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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Flieger.
    Jack Radfield war klein, nicht
das, was man sich auf dem Kontinent unter einem Engländer vorstellt.
Jagdfliegertyp, der in das Cockpit eines Düsenjägers paßte, ohne die Knie unter
dem Kinn zu haben. Jetzt flog er einen Riesenvogel als Copilot. War dauernd
woanders, und heute bei Mr. Ronald Strong-Waldau.
    Wir gingen zusammen hinein. Er
war nett zu Tessa. Wir erzählten ihm schnell, was mit Mara passiert war, bevor
der Laden überlief. Mabel schüttelte sich noch mal vor Entsetzen. Jack war fast
so traurig, wie Alfred, der Riese, es gewesen war.
    »Sie hätte hierbleiben sollen«,
sagte er. »Vielleicht wäre es nicht passiert. Ron hat sie fortgeschickt. Ron
und ihr Vater. Meinetwegen.«
    »Wenn du meine Gesellschaft für
eine gute hältst, dann bist du in guter. Ich stehe kurz vor dem gleichen
Schicksal.«
    Tessa warnte mich, solchen
Quatsch zu reden.
    Jetzt klingelte es häufiger,
bis nur noch Stehplätze zu kriegen waren.
    Der Herr Gastgeber kam als
drittletzter. Hatte wieder so schwer gearbeitet, der Arme. Kein Wunder, daß er
auf Leute wie seine Schwester und mich herabblickte wie eine Nonne auf eine
uneheliche Mutter.
    Alles verlief ganz normal und
ganz langweilig bis etwa um halb elf. Ich hatte einen leeren Sessel erwischt,
den mir keiner neidete. Die Flasche war nicht weit. Tessa kam immer mal zu mir.
Wenn sie mich küßte, arrangierte sie es so, daß Ron es sehen konnte.
    Ron trank nie sehr viel. An
diesem Abend wich er von diesem Prinzip ab. Er schien vorher schon getrunken zu
haben, außerdem vertrug er wenig. Topfit bezog sich nur auf Tennis. Ich hatte
ihm eine Flasche Drambuie Whisky-Liqueur mitgebracht, ein Teufelszeug, wenn man
zu schnell zuviel davon trank. Merkwürdig. Es sah aus, als wollte er sich Mut
machen für irgendwas.
    Das Theater fing an, als der
Captain außer Dienst auf die Idee kam, Tessa sein Beileid auszusprechen. Bei
Gott, das hätte er ganz vergessen. Unverzeihlich. Seine Stimme übertönte alle
Geräusche, auch die des Plattenspielers.
    Ron wandte sich um. »Maras
zweites Wort, Captain, war immer ›Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht!‹ Nun
ist der Zustand tatsächlich eingetreten.«
    Die Reaktion auf diesen
sinnigen Spruch war nicht ganz so, wie Ron es wohl erwartet hatte. In England
haben die Leute allerhand Sinn für schwarzen Humor, aber Ron war es mit
deutscher Instinktlosigkeit gelungen, ihn zu überschätzen. Der Captain
verstummte. Alles verstummte. Tessas Gesicht wurde schön weiß wie ein frisches
Bettuch. Hinter meinem Stuhl murmelte jemand: »Damned Kraut!«
    Es war nicht Jack gewesen. Jack
kam aus einer anderen Ecke. Eine Menge Alkohol kreiste schon in ihm. Aber er
stand fest, und seine Schritte, mit denen er sich vor Ron hinschob, waren
sicher. »Du bist ein verdammtes Schwein«, sagte er leise und scharf. Jeder
bekam es mit.
    Ronald lächelte gewinnend.
»Meinst du? Oder bist du nur betrübt, daß du endgültig nicht mehr um ihre Hand
anhalten kannst?«
    Die Faust von Jack kam so
schnell, daß Ronald sie auch ohne Drambuie nicht gesehen hätte. Der
Aufwärtshaken hob ihn in die Luft, bevor er zu Boden krachte. Er schlug mit dem
Hinter köpf auf und lag still.
    »Sorry«, sagte Jack.
    Mabel begann kreischend zu
schimpfen, aber Tessa schrie sie an, daß ihr Mund zuklappte. Sie verbarg sich
heulend in einem Sessel. Eine Weile redeten wir durcheinander. Ich kniete mich
neben Ron. Sein Kopf war äußerlich heil, und der Puls ging gut. Nur das Kinn
wirkte markanter unter der blutigen Lippe. »Machen wir kein Drama aus der
Geschichte«, sagte ich, »schleppen wir ihn nach hinten.«
    Zwei andere halfen mir. Wir
trugen das Geburtstagskind in sein Kämmerlein. Gemeinsam zogen wir ihm Schuhe
und Jacke aus. Ich band ihm den Schlips ab und öffnete den Kragen und Gürtel.
Als ich fertig war, übergab sich Ron.
    »Auch das noch«, sagte ich.
»Bedeckt mit allen Orden und Ehrenzeichen. Das soll die Geliebte machen. Sie
hat so oft geschworen, alles für ihn zu tun.«
    Wir gingen fort und schickten
Mabel nach hinten.
    »Wie ist es?« fragte Jack.
    »Mach dir keine Sorgen.
Klassischer Knockout in Verbindung mit mittelschwerer Trunkenheit. Der wacht
wieder auf.«
    »Tut mir leid, die Geschichte.
Warum muß er so was sagen?«
    »Er macht das gern. Den Ärger
anderer Leute braucht er wie wir den Sauerstoff. Ist so geboren.«
    Jack kaute an seiner Lippen.
»Hm. Wenn ich mich erinnere — Mara konnte auch so sein. Manche Familien haben
den Teufel zum Großvater.«
    Ich

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