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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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darüber nachgedacht, während du
bei ihnen gewesen bist. Es kann nur so sein und nicht anders. Niemand hat ein
Motiv außer ihm. Und ich will nicht daliegen wie Mara oder wie Ron. Er hat sie
umgebracht. Ihm geschieht recht, wenn ihm das gleiche passiert.«
    Ich drehte meinen Kopf zu ihr
hin. »Man ahnt nicht, was man an seiner Seite mit sich führt. Du hattest schon
allerhand Einfälle, wirklich. Ich hab’ immer gestaunt. Aber der, deinen Vater
umzubringen, ist bis jetzt der lustigste. Du hast einen schlichten Mord vor,
ist dir das klar?«
    »Ja. Er hat zwei schlichte
Morde vorgehabt und ausgeführt.«
    Bänke kamen in Sicht an einem
Parkrondell.
    »Ich muß mich wieder ein
bißchen setzen«, sagte ich.
    Die Sonne war glühheiß. Der
Rasen leuchtete wie ein Smaragd. Klar. Gießen und mähen, und das fünfhundert
Jahre lang.
    »Tessa!«
    »Liebling?«
    »Wenn er Mara hat umbringen
lassen — was sollte der Quatsch mit dem Paket? Die Herzpunktion hätte doch
genügt für seine Zwecke.«
    »Ich weiß nicht. Es hat einen
Grund. Es muß einen haben. Verschleierung, Ablenkung, Verwirrung. Vielleicht
hat er gedacht, ich kriege einen Herzschlag, wenn ich das Paket aufmache. Wäre
doch möglich gewesen.«
    »Allerdings.«
    »Siehst du. Dann hätte er uns
beide auf einmal vom Hals gehabt. Und nur noch Ron war da. Jetzt hat es nicht
geklappt. Jetzt muß er sich um mich extra kümmern.«
    Ich blieb zwei Minuten still
und dachte nach. Dann fragte ich: »Angenommen, ich wäre deiner Ansicht. Wie
denkst du dir das Unternehmen?«
    Sie starrte ins Gras auf die
leise schwankenden Halme. »Keine Ahnung.«
    »Das habe ich mir gedacht.
Willst du ihm auflauern mit einem Zielfernrohr wie Oswald dem Kennedy? Oder auf
dem Golfplatz vergiften, frei nach Rex Stout? Nur zu! Ich höre deine
Vorschläge.«
    Sie streichelte meine Knie. Ein
Häufchen Hilflosigkeit saß da neben mir. »Ich weiß nicht, Paul. Ich dachte...«
    »Was dachtest du?«
    »Ich dachte, du weißt da was.
Du schreibst doch Kriminalromane.«
    »Ja, ich schreibe. Aber ich übe
es nicht praktisch aus. Ist nur ein geringer Unterschied, aber vielleicht
bemerkst du ihn trotzdem.«
    Plötzlich weinte Tessa. Die
Tränen zogen eine nasse Bahn, trafen sich am Kinn und fielen herunter. Ganz
gleichmäßig, eine nach der anderen. Ich nahm mein Taschentuch und tupfte.
    »Man heult nicht in der
Öffentlichkeit, Mylady.«
    »Ich habe solche Angst, Paul.«
    »Ich bin da. Ganz London ist
da.
    »Das hilft nichts. Ron hat es
auch nichts geholfen.«
    »Wir reisen ab, sobald wir
dürfen. Zurück.«
    »Zurück. Dorthin, wo Mara war.«
    »Er kann jetzt nichts riskieren
bei dem Wirbel mit Ron.«
    »Er muß. Und er wird nicht
lange warten.«
    Ich nagte an meinen Lippen
herum, wie ich es immer tat, wenn ein Problem auf mich zukam. Nach einiger Zeit
griff ich nach Tessas Hand und drückte das Taschentuch hinein. Sie hielt meine
Finger fest.
    »Weine nicht mehr«, sagte ich,
»vielleicht fällt mir etwas ein.«

IX
     
     
    Niemand schlief in dieser
Nacht. Tessa nicht und ich nicht, und wenn ich wegdämmerte, war es weniger als
ein Halbschlaf, der die Gedanken nicht auslöschte. Tessa atmete neben mir im
Dunkeln, sie konnte wenigstens still auf dem Rücken liegen, aber ich wälzte
mich hin und her und fand die richtige Lage nicht. Tessa kam zu mir und hielt
mich fest. Ihre Haut war warm und kühlte trotzdem.
    »Wunderlich«, sagte ich.
    »Was?«
    »Ich halte eine Mörderin im Arm
und liebe sie. Anstiftung zum Mord ist gleich Mord.«
    »Liebst du sie wirklich?«
    »Ich fürchte.«
    »Es ist nicht Mord, Paul. Es
ist Notwehr.«
    »Ich weiß nicht, ob wir einen
Richter finden, der uns das abnimmt. In England schon gar nicht.
    »Wenn er tot ist, können wir
heiraten, Paul.«
    »Bist du sicher? Wer weiß, was
für ein Testament er ausgeknobelt hat. Heiraten könnten wir auch so.«
    »Wenn ich tot bin, nicht mehr.«
    »Wäre mal was anderes, mit
einer Leiche verheiratet zu sein.«
    »Laß die blöden Witze. Laß dir
lieber was einfallen.«
    »Mir ist durchaus nicht witzig.
Und was in aller Welt soll mir einfallen? Auf dem Papier geht das alles
wunderbar, und die Leser staunen, auf was für Ideen man kommt. Aber hier in
London, Liebling, mit Asphalt und Scotland Yard und ohne Räuberromantik.«
    »Scotland Yard hat auch nicht
alles herausgefunden. Jack the Ripper haben sie nicht erwischt. Für den
Christie haben sie erst den Falschen aufgehängt. Und falls Ron umgebracht
worden ist — bis jetzt haben sie

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