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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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greifen!«
    »Zunächst mal hast du mich
ergriffen. Immerhin, immerhin. Es wäre ein Weg aus der Finsternis. Sie macht
die Dreckarbeit für deinen alten Herrn. Wer weiß, was sie für Leute gekannt
hat. Aus der Branche, von früher her.« Der Gedanke begann mir zu gefallen. Ich
sagte Tessa nicht, warum. »Hm.« Langsam sprach ich weiter. »Mir fällt was ein.
Da war zum Beispiel der Knilch an der Tür, der komische. Der Engländer, der
nach irgendeiner Familie fragte, als wir gerade die Freude mit Maras Paket
erlebt hatten. Warum treibt sich ein Engländer da rum?«
    Tessa schwieg.
    »Kann schon stimmen, deine
Idee. Auf jeden Fall müssen wir die Gentlemen von der Polizei draufstoßen. Und
bei dem Wort Polizei fällt mir ein, daß wir sie langsam herbitten müssen.«
    »Mach es.«
    Ich ging zum Telefon im
Küchenflur. ›Did
you pay for your call?‹ stand auf einem Papierschild an der Wand. ›Haben Sie für Ihren Anruf
bezahlt?‹ Ich war fest entschlossen, nichts zu bezahlen. Ron war alle
Geldsorgen los.
     
     
    Der Inspektor sah nicht aus wie
Maigret und schon gar nicht wie Sherlock Holmes. Eher wie ein leicht
heruntergekommener Kunde eines Wettbüros am Bahnhof South Kensington. Er war
genauso zerknittert wie ich. Er war gefolgt von zwei anderen mit harzigen
Gesichtern und Anzügen aus der Zeit der Luftschlacht um England.
    Der Inspektor hing phlegmatisch
in einem Stuhl, rauchte honigduftenden Tabak und hörte sich unsere Story an.
Sie gefiel ihm offenbar sehr. Und das um diese Tageszeit.
    »Es kann ein Unglücksfall sein,
dachte ich, Inspektor. Aber Miß Strongs Schwester ist vor kurzem ermordet
worden. Allerdings auf andere Art. Der Kommissar, der uns in München betreut
hat, sagte, hier hätte er einen Kollegen, der...«
    »Ich weiß.«
    »Ach, dann sind Sie...«
    »Dann bin ich. Als der Name
genannt wurde, hat man mich geholt. Verteufelt früh am Morgen.«
    Dann war nichts mehr zu sagen.
Die drei gingen nach hinten und besichtigten Ronald. Sie schnüffelten in der
Wohnung herum und unterhielten sich in Chiffreausdrücken. Die Müdigkeit preßte
meinen Schädel zusammen. Schließlich kam der Inspektor wieder — Ritchie hieß er
— und fragte uns nach den Teilnehmern. Wir brachten nicht alle zusammen. Tessa
erinnerte sich an Mabel, die in unseren Betten lag und wahrscheinlich schon
ganz zerflossen war.
    »Und er hatte Streit?«
    »Ein bißchen. Nicht mehr, als
es auf solchen Festen immer mal passiert.«
    »Worum ging es?«
    Tessa servierte ihm die
Geschichte kurz und klar. »Mein Bruder machte sich lustig über den Tod meiner
Schwester. Das war Mister Radfield zuviel. Er hätte sie gern gehabt.«
    »Wo hat er sie kennengelernt?«
    »In Deutschland. Er ist Pilot.«
    »Pilot«, wiederholte Ritchie.
»Da kommt er wohl oft nach Deutschland. Wissen Sie, ob er dort war, als Ihre
Schwester ermordet wurde?«
    So ein praktischer Mensch.
Machte gleich einen Massenmörder aus Jack. Aber sicher irrte er sich in diesem
Fall.
    »Nein, das weiß ich nicht«,
antwortete Tessa mit gelinder Verblüffung. »Am besten, Sie fragen ihn selbst.«
    Ritchie fragte nicht mehr viel.
Er ließ eins seiner Harzgesichter in Rons Wohnung mit der Weisung zurück, den
Polizeiarzt abzuwarten. Dann nahm der Inspektor uns mit in den glimmenden
Londoner Morgen, und wir gingen unseren Rückweg zum zweitenmal und sahen die
ersten Milchmänner an den Stufen der träumenden Häuser.
    Mabel schlief fest. Sie hatte
sich ausgezogen, nur ihre Schuhe lagen vor dem Bett und das Knäuel ihres
Taschentuches. Sie blickte mit irren Augen zu uns hoch, als ich ihre Schulter
geschüttelt hatte. »Das ist Inspektor Ritchie vom Yard, Mabel. Er muß dich auch
noch was fragen.«
    Sie warf sich wieder hin und
weinte. Der Inspektor nahm Rücksicht. Ich gab ihm einen Stuhl. Er setzte sich
und wartete, Tessa kochte Tee in der Küche. Ich guckte aus dem Fenster. Mabel
war nach einer Weile soweit und erzählte stockend was sie wußte. Ihre
Geschichte von der Nacht. Woher sie Ron gekannt hatte und wie lange.
Tennisklub. Vier Monate. Sie wäre ohnehin nicht mehr lange aktuell gewesen.
    Dann kam er auf die Partygäste.
Sie brachte alle zusammen bis auf ein Mädchen, aber das hatte jemand
mitgebracht, den sie kannte. Der Inspektor nickte und schrieb. Tessa brachte
eine Tasse Tee für ihn und für Mabel. Ich wollte keinen trinken. Ich wollte
schlafen, wenn es vorbei war.
    »Danke, Miß Strong. Die erste
Tasse heute. Wollen Sie bald nach Deutschland zurück?«
    »Wir hatten es

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