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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Sie kam und kam nicht zum
Zuge. Und genauso bei Ihrem verstorbenen Herrn Sohn. Auch er geriet immer nur
an Minderwertige.«
    »Ich weiß«, erwiderte er
fröhlich, »daher kam es auch zu keiner Heirat, wenn ich mich recht erinnere.
Und Tessa ist noch jung, sie wird vernünftig werden. Es wird Ihnen
unglaubwürdig vorkommen, Mister Holland, aber es soll Leute geben, die mit
Kapital etwas aufbauen, anstatt es zu vertrinken. Ich bedaure Ihre Situation
tief. Aber ich hasse es nun einmal, Geld zu verschwenden.«
    Ich hob meine Augen vom Teppich
und blickte mit leichtem Hohn zu ihm, zu Mrs. Calhoun und wieder zu ihm.
»Tatsächlich?«
    Mr. Strong-Waldau lächelte und
trank seinen Tee in bester Manier. Er nahm ihn sozusagen. Er war topfit, wie
sein verblichener Sohn es gewesen war. Ȁh, eine Frage, Mister Holland, bevor
Sie uns verlassen — haben Sie meine Tochter und meinen Sohn umgebracht?«
    Ich setzte meine Tasse behutsam
auf den Tisch, obwohl sie leer war.
    »Würde ich da mehr geerbt
haben?«
    »Keineswegs.«
    »Also?«
    »Eine Frage, weiter nichts.«
    »Natürlich. Mich hat auch immer
interessiert, ob Sie Ihre Kinder umgebracht haben — pardon — umbringen lassen.
Konzentration nennt man das wohl in der Wirtschaft.«
    Er sah auf seine Uhr. »Oh, ich
glaube, wir sollten schon fort sein, Darling. Darf Richardson Sie
hinausbringen, Mister Holland?«
    »Das wäre lieb von Richardson«,
antwortete ich. »Tessa wird schon ungeduldig sein.« Ich stand auf. Der
Hosenbund spannte. Elend alt war der Anzug schon. Vater Strong lächelte immer
noch, nur seine Augen waren Stahlsplitter.
    Madames Lift hatte gegen die
frohe Miene die Oberhand gewonnen.
    »Kommen Sie nicht mehr wieder«,
sagte Strong.
    »Nein«, antwortete ich.
    Dafür kam Richardson. Er sah
mich von der Seite an wie die Breitseite eines Schlachtschiffes.
    »Guten Tag, Mrs. Calhoun. Der
Tee war ausgezeichnet. Guten Tag, Mr. Strong. Ich wünsche Ihnen einen sicheren
Schlag auf dem Platz.«
    Sie antworteten nicht, und ich
ging vor Richardson hinaus. Die Sache war nicht gutgegangen. Tessa wartete bei
Angus in der Pulham Road. Ich bestellte Pilsner Bier und Gin von Booth. Später
zwei Filetsteaks, größte Ausführung, mittel durchgebraten. Dann erzählte ich
mit einigem Behagen. »Manchmal fing der Dialog an, bühnenreif zu werden. Oscar
Wilde hätte was daraus gemacht. Du hättest deine helle Freude daran gehabt.«
    Sie sah aber gar nicht so aus.
Sie hatte die Unterlippe vorgeschoben und spielte mit ihrer Perlenkette. Ihr
Gesicht war starr, als wäre eine dünne Teigschicht darübergeschmiert. Kein
gutes Zeichen.
    »Nicht sauer sein«, sagte er.
    Tessa antwortete nicht. Wir
tranken das zweite Gedeck. Plötzlich sagte sie: »Er hat gefragt, ob du die
beiden umgebracht hast?«
    »Hat er. Ganz beiläufig. Als
wollte er wissen, wann ich Geburtstag feiere. Ich hab’ höflich darauf
hingewiesen, daß auch er in Frage komme. Da mußten sie dann geschwind zur
Golfwiese.«
    »Er war es«, sagte Tessa. »Er
und sie. Sag nichts, du bringst mich nicht davon ab. Es ist ganz sicher und
ganz logisch.«
    Ich konnte nichts mehr sagen,
denn die Steaks kamen.
    »Wir müssen ihm zuvorkommen.«
Tessa sprach ruhig und ohne Erregung.
    »Wir müssen was?«
    »Ihm zuvorkommen, bevor er mich
umbringt. Ich will nicht die nächste sein.«
    Ich fragte ganz leise und
bewegte kaum die Lippen: »Was verstehst du unter zuvorkommen?«
    »Er muß weg«, flüsterte Tessa
lächelnd. Es sah aus, als hätte sie mir was Zärtliches gesagt.
    Ich schluckte. Ich sah mich um.
Niemand beachtete uns. Niemand starrte her. Gepriesenes England.
    »Ich glaube, jetzt zahlen wir
aber«, sagte ich. Mir war der Appetit vergangen. Ihr wohl auch.
    Der Ober kam. Ich ließ zehn
Prozent auf dem Teller liegen. Wir nickten freundlich und gingen hinaus.
    Eine fröhliche Sonne lang über
der Straße. Wir gingen langsam und hielten die Gesichter ins Licht. Fast wie
damals, als wir so gemütlich zu Maras Wohnung gefahren waren, um den Körper
ohne Kopf zu finden.
    »Wie denn weg?« fragte ich.
    »So wie Mara und Ron«,
antwortete Tessa. Sie blieb vor einem Schuhgeschäft stehen, sah sich ein paar
goldgeflochtene Sandalen an. Eingehängt gingen wir weiter. Ein zufriedenes Paar
auf einem Bummel. Nur die Mordgedanken im Herzen paßten nicht richtig dazu.
    »Weißt du, was du da
vorschlägst?« — »Genau.«
    »Und du meinst das im Ernst?«
    »Ja. Ich meine das im Ernst.«
Sie sah mich von der Seite an. »Paul, ich hab’

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