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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Glieder. »Wie
ist es bei dir, Schwester?«
    »Könnte ich es vielleicht erst
von dir hören?«
    »Oh — ich kann nicht behaupten,
daß ich ohne sie nicht weiterleben könnte. Umgekehrt wäre es wohl genauso. Sie
ist ermordet worden, auf eine häßliche Weise, das ist wohl das einzige, was
nicht nötig gewesen wäre. Aber ich weiß, daß sie mich mehr als einmal zur Hölle
gewünscht hat. Sie ist eher angekommen — macht das einen Unterschied?«
    »Prinzipiell nicht«, sagte ich,
»weil wir ja wohl alle dort landen. Höchstens für den, der zuerst runter
mußte.«
    »Einer mußte der erste sein.
Die liebe Mara wird viel Gift verspritzt haben. War ihre —
Lieblingsbeschäftigung. Irgend jemandem ist es zuviel geworden.«
    »Wie lange wird es bei dir noch
dauern?« fragte Tessa mit Anteilnahme.
    Ich blickte von einem zum
anderen. »Gar nicht so abwegig, Ron. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit,
daß sich ein Menschenfreund in den Kopf gesetzt hat, eure wertvolle Familie
geschlossen dort unten anzusiedeln. Familienzusammenführung nennt man das wohl.
Wir haben diese Möglichkeit bereits erörtert. Dann bleibt nur die
nebensächliche Frage, wer Nummer zwei abgeben wird.«
    Tessa fuhr lächelnd fort: »Er
hat nicht unrecht, Ron. Wir spielen in solchen Fällen immer Schere oder Papier.
Machst du mit?«
    Ronald stand auf. Sein Gesicht
war kalt, aber etwas bleicher. Nicht mehr topfit.
    »Es war wohl ein Fehler, euch
zum Samstag einzuladen. Es ist einmal geschehen. Aber anschließend möchte ich
euch nicht wiedersehen.«
    »Was mich betrifft, so bleibe
ich gern weg, teurer Ron. Erhabene Gefühle erweckt dein Anblick in mir nicht.
Wir sind hergekommen Londons wegen. Nicht deinetwegen. Die Stadt ist amüsant.
Deine Partys sind es nicht. Aber wir nehmen es auf uns. Also bis Samstag. So
long.«
    »Gehab dich wohl«, sagte seine
Schwester.
    Er ging zwischen uns durch. Der
Briefkastendeckel klapperte hinter ihm her.
    »Ich könnte ihn umbringen«,
fauchte Tessa.
    »Da findet sich schon eines
Tages jemand. Laß du das sein. Ich weiß nicht, ob ich dich nach fünfzehn oder
zwanzig Jahren Zuchthaus noch mag.«
    »Jack Radfield soll am Samstag
auch kommen.«
    »Jack? Woher weißt du das?«
    »Mara hat es mir erzählt. Sie wollte
hauptsächlich seinetwegen hierherkommen. Nicht wegen ihres Brüderchens.«
    Jack war der Boyfriend von Mara
gewesen, als sie in London gelebt hatte. War jetzt Pilot bei einer langen Linie.
Nach Ronalds Ansicht war er nicht gut genug gewesen für Mara, und Ron hatte die
Geschichte in seiner bewährten Manier vermasselt. Mit Hilfe seines Vaters. Der
kannte den Chef der langen Linie, und es hätte Schwierigkeiten geben können für
Jack.
    »Nach alledem wird uns wohl ein
heiterer Abend bevorstehen. Paar Besoffene und etliche ordinäre Flittchen aus
Soho, weil sie da preiswerter sind. Qualm, volle Aschenbecher und über allem
Ronalds Heiligenschein. Und er wird bestimmt nicht vergessen, jedem eine Gemeinheit
zu sagen.«
    »Vor Jack muß er sich in acht
nehmen.«
    »Vor anderen Leuten auch«,
sagte ich.

VI
     
     
    Wir kletterten die Stufen zum
Souterrain hinunter. Ron wohnte gewissermaßen unter einem Haus. Mülltonnen
standen in dem queren Gang vor der Tür. Ich stieß an leere Milchflaschen. Tessa
drückte zweimal auf den Klingelknopf. An Stelle von Ronald erschien ein
rotblondes Haargewirr hinter der Tür. Ein mageres Mädchen mit Kulleraugen und
Minirock.
    »Hallo.«
    »Hallo.«
    Ronalds Derzeitige. Machte die
Honneurs. Sie fand es wundervoll, daß wir da waren, und das mit der armen,
armen Mara fand sie gräßlich.
    Das vordere Zimmer war fast
ausgeräumt, damit möglichst viele Leute herumstehen konnten. Schüsselchen mit
Salzmandeln, Nüssen und Rosinen, Käsestangen und Ananasecken. Ich musterte die
Flaschen. Viel Wein, wenig Gin, kaum Whisky. Einen Kredit von der Bank von
England hatte er für die Party nicht gebraucht.
    Tessa unterhielt sich mit
Mabel, der Roten. Ich ging nach hinten, um mir die Hände zu waschen. Ein
schmaler Gang führte ins hintere Zimmer. Er diente gleichzeitig als Küche. Das
Hinterzimmer lag zum Hof hinaus und war Rons Studierstube, in der er auf den
Nobelpreis für Chemie hinarbeitete. Eine breite Schlafcouch stand darin für die
Stunden, wo er nicht arbeiten konnte, weil Besuch ihn abhielt. Rechts ging das
Bad ab, und dahinter war eine kleine Kammer, in der er wirklich schlief.
    Als ich zurückging, klingelte
es, und ich öffnete die Tür an Mabels Statt.
    Jack, der

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