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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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nicht eilig.
Jetzt schon gar nicht. Ich muß auf meinen Vater warten.«
    »Bleiben Sie hier wohnen?«
    Tessa sah zu mir. Ich nickte.
    »Erst mal ja.«
    »Well. Sehr schön. Ich muß
wissen, wo ich Sie erreichen kann. Wollen Sie die Stadt verlassen, aufs Land
oder so?«
    »Nein.«
    »Das ist nett. Ist nur für die
erste Zeit. Später wird’s dann gehen. Ich sage Ihnen Bescheid.«
    »In München war’s genauso«,
sagte ich vom Fenster her.
    »Ich war mal auf dem
Oktoberfest«, antwortete Ritchie. Das war alles. Er trank eine zweite Tasse,
während Mabel sich im Bad auf frischte. Er ging und nahm sie mit. Wir blieben
zurück mit allen Problemen und aller Ungewißheit.
    Ich fühlte mich wie ein frisch
Operierter. Tessa war schneller im Bett als ich. Ich rollte mich neben sie. Sie
blieb auf dem Rücken liegen und starrte an die Decke, ohne zu sprechen. Bis ich
einschlief, sah ich ihre unbeweglichen Augen.

VIII
     
     
    Wir hatten nicht sehr weit zum
Brompton-Friedhof, auf dem Ronald in Englands ruhmreiche Erde gesenkt wurde.
Der alte Herr war wohl nicht für unnötige Überführungsgebühren. Ein
Familiengrab gab es nicht. Mara lag in München. Die wollten auch nach ihrem Tod
überflüssige Kontakte vermeiden.
    Tod durch Ersticken, verursacht
durch eine oder mehrere unbekannte Personen. So hatte der Coroner nach dem
Sektionsbefund entschieden. Jack Radfield war erheblich in Druck geraten. Er
war am dritten Juli für etliche Stunden in München gewesen, Copilot, Aushilfe,
genau zu der Zeit, in der Mara ermordet worden sein mußte. Er hatte Stein und
Bein geschworen, sie überhaupt nicht gesehen zu haben, und bisher hatten sie
ihm das Gegenteil nicht beweisen können. Er lief frei herum, nur mit Wegfliegen
war nichts im Augenblick. Er stand mit in der Trauerschar, trotzig und finster.
    Zum erstenmal sah ich die Neue
vom alten Strong. Die geldgierige Hure mit gelifteter Fassade, wie Tessa es so
zartfühlend formuliert hatte. Während der Trauerrede des Reverend kam ich nicht
dahinter, weshalb der alte Strong-Waldau so scharf auf die Dame sein sollte,
obwohl die Rede lang war wie die Zeit nach dem Tod. Tessas Blicke warfen die
Lady fast mit in die Grube zu Ron hinunter. Ich dachte an unser letztes Spiel
mit Schere oder Papier, das ich verloren hatte, und malte mir aus, was mich
erwarten würde, wenn ich die Halle des väterlichen Hauses beträte.
    Es war nicht unamüsant, aber
ich in meinem Matrosenanzug war der Dumme dabei und verfluchte Tessa und ihr
Standvermögen.
    Väterchen wollte zum Golf und
war schon im Dreß, Madame entsprechend. Sie trug eine Kette längsgeschnittener
Diamanten zur Wildlederweste und bot mir eine Tasse Tee an. Zu drei Tassen kam
es nicht. Sie machten es kurz.
    »In gewisser Weise bereiten Sie
mir Vergnügen«, sagte der alte Herr. »Mehr noch — Freude. Wenn Sie auf Ihrem
Vorsatz bestehen, habe ich einen stichfesten Grund, Tessas Erbteil so weit wie
möglich zu beschneiden. Die juristischen Möglichkeiten sind mir bekannt, ich
will sie hier nicht erläutern. Sie wird eine Kleinigkeit bekommen, das fällt
nicht ins Gewicht. Sie wissen, wie Tessa zu leben gewohnt ist. Es würden Ihnen
allerhand Unkosten entstehen. Meinen Sie nicht, daß dieser Zustand auf die
Dauer dem Rahmen Ihres Arbeitswillens und Ihres Könnens nicht mehr gemäß sein
wird?«
    Wirklich elegant ausgedrückt.
    »Ich bin überzeugt davon. Ich
habe Tessa verschiedentlich darauf hingewiesen. Es ist ihre Idee, mich zu
heiraten, nicht unbedingt meine. Aber wir kommen gut miteinander aus. Und ich
verstehe nicht recht, warum Sie so erpicht darauf sind, Tessa zu enterben. Es müßte
doch eigentlich für alle reichen.«
    Madame lächelte, soweit es das
Lifting zuließ. »Vielleicht hat Mr. Strong etwas gegen Erbschleicher, Mister
Holland.«
    »Oh«, sagte ich, »das leuchtet
ein. Da hat er allerdings bisher mit Tessas Verehrern nicht viel Glück gehabt.
Ich habe sie zum größten Teil miterlebt, kein Wunder, wenn man sich lange
kennt. Ich möchte mich da noch als Waisenknaben bezeichnen, Mrs. Calhoun. Ich
bin billig im Betrieb. Die hätten bedeutend mehr gekostet. Und vom Arbeiten
hielten sie, soweit ich sehen konnte, nichts. Um nicht zu sagen, gar nichts.«
    »Das wundert mich nicht, Mister
Holland«, sagte Strong. »Tessa hat ausgesprochenes Talent, an Minderwertige zu
geraten.« Ich sah auf den Teppich hinunter, als wäre ich zutiefst getroffen.
    »Das mag sein«, murmelte ich,
»ein Jammer in der Familie. Bei Mara war es ähnlich.

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