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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Nogees...«
    »Er hat mich benachrichtigt«,
unterbrach die andere. »Er wird auch noch kommen. Entschuldigen Sie mich, ich
habe noch etwas im Labor zu tun. Machen Sie sich’s bequem.«
    Sie verschwand, und das Mädchen
blieb allein zurück. Sie setzte sich an den Rauchtisch in der Ecke des
Sprechzimmers und sah sich um. Ja, es war alles wie damals. Dort hatte er
gelegen, mit dem Oberkörper auf der Schreibtischplatte. Die schweren Vorhänge
waren zugezogen, obwohl es draußen noch hell war, und kaum ein Laut drang ins
Zimmer. Vom Nebenraum hörte sie leises Klirren. Nervös zog sie an ihrer
Zigarette.
    Wenn nur der Kommissar bald
käme! Was bezweckte er mit dieser Zusammenkunft? Wer würde noch alles
erscheinen?
    Sie fuhr unwillkürlich
zusammen, als es klingelte. Vielleicht war er’s schon! Dann vernahm sie, wie
Ilse Randolph im Vorraum jemanden begrüßte, und hörte eine fremde, männliche
Stimme.
    Gleich darauf trat ein Mann
ein, den sie noch nie gesehen hatte.
    »Ich darf bekanntmachen«, sagte
Frau Randolph kühl, Herr Fehling — Fräulein von Herlyn.«
    Der Fremde verbeugte sich tief.
»Ich habe die Ehre«, sagte er mit tiefer, angenehmer Stimme und musterte Julia
freimütig. »Ich gestehe, daß ich Herrn Nogees für die Einladung dankbar sein
muß — ich bedaure nicht, daß ich doch gekommen bin.«
    »Wollten Sie nicht kommen?«
fragte Julia.
    »Eigentlich nicht. Aber der
Kommissar bat mich so eindringlich — da konnte ich es ihm nicht abschlagen.«
    Er ließ seinen Blick wieder
durch das Zimmer schweifen, dann wandte er sich ihr wieder zu.
    »Sie sind auch wegen — «, er
wies auf die Tür, hinter der Frau Randolph verschwunden war, »wegen dieser
Geschichte...?«
    Julia nickte.
    »Hm, ich dachte es mir. Möchte
wissen, was der gute Nogees mit uns vorhat. Haben Sie ihn ermordet?« fragte er
dann unvermittelt.
    Julia suchte nach einer Antwort,
als er schon weitersprach. »Wahrscheinlich nicht. Sie haben auch zu klare
Augen. Sehen Sie, ich war es auch nicht. Wie schnell man doch Gemeinsamkeit
findet. Oder glauben Sie, daß ich es getan habe?«
    Sie mußte lächeln. »Warum soll
ich das glauben?«
    »Sie halten mich für frivol,
nicht wahr? Aber es tröstet mich sehr, wenn wenigstens einer in der Nähe ist,
der nicht an meine Schuld glaubt. Der Kommissar ist nämlich von meiner Reinheit
nicht so sehr überzeugt.«
    Er wollte fortfahren, schwieg
aber und stand auf, als Ilse Randolph das Zimmer betrat. Sie hatte den Kittel
abgelegt und trug ein schwarzes, mattseidenes Kleid, dessen Schnitt Julia im
stillen bewunderte. Auch Herr Fehling schien stark beeindruckt, aber das war
wohl nichts Besonderes bei ihm.
    »Meine Herrschaften«, sagte sie
mit der gleichen Kühle wie vorher, »wie wäre es mit einem Kognak oder Likör?«
    »Sagen wir kurz, mit etwas
Geistigem«, meinte Herr Fehling und rieb sich die Hände, »halten Sie mich bitte
nicht für einen Trunkenbold, gnädige Frau — aber in dieser Welt des Materiellen
muß man sich verstärkt den rein geistigen Gehalten zuwenden — für mich Kognak,
wenn ich bitten darf.«
    »Süß, bitte«, sagte Julia.
    Frau Randolph stellte wortlos
die Gläser auf den Tisch und schenkte ein. Herr Fehling ergriff sein Glas und
das Wort.
    »Gnädige Frau — so sehr ich den
Anlaß und die Ursache dieser Zusammenkunft bedaure — ich freue mich, daß ich
auch Sie einmal kennenlernen durfte.«
    Er trank sein Glas aus, Julia
nahm einen kleinen Schluck. Der Apricot duftete aus dem Glaskelch und zerrann
wärmend auf der Zunge.
    »Sie kannten meinen Mann?«
fragte Ilse.
    »Ja, ich kannte ihn. Und ich
bedaure seinen Tod aufrichtig. Hoffen wir, daß er aufgeklärt wird.«
    In die Stille, die seinen
Worten folgte, schlug die schwarzeichene Standuhr, und zwischen ihre Schläge
schrillte die Flurglocke.
    Nogees! Das mußte Nogees sein.
    Frau Randolph entschuldigte
sich kurz und ging hinaus. Julia glaubte ihren Augen nicht zu trauen, als Peter
hinter dem Kommissar das Zimmer betrat — ihr Peter.
    Nogees trat auf den Tisch zu,
begrüßte sie und Fe hlin g kurz und machte die Herren miteinander bekannt.
    Dann sahen sie sich in die
Augen, und Peter nickte ihr aufmunternd zu. Wie blaß er war! Vier Wochen saß er
nun in diesem Gefängnis.
    Nogees trat zum Schreibtisch
und wandte sich um.
    »Meine Damen und Herren, darf
ich Sie bitten, Platz zu nehmen! Sie nehmen mir nicht übel, gnädige Frau, wenn
ich mir die Rechte des Hausherrn ausnahmsweise anmaße?«
    »Aber nein, Herr

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