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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Kommissar«,
sagte Ilse lächelnd.
    »Ich danke Ihnen. Ich nehme
dafür auch den Platz des Hausherrn ein.«
    Er setzte sich auf den Stuhl,
auf dem Randolph die tödliche Kugel getroffen hatte.
    »Dr. Marohn — bitte hier an die
rechte Schmalseite. Fräulein von Herlyn — bitte gegenüber an die linke. Gnädige
Frau — Herr Fehling — Sie bitte mir gegenüber.«
    Fehling und Peter holten ein
paar Stühle heran. Kurz darauf saß die eigenartige Gesellschaft im Kreis um den
Schreibtisch herum. Nogees musterte einen nach dem anderen.
    »Meine Herrschaften — Sie werden
über diese Zusammenkunft, die ich mir zu arrangieren erlaubt habe, einigermaßen
erstaunt sein. Sie alle wissen, daß heute vor vier Wochen Dr. Randolph ermordet
wurde — in dieser Wohnung, in diesem Zimmer und« — er strich behutsam über die
Armlehne — »in diesem Stuhl.«
    Niemand sagte ein Wort. Wieder
sah Nogees im Kreis umher.
    »Mit der Aufklärung des Falles
sind wir bedauerlicherweise noch nicht viel weiter gekommen, trotz mancher
Anhaltspunkte. Was aber die hier Anwesenden gewissermaßen als einendes Band umschließt,
ist die Tatsache, daß sie alle in Dr. Randolphs Todesstunde in dieser Wohnung
gewesen sind — am achten Mai, zwischen 19.30 Uhr und 20.30 Uhr.«
    Julia und Peter sahen sich über
den Schreibtisch hinweg stumm ins Gesicht. Ilse Randolph warf einen erstaunten
und mißtrauischen Blick auf Fehling, der neben ihr saß und unmerklich lächelte.

X
     
     
    Nogees wartete einige Sekunden,
dann fuhr er fort.
    »Mir liegt nun daran, die
zeitliche Reihenfolge noch einmal zu rekonstruieren, in der sich die Ereignisse
abgespielt haben.« Er wandte sich im Stuhl etwas nach rechts. »Sie waren der
erste, Dr. Marohn. Sie erschienen um sieben Uhr mit einer Pistole in der Tasche
und dem Vorsatz, sich Dr. Randolph zu einem Duell zur Verfügung zu stellen —
vielleicht auch, um ihn zu ermorden.«
    Peter verzog keine Miene.
    »Sie blieben eine Stunde bei
ihm und verließen ihn dann — lebend, wie Sie sagen.« Mit schneller Bewegung
wandte er sich an Fehling.
    »Sie Herr Fehling, kamen eine
viertel Stunde vor acht. Sie hörten Dr. Randolph mit einem Unbekannten sprechen
— sind Sie imstande, Dr. Marohns Stimme wiederzuerkennen?«
    »Er hat noch nicht viel gesagt,
Herr Kommissar«, erwiderte der Schauspieler mit leichtem Hohn. »Aber auch der
Fremde damals sagte nicht viel. Wenn Sie daraus auf eine Identität schließen
möchten...«
    Nogees blieb ganz ruhig. »Nach
Ihrer Aussage verließen Sie die Praxis nach fünf Minuten wieder. Um acht traf
ich Sie vor Ihrem Hause. Sie haben also nur zehn Minuten bis dorthin
gebraucht.«
    »So ist es in der Tat, Herr
Kommissar. Mit einer Taxe schafft man es in fünf Minuten — es dauerte
allerdings einige Minuten, bis ich eine fand.«
    »So. Demnach konnten Sie auch
in fünf Minuten wieder bei Dr. Randolph sein — zu der Zeit, als er ermordet
wurde. Und mit Hilfe der Taxe konnten Sie auch das Theater noch rechtzeitig
erreichen — rechtzeitig genug für Ihr Alibi.«
    Fehling lehnte sich behaglich
zurück. »Natürlich konnte ich, Herr Kommissar. Aber ebensogut konnten Sie mit
einer Taxe diesen romantischen Ort von unserem Haus aus in fünf Minuten erreichen
— zu der Zeit also, in der Dr. Randolph nach Ihren Worten ermordet wurde.«
    Nogees sah ihm gerade in die
Augen, aber Fehling wich ihm nicht aus.
    »Was dem einen recht ist, muß
dem anderen billig sein, Nogees. Wer sagt denn, daß Sie nicht mehr Grund
hatten, Randolph zu ermorden, als ich? Und wer weiß, ob Sie nicht schon fünf
Minuten nach acht hier gewesen sind? Wenn Sie schon für gut befanden, uns hier
zu versammeln, dann muß auch für alle die gleiche Chance bestehen.«
    Er sah lächelnd im Kreise umher.
Zu Julias Erstaunen erregte sich Nogees nicht.
    »Ich wollte mich durchaus nicht
ausnehmen, Herr Fehling. Ich war nur noch nicht an der Reihe.«
    Er wandte sich an Julia. »Als
nächste kamen Sie, Fräulein von Herlyn. Sie betraten dieses Zimmer um zehn
Minuten nach acht Uhr und fanden Dr. Randolph erschossen auf. Auch sie hatten
die Möglichkeit, den Mord zu begehen. Niemand weiß, ob Sie nicht einige Minuten
früher gekommen sind. Auf der Mordwaffe sind Ihre Fingerabdrücke — als einzige
neben denen Dr. Marohns. Ein Motiv findet sich mühelos: Sicherheit für Marohn —
Verhinderung des Duells um jeden Preis. Hinzu kommt die Möglichkeit, daß Sie
den Mord mit Marohn gemeinsam begangen haben oder von seiner Täterschaft wissen
und

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