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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Zweifel nicht geduldet hätte. Hinten und vorne
Lücken. Er konnte ihr die Haft nicht ersparen, er mußte wenigstens etwas klarer
sehen, aber er wünschte insgeheim, der Augenblick wäre schon gekommen, da er
ihr sagen könnte: »Es ist erledigt. Sie sind außer Verdacht. Sie können sofort
gehen.« Statt dessen straffte er sich und verscheuchte die außerdienstlichen
Gedanken. »Holen Sie Fräulein von Herlyn«, befahl er seinem Assistenten, der
auf sein Läuten erschienen war.
    Julia trat ein.
    »Ich habe schon bessere Betten
gesehen«, begann sie. »Mir ist, als hätte ich einen Skiunfall gehabt. Ich kann
mich...«
    »Setzen Sie sich«, sagte der
Kommissar ungerührt. »Ja eher wir die Wahrheit wissen, um so eher haben Sie
Aussicht, wieder in Ihr gewohntes Bett zu kommen — oder auch nicht«, fügte er leise
für sich hinzu. »Ist Ihnen in dieser schlaflosen Nacht etwas Neues eingefallen,
das Sie mir erzählen möchten?«
    »Es ist alles so, wie ich Ihnen
gesagt habe. Ich kam kurz nach acht, fuhr mit dem Paternoster nach oben und
fand Dr. Randolph tot auf. Ich blieb ein paar Minuten und sammelte mich.«
    »Sie sammelten auch den
Revolver.«
    »Ja, ich war etwas kopflos —
ich hätte das nicht tun sollen. Dann erschienen Sie, wie im Theater aufs
Stichwort. Das ist alles.«
    »Fräulein von Herlyn«, begann
Nogees wieder behutsam, »ich habe gelinde Zweifel, daß das alles ist. Erstens
hatte ich durchaus den Eindruck, daß Sie den Revolver mitnehmen wollten.
Zweitens glaube ich nicht, daß Sie ausgerechnet an diesem Abend Dr. Randolph
nur mal kurz besuchen wollten — ohne sich verabredet zu haben, zum ersten Mal,
wo Sie gar nicht wissen konnten, ob er da ist und wen er bei sich hat. Das
können Sie mir nicht erzählen. Die moderne Frau tut das nicht.«
    »Was wissen Sie, was Frauen
tun!« rief Julia heftig und dachte an Peter.
    »Ich möchte , es gerne wissen«,
erwiderte Nogees. »Deswegen sitzen Sie ja hier! Fräulein von Herlyn, ich habe
den Eindruck, daß Sie sich über den Ernst Ihrer Lage nicht ganz im klaren sind.
Zur Zeit kommt niemand anderes als Täter in Betracht als Sie. Wenn wir keine anderen
Anhaltspunkte bekommen, wird gegen Sie die Klage wegen Mordes oder zumindest
Totschlags erhoben. Wie das ausgeht, kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Aber ich habe es doch nicht
getan«, sagte sie ängstlich. »Warum sollte ich ihn denn erschießen?«
    »Hatten Sie Streit?«
    »Wie kann ich mit ihm Streit
gehabt haben, wenn er tot war!« rief Julia wütend. »Sie wollen mich reinlegen,
das ist nicht nett von Ihnen.«
    Nogees läutete. »Ich lasse Sie
wieder holen, wenn ich Sie brauche. Sie müssen hierbleiben. Denken Sie an das
Bett und bessern Sie sich.«
    Sie ging hinaus, und er
bemerkte voll Zorn, daß Steinmann, dieser Bursche, angelegentlich nach ihren
Beinen schielte. Er hätte das gerügt, wenn er nicht auch geschielt hätte.
    Der Wahrheit die Ehre!
    Steinmann erschien nach einigen
Minuten wieder. »Frau Randolph«, meldete er.
    Nogees ging ihr bis zur Tür
entgegen und geleitete sie zum Sessel am Schreibtisch. Ihr schwarzes Kostüm
stand ihr ausgezeichnet. Sie trug eine kleine, schwarze Kappe, die apart von
ihrem kurzen blonden Haar abstach.
    Auch sie mußte man als schön
bezeichnen — aber sie war es bewußter als Julia von Herlyn, und es schien
Nogees, als hätte sie ihren Höhepunkt überschritten.
    »Ich danke Ihnen, daß Sie heute
schon gekommen sind, gnädige Frau. Es hätte auch noch Zeit gehabt, aber wenn
Sie sich imstande fühlen, mir noch ein paar Fragen zu beantworten, wäre ich
Ihnen dankbar.« Wie oft hatte er diesen Vers schon hergebetet!
    Sie nickte.
    »Wir haben die junge Dame, die
ich am Tatort antraf, vorläufig festgenommen. Sie sagten ja gestern schon, daß
Sie sie noch nie gesehen hätten. Könnte sie eine Patientin Ihres Gatten gewesen
sein?«
    »Es wäre möglich«, antwortete
sie nach einer kurzen Pause. »Aber er führte eine Kartei über alle Patienten,
auch über die privaten. Ich habe manchmal mit ihm die Abrechnung fertiggemacht,
daher weiß ich es. Sie müßte auch geführt sein.«
    »Hm. Wäre es denkbar, daß Ihr
Mann auch einzelne Patienten ohne Karte behandelt hat?«
    »Denkbar wäre es, aber es
entsprach gar nicht seinen Gewohnheiten.«
    »So.« Er zögerte. »Könnten Sie
sich vorstellen — verzeihen Sie, wenn ich das frage — Sie haben übrigens
selbstverständlich das Recht, Aussagen zu verweigern — , könnte Sie sich
vorstellen, daß Fräulein von Herlyn die

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