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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Ist
ihre Vergangenheit nicht leicht getrübt, weil sie mich gekannt hat? Stell dir
vor, ein hochmögender Freier erfährt davon! Das Entsetzen! Aber gräme dich
nicht. Mancher will gar kein unschuldiges Kind. Sagt sich,’ ist sie mir vorher
nicht weggerannt, tut sie’s hinterher.«
    »Solche Leute wie du sagen sich
das.«
    »Ja, ja«, murmelte ich in die
Bierflasche, »nicht jeder läßt die Finger von Mädchen, bis daß er vor den Altar
tritt. Was bist du doch für ein Vorbild. Verwendest durchschnittlich drei
Mädchen in der Woche. Beneidenswert. Kümmerst dich einen Dreck um ihre klare
Vergangenheit.«
    »Sie sind nicht Tessa.«
    »Hast du die Güte und sagst mir
den Unterschied?«
    »Sie ist meine Schwester.«
    »Leider«, sagte ich. »Deine
Gespielinnen — die haben doch zum Teil auch Brüder. Halten die dir Vorträge?«
    »Ich suche nichts in ihren
Familien.«
    »Glaub’ ich. Sind wohl im
allgemeinen auch zu arm.«
    Ronald lachte charmant. »Ganz
recht. Man kommt nie in Verdacht, hinter der Mitgift her zu sein wie Herr
Holland.«
    »Du lieber Gott«, sagte ich
schwach, »die Mitgift. Ich bin fast vierzig Jahre ohne sie ausgekommen. Da
werde ich es wohl die letzten zwanzig auch noch schaffen. Das habe ich dir
schon hundertmal gesagt, Tessa zweihundertmal, deiner — pardon — seligen
Schwester Mara dreihundertmal. Die konnte es nicht oft genug hören. Umsonst.«
    »Du lebst ganz gut dabei.«
    »Tessa findet mich schöner als
andere. Kann nichts dafür. Ich habe oft genug versucht, es ihr auszureden.«
    Rons ganzer Grimm schoß in sein
Gesicht und zerriß den Charme. »Du kannst sicher sein, daß ich dieser
Geschichte ein Ende mache!«
    »Mach es, Ron, mach es. Tessa
wird dich warm unterstützen. Mara hat es auch getan.« Ich setzte mich auf den
Bettrand, nahm mir neue Flüssigkeit und köpfte eine Bierflasche. »Eigentlich
habe ich gedacht, du würdest was über ihr plötzliches Ende wissen wollen.«
    Er wischte das mit einer
leichten Handbewegung von sich weg. Wie ein Rückhandschlag beim Tischtennis.
    »Was interessiert mich Mara?«
    Ich trank mit Konzentration und
Frohsinn. »So was von brüderlicher Liebe. Warum dann Tessa?«
    »Tessa interessiert mich nicht
viel mehr. Ich will eine Figur wie dich nicht in der Familie haben. Das ist
alles.«
    »Manchen Familien tut
Auffrischung gut.«
    »Oh! Meinst du, du seiest
imstande, irgendeine Familie aufzufrischen?«
    »Nein, keine Sorge. Ich hab’
mich gar nicht gemeint. Eines Tages trete ich diskret ab. Wie ich gekommen bin.
Ich warte nur noch auf Tessas Erlaubnis.«
    »Warum so lange?«
    »Du kennst doch ihren Dickkopf.
Außerdem bin ich im Augenblick gewissermaßen dienstlich um sie herum.«
    »Was soll das heißen?«
    »In dem Liebesgabenpaket war
ein Zettel. Man teilte mit, Tessa wäre die nächste in der Reihe. Denk mal an.
Dann erbst nur noch du.«
    »Du hoffentlich nicht.«
    Ich betrachtete ihn
teilnahmsvoll. »Muß dir das Sorgen machen. Ganz verhärmt sind deine Züge. Sag
mal — kennst du ein Buch von Wallace? ›Der Rächer‹?«
    »Kaum. Für diese Art von
Literatur bist du zuständig.«
    »Na ja. Dumme Frage. Die
Sportberichte lassen dir natürlich keine Zeit, was anderes zu lesen. Es war
nur, weil...«
    Mit einem Ruck riß Tessa die
Tür auf. Der dunkle Helm ihres Haares war weg. Zotteln hingen über die Ohren
und kitzelten auf beiden Seiten die Wangen.
    »Good, good«, sagte ich. »Sie
haben sich geirrt, Miß. Das hier ist Zimmer viereinundachtzig.«
    Sie hörte nicht auf mich,
sondern betrachtete ihr Brüderchen wie einen toten, stinkenden Fisch. »Vielen
Dank, daß du uns abgeholt hast.«
    »Gern geschehen«, antwortete er
im gleichen Ton. Die Verwandtschaft war unverkennbar.. »Ihr seid ja auch so
ganz gut hergekommen, wie ich sehe.«
    »Dein Wagen wäre billiger
gewesen als das Taxi. Ich hasse unnötige Geldausgaben.«
    »Seit wann? Wenn ich nicht
irre, fährt auch ein Bus.«
    »Für Leute wie du.«
    »Streitet euch nicht.« Ich
holte ein Glas für Tessa. »Ron und ich haben das schon erledigt.«
    »Was habt ihr gehabt?«
    »Das Übliche, jetzt waren wir
gerade beim ›Rächer‹. Ron ist so begierig, alles genau zu erfahren.«
    »Erfahren will ich, wie lange
du dem Herrn noch gestatten willst, dein Geld zu verbrauchen.«
    Ich wußte das nicht und
schwieg.
    »Erfahren möchte ich«, sagte Tessa
mit der Stimme aus Samt und Stahl, die nur sie beherrschte, »ob Maras Tod dich
betrübt oder ob er dir gelegen gekommen ist.«
    Ron räkelte die

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