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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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widersprach nicht, sondern
holte mir neuen Gin. Mabel kam wieder mit verheulten Augen. Ein paar
verdrückten sich. Die Robusteren blieben da, nachdem Tessa ihnen zugeredet
hatte, auch Jack Radfield. Jetzt war genügend Platz, und der Alkohol würde
reichen für neun Leute.
    »Phantastisches Rezept, eine
Party gemütlich zu machen«, krähte David, dessen Namen ich mir nur wegen seiner
Sommersprossen gemerkt hatte. »Knall dem Gastgeber eine, leg ihn schlafen, und
die Sache ist okay.«
    Wir redeten nicht mehr darüber.
Die Musik lärmte. In der Küche machte Tessa zusammen mit einem anderen Mädchen
Sandwiches und Fleischbrühe. Es wurde getanzt und hin und her gerannt.. Mabel
lief alle fünf Minuten hinunter zu Rons Schmerzenslager, um sich sein
Schnarchen anzuhören.
    Wir aßen und tranken aus, was
auszutrinken war. David und seinem Mädchen wurde zu gleicher Zeit schlecht. Sie
blockierten die Toilette abwechselnd. Anschließend fiel Mabel auf den Teppich,
wie vorher der Mann ihres Herzens. Ihr rotes Haar warf einen Heiligenschein um
ihr mattes Haupt. Tessa und ich schleppten sie auf die Couch.
    »Wenn sie aufwacht, kann sie
saubermachen und Rons schlechte Laune ertragen«, sagte Tessa.
    »Ja. Und er hat gleich was da
für den Sonntag.«
    Am Schluß waren wir in allen
Ecken der Wohnung verteilt, wenn auch nicht für längere Zeit. Plötzlich
verschwand alles in einem großen Schub. Für ein paar Minuten blieben Tessa und
ich allein zurück. Ich trank den letzten Gin. Tessa breitete eine Decke über
Mabel und schrieb einen Zettel, sie wünschte viel Vergnügen beim Saubermachen.
Dann donnerte sie noch einmal laut und fröhlich an Ronalds Kammertür.
    »Bye, bye, brother! Wir kommen
entweder verheiratet wieder oder gar nicht!«
    Es blieb ruhig hinter dem Holz.
    »Das hätte ihn eigentlich
hochreißen müssen«, bemerkte ich. »Spricht für Jacks Rechte.«
    Wir löschten das Licht. Das
Türschloß machte Lärm beim Zuschlägen. Die Nachtluft war gesünder als der träge
Brodem aus Rauch, Alkohol und anderem, der hinter uns zurückblieb.
    Die Pubs waren seit zwei
Stunden geschlossen. Unser Kühlschrank bot Ersatz. Ich marschierte vorwärts und
spürte Tessas warmen Arm in meiner Ellenbeuge. »Findest du nicht, daß wir ein
kaltschnäuziger Verein sind? Mara ist tot, wir feiern. Ron ist uns gleichgültig
— interessiert uns überhaupt irgendwas, außer uns selber?«
    »Andere machen es genauso«,
antwortete sie. »Ronald, mein Vater, jeder. Ich habe es nie anders gelernt. Du
interessiert mich, weiter nichts.«
    »Und wenn das eines Tages
auseinanderplatzt?«
    »Von mir aus nicht.«
    »Von mir aus auch nicht.«
    Sie blieb plötzlich stehen, wie
sie das oft tat, gleichgültig, ob andere Leute über sie stolperten. Ihre Nase
berührte mein Kinn. »Schwör’s!«
    »Ich schwör’s!«
    »Richtig! Mit Hand!«
    Ich hob die Schwurfinger zum
Londoner Abendhimmel. Alles mögliche hatte ich schon beschwören müssen.
    »Nichts gekreuzt?«
    »Nichts.«
    Sie prüfte die anderen Finger
und die Beinstellung. Dann küßte sie mich, zum Zeichen, daß die Zeremonie
beendet war. Ich hatte geschworen, und ich wollte bei ihr bleiben. Viel helfen
sollte mir das nicht auf die Dauer.

VII
     
     
    Unsere Wohnkaserne lag stumm
wie der Tower. Die Halle mit dem blutroten Teppich war leer. Kein Portier, kein
Mensch. Das Gitter am Lift klirrte. So ähnlich mußte die Tür einer
Gefängniszelle klingen. Tessa küßte mich. Das tat sie in jedem Fahrstuhl, wenn
wir allein waren, und in jedem Stockwerk sahen es die Leute und staunten.
    »Viel gemütlicher hier«, sagte
ich. Wir betraten unsere Bude. Es war sogar warm. Tessa drehte am Radio, da kam
nichts mehr heraus. Zu spät. Sie warf die Schuhe unter den Tisch und knallte
sich aufs Bett. »Erzähl mir was!«
    »Erzählen? Bin ich die Brüder
Grimm? Außerdem muß erst was zu trinken her. Das war die größte Frechheit von
Ron — zuwenig zu trinken.« Ich verspürte Drang nach einem Daiquiri. Bacardirum
mit Zitronen und eiskalt und genügend davon. Als ich die Küche verließ, lag
Tessa ausgezogen im Bett. Ich gab ihr einen Daiquiri, blieb vor dem Bett
hocken.
    »So könnte es ewig bleiben von
mir aus«, sagte ich. Meine Zunge war nicht mehr die hurtigste. Die Zitrone tat
gut in dem Zeug.
    »So kann es ewig bleiben. Du
bist ein Idiot.«
    »Weiß, weiß. Hand anhalten.«
    »Mach’s doch endlich«, rief
sie. »Jammerlappen!«
    »Das muß man sich sagen lassen,
in meinem Alter. Keine Achtung mehr.

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