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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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ist — Licht — Nogees —
Licht!«
    »Ruhe.« Die Stimme des
Kommissars kam leise und scharf aus der Dunkelheit. »Nehmen Sie sich zusammen,
Fehling. Keiner bewegt sich! Jeder bleibt auf seinem Platz!«
    Julia war hellwach, ihre Sinne
tasteten in die Dunkelheit, sie lauschte mit angehaltenem Atem. Im Vorraum
blieb alles ruhig. Von wo war das Licht ausgeschaltet worden? War der
Unbekannte schon im Zimmer? Ihr Herz krampfte sich zusammen, als sie ganz in
der Nähe ein Geräusch vernahm — ein leises Scharren auf der Schreibtischplatte.
Wer konnte das sein?
    Jetzt setzte das laute Atmen
Fehlings wieder ein, gepreßt und stöhnend. Das Dunkel war so dicht, daß Julia
jede Orientierung im Raum verlor, sie glaubte sich in einer ungeheuren Weite,
umgeben von Bedrohung und Tod.
    Geblendet schloß sie die Augen,
als der Kronleuchter lautlos wieder aufflammte. Der ziehende Schmerz im
Augeninnern ließ nach. Sie sah als erstes das geisterbleiche,
schweißüberströmte Gesicht Fehlings neben sich. Alle saßen auf ihren Plätzen,
alle lebten. Julia nahm die Veränderung zuerst nicht wahr, sie suchte nach
einem Fremden im Raume. Aber erst als sie sah, daß ihre Befürchtung grundlos
war, und als ihr Blick zum Schreibtisch zurückkehrte, schnellte ihr ein eiskalter,
lähmender Schreck durch die Glieder.
    Die Schuhe! Die Schuhe des
Mörders! Mitten auf dem Schreibtisch standen sie, hellgelb, brüchig,
ausgetreten. Ja, so hatte sie sie an den Füßen des Mannes im Paternoster
gesehen, so auf der Straße, vor dem Bierlokal, an der Straßenbahn und im
dunklen Torbogen! Wie kamen sie hierher? War es ein Spuk, ein Trugbild, das ihr
die überreizten Nerven vorgaukelten?
    Fehling richtete sich auf.
Seine Augen wanderten in maßloser Verblüffung über die Platte, zu Nogees und
wieder zu den Schuhen zurück. Aber Peter und Nogees ließen keinen Blick von
Ilse Randolphs Gesicht, die mit schreckgeweiteten Augen auf die hellen Schuhe
starrte. Ihre blutleeren Lippen bebten, und ihr schönes Gesicht glich einer
haßerfüllten Maske. Dann stöhnte sie tief auf.

XI
     
     
    Nogees’ Gesicht glühte.
    »Was haben Sie, gnädige Frau?«
Sanft und gefährlich klangen seine Worte. »Kennen Sie diese Schuhe wieder?
Diese Schuhe, die Ihr Mann 1942 aus Griechenland mitbrachte und die sie heute
vor vier Wochen zum letzten Male getragen haben, als Sie ihn ermordeten?«
    Im Gesicht der Frau rührte sich
nichts.
    »Soll ich unseren Gästen die
Geschichte erzählen, Frau Randolph? Sie werden sich freuen, endlich auf ihre
Kosten zu kommen. Sie standen mit Dr. Marohn in Verbindung, obwohl Sie es
zuerst abgestritten haben. Vom Nebenanschluß in Ihrer Wohnung hörten Sie durch
dieses Telefon die Verabredung zwischen ihm und Ihrem Mann. Ihr Plan stand
fest.
    Und er war nicht schlecht,
wirklich nicht. Sie gaben vor, ins Kino gehen zu wollen, aber Sie kehrten nach
oben in die Wohnung zurück und sahen Dr. Marohn kommen und gehen. Vorher hatten
Sie sich umgezogen — ich weiß nicht, ob Sie es geplant haben. Aber wenn es nur
ein Einfall war, dann war es Ihr bester — er brachte uns meilenweit von der
wirklichen Spur ab.
    Sie fanden den Revolver auf dem
Schreibtisch und erschossen Ihren Mann — ich bin überzeugt, daß Sie eine zweite
Waffe bei sich führten. Und Handschuhe trugen Sie selbstverständlich auch — so
was kann man ja nicht vergessen!
    Unprogrammäßig war, daß
Fräulein von Herlyn das Haus betrat, als Sie die Wohnung verließen. Sie müssen
den Schlag der Haustür hier oben gehört haben — ich habe mich überzeugt, daß
man ihn hört. Sie hätten sofort wieder nach oben fahren können. Aber nun wußten
Sie nicht, ob der Besucher nicht gerade mit der Kabine nach oben kommen würde,
die Sie zur Auffahrt benutzen wollten. Die Treppen wollten Sie unter allen
Umständen vermeiden — also taten Sie das Klügste, was Sie tun konnten: Sie
fuhren nach unten.
    Fräulein Herlyn hatte
schwerwiegendes Interesse, nicht gesehen zu werden. Deswegen trat sie
schleunigst in den Aufzug und sah nichts als eine Herrenhose und die Schuhe —
vermutlich war das Ihr üblicher Hausanzug. An einem halben Meter hing damals die
Lösung — oder das Leben dieses Mädchens.
    So aber ging die Gefahr an
Ihnen vorüber, und der Hausanzug rettete Sie vor der bloßen Verdächtigung. Sie
fuhren durch den Keller und wieder nach oben. Sie zogen sich nochmals um und
verließen das Haus auf dem gleichen Wege. Sie gingen ein Stück in die Stadt und
erledigten sich der Schuhe, denn

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