuren, nichts
Verdächtiges im Zimmer,
    auch nicht in den übrigen
Räumen. Man sah, daß bis
    zum Schluß normaler
Praxisbetrieb geherrscht haben
    mußte. Gebrauchte Spritzen und
gefüllte Verbandsschalen ließen darauf schließen. Um vier Uhr war die
Sprechstundenhilfe zur Vernehmung bestellt, da würde man mehr erfahren.
    Die übrigen Bewohner des
Hauses? Es waren keine da. Im Erdgeschoß residierte die Bank. Der letzte
Angestellte hatte das Gebäude um fünf Uhr verlassen, gewissenhaft wie Leute
dieser Branche nun einmal sind. In der zweiten Etage, über Dr. Randolph, lagen
die Räume der »Süddeutschen Lebensversicherung«. Hier waren bereits um vier Uhr
einmütig die Federhalter niedergelegt worden.
    Die Wohnung des Arztes im
dritten Stock — zur Mordzeit leer.
    Ein Dienstmädchen beschäftigten
die Randolphs nicht.
    Die vierte Etage bewohnte eine
alleinstehende, ältere Dame, die aber schon seit vierzehn Tagen im Krankenhaus
lag. Auch da war nichts zu holen.
    Niemand fand sich, den er hätte
fragen können, ob und wann abends fremde Personen, das Haus betreten oder
verlassen hatten. Und tagsüber ließ sich überhaupt keine Kontrolle ausüben,
Kundschaft der Bank und der Versicherung. Randolphs Patienten — eine
unübersehbare Zahl der verschiedensten Leute.
    Seine Stirn faltete sich unter
der Arbeit der Gedanken.
    Randolph selbst?
    Er kannte ihn seit ungefähr
einem halben Jahr, schätzte ihn als Arzt hoch ein, hatte er ihn doch endlich
für längere Zeit von den verdammten Schmerzen in der rechten Schulter befreit.
    Gute wirtschaftliche
Verhältnisse, geregeltes bürgerliches Dasein. Randolph arbeitete vormittags in
der Universitätsklinik, hielt dann von drei bis fünf Uhr seine allgemeine
Sprechstunde ab und empfing im Laufe des Abends Privatpatienten oder andere
Besucher. Von seiner Frau sprach er wenig, aber stets mit Achtung und gewissem
Stolz — ja, etwa so, als empfände er Freude über das Ergebnis seiner Erziehung.
In der Praxis hatte Nogees sie nur zweimal kurz gesehen.
    Dieses Mädchen Julia.
    Nogees seufzte leise. Er mußte
zugeben, daß sie ihm ausnehmend gut gefiel. Niemals hätte er sie von vornherein
für eine Mörderin gehalten. Aber erstens konnte man sich in jeder Frau
täuschen, das hatte er oft genug erlebt. Und zweitens ging es hier um Tatsachen
— und Tatsache war, daß er sie dem Toten gegenüber gefunden hatte — den
Revolver in der Hand und im Begriff, den Tatort zu verlassen. Und drittens —
irgend etwas stimmte nicht an ihrer Geschichte.
    Gut, warum sollte Randolph
keine Freundin haben. Die meisten verheirateten Männer hörten gerne mal was
anderes als zu Hause.
    Er mußte lächeln. »Er ist doch
verheiratet«, hatte sie gesagt. Sie mußte ihn für naiv halten. Nein, aber — sie
paßte nicht zu Randolph, das war es. Es war auch nicht die Gegensätzlichkeit,
die beide hätten anziehen können, es war eine Wesensverschiedenheit, die
unvereinbar schien. Immerhin, möglich war alles. Eifersucht, Vernachlässigung,
irgendein Grund konnten zum Zerwürfnis, zum Streit und zur Tat geführt haben.
    Aber auch das gefiel ihm nicht.
Dafür war sie zu unbeteiligt, zu sachlich gewesen. Ihr Hund mit der ostzonalen
Marke! Schlimmstenfalls hatte sie keine Steuern bezahlt, na schön. Das Land ist
voll von Leuten, die für irgend etwas keine Steuern bezahlen, obwohl sie
sollten.
    Er hatte in Nürnberg anfragen
lassen, es würde sich herausstellen. Aber auch das paßte wieder nicht zu ihr,
ausgerechnet die Hundesteuer einzusparen. Tochter eines schwerreichen Vaters,
der solche Geschichten ohne

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