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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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kurzer,
schnaufender Laut — wie wenn jemand die Luft durch die Nase zöge, aber als
Julia aufsah, begegnete sie nur undurchdringlichen Blicken und gespannter
Aufmerksamkeit.
    Nogees blickte langsam von
einem zum anderen.
    »Dr. Marohn?« Peter richtete
sich auf. »Nichts, Herr Kommissar.«
    »Frau Dr. Randolph?«
    »Ich bedaure. Ich kann Ihnen
nicht mehr sagen, als Sie bereits wissen.«
    Fehling wartete die Frage gar
nicht ab. »Von mir gilt dasgleiche«, sagte er mit behaglichem Grinsen. »Aber
ich bin gern bereit, Ihnen das meinige noch mal zu erzählen.«
    Nogees beachtete ihn gar nicht,
sah flüchtig zu Julia hinüber. »Ihre Aussage kenne ich auch. Etwas
dazugekommen?«
    Der Mann im Fahrstuhl, fuhr es
Julia durch den Kopf, aber das wußte Nogees ja schon, er tat so zerstreut und
uninteressiert, als wären seine Gedanken weit weg. Nein etwas Neues wußte sie
auch nicht. Sie schüttelte stumm den Kopf, als Nogees’ Blick ihr Gesicht
streifte.
    Fehling stützte die Ellenbogen
auf die Tischplatte und lehnte sich gegen den Kommissar vor.
    »Und Sie, Herr Kommissar —
haben Sie noch irgend etwas beobachtet? Oder., haben Sie wenigstens noch einen
netten Einfall?«
    Unverschämter Kerl, dachte
Julia wütend. Fühlt sich sehr sicher. Wer weiß, ob er nicht...
    Nogees trommelte leise mit den
Fingern auf die Schreibunterlage. Wieder lag der müde Zug über seinem Gesicht.
    »Tja — viel ist es nicht
gerade. Wir haben aber die Möglichkeit noch nicht erörtert, daß keiner aus
unserer kleinen Gesellschaft der Täter ist.«
    Fehling sank verblüfft in seinen
Stuhl zurück.
    »Ach nee. Haben Sie jemanden
bei Ihrer Einladung vergessen?«
    »Ich konnte ihn leider nicht
einladen. Aber stellen wir uns doch einmal vor, es hätte in diesen fraglichen
zehn Minuten ein völlig Fremder die Wohnung betreten und Dr. Randolph erschossen.
Wer sollte ihn sehen? Dr. Marohn war fort. Fräulein Herlyn noch nicht da. Der
Mörder fuhr im Paternoster nach unten und verschwand.«
    »Und ließ die Verdächtigen in
hellen Haufen zurück«, sagte der Schauspieler sarkastisch. »Sehr wahrscheinlich
klingt ihre Hypothese nicht, Nogees. Woher wußte er, daß Randolph in diesem
Augenblick allein in der Wohnung war? Selbst wenn er sah, wie Herr — äh
Marohn«, er verbeugte sich ironisch gegen den Genannten, »das Haus verließ,
mußte er damit rechnen, auf andere Besucher zu stoßen oder jemandem im
Treppenhaus zu begegnen.«
    »Das muß ich auch sagen.« Ilse
Randolph sprach ruhig und beherrscht. »Und warum sollte ein völlig Fremder
meinen Mann erschießen?«
    Sie belastet Peter, dachte
Julia. Sie will es vielleicht nicht, aber sie tut es. Oder mich — weil sie mich
haßt. Marohn spürte Julias Blick, seine Augen trafen die ihren, und ein warmer
Strom flutete zwischen beiden. Wie wird das bloß ausgehen, dachte sie mutlos.
    »Wir haben uns das auch gesagt,
gnädige Frau«, fuhr Nogees fort. »Ich wäre auch auf diese Idee nicht gekommen —
wenn nicht Fräulein von Herlyn einen Mann im Paternoster gesehen hätte, als sie
nach oben fuhr.«
    Jetzt war es heraus. Julia
fühlte alle Augen auf sich gerichtet.
    Fehling starrte ihr
herausfordernd ins Gesicht.
    »Ach. Und wer beweist uns, daß
sie die Wahrheit sagt?«
    Peter sprang mit wutverzerrtem
Gesicht auf. »Und wer beweist uns, daß Sie die Wahrheit sagen, Herr?«
    »Ich habe keinen Grund zu
lügen«, gab der Schauspieler giftig zurück. »Aber sie hat einen — sogar
mehrere. Das müßten Sie doch wissen!«
    Nogees drückte Peter in seinen
Sessel zurück. »Ruhig, meine Herren, ruhig. Mit Streit kommen wir nicht weiter.
Bis jetzt haben wir niemandes Aussagen bezweifelt — hier, unter uns. Dabei
wollen wir auch bleiben. Fräulein von Herlyn hat nur die Beine des Mannes
gesehen — erkennen konnte sie ihn nicht. Immerhin — er kann der Täter gewesen
sein.«
    Er räusperte sich.
    »Sie können mir glauben, daß
wir nichts unterlassen haben, eine Spur dieses Mannes wiederzufinden. Ohne
Erfolg. Auch mir waren an der Wahrheit von Fräulein Herlyns Aussage und an der
Existenz dieses Unbekannten erhebliche Zweifel aufgestiegen.
    Im Laufe unserer Untersuchungen
haben sich jedoch gewisse Anhaltspunkte dafür ergeben, daß es diesen Mann gibt.
Und mehr noch: Daß er heute abend wieder hier erscheint.«
    Nichts als die Atemzüge der
fünf Menschen erfüllte die Stille, die diesen Worten folgte. Peter zerdrückte
hastig seine Zigarette. Fehling starrte den Kommissar an wie vorher Julia. Ilse
Randolph

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