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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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angstvollen Augen. Peters kroch in einen
blauen Schutzkittel, dessen Rückenbänder ich verschnürte. Wir zogen
Gummihandschuhe an. Ich setzte mich auf einen Schemel und wartete.
    Ob Vera schon zu Hause war?
    Peters holte ein kleines
Becherglas aus dem Strahlenschutzschrank. Ich wußte, was darin war:
Yttriumchlorid. Er hatte schon viele Versuche damit gemacht und versprach sich
eine Menge davon.
    Vorsichtig zog er die
Flüssigkeit in eine Spritze. Ich griff die erste Ratte am Schwanz und zog sie
heraus. Sie krümmte sich zusammen und fuhr mit den Beinen durch die Luft. Ich
faßte sie mit der Linken im Genick, preßte sie auf die zellstoffbedeckte
Tischplatte und zog ihren rechten Schenkel nach hinten. Sie quiekte leise und
kläglich. Peters kam mit der Spritze und stieß die Nadel durch das weiße Fell.
Ein Kubikzentimeter der hochaktiven Substanz drang in den Körper des Tieres.
    In wenigen Minuten waren wir
mit den drei Ratten fertig. Peters strahlte mich an.
    »Nun, sehr fein. Das wär’s.«
    Ich staunte. Er schien eine
Verabredung zu haben. Vera? Bloß das nicht, dachte ich. Bloß heute nicht. Ich
mußte sie zuerst erreichen.
    Ich streifte die Handschuhe ab
und wusch mich.
    »Wenn Sie wollen, kann ich Sie
gern mit runternehmen«, sagte Peters hinter mir. »Ich fahre zur Musikhalle.«
    Ich rieb meine Hände, um meine
Unruhe zu verbergen.
    »Sehr freundlich«, sagte ich,
»ich komme gern mit.«
    Wenig später saßen wir in
seinem Auto. Ich kannte es schon. Ein alter, klappriger Volkswagen. Er paßte zu
Peters’ Wohnzimmer und seinem Schreibtisch.
    Über die kurvenreiche Straße
fuhren wir zum Stadtinneren.
    Es war dunkel. Ich starrte
schweigend durch die Scheibe auf die schmutzigen Schneereste hinaus.
    Plötzlich fragte Peters: »Was
macht denn Fräulein Doktor?«
    Ich sah weiter geradeaus und
rührte mich nicht. Er wollte hören, was ich wußte. Sicher nahm er an, daß ich
ahnungslos war. Und wenn Vera mir etwas gesagt hätte: Er wußte von vornherein,
daß ich so tun würde, als ahnte ich nichts.
    Was immer ich antworten würde,
er konnte insgeheim über mich lachen.
    Ich sagte: »Sie wirkt
segensreich am kranken Kind.‹
    Peters hielt an einer Kreuzung
und fuhr wieder an. Ich wandte langsam den Kopf. Der Schein des
Armaturenlichtes legte ein schwaches Glimmen über sein Gesicht und ließ seine Augen
funkeln.
    Er sagte: »Man sollte einmal
wieder ein kleines Fest feiern.«
    »Das sollte man«, sagte ich.
    »War doch wirklich sehr nett.«
    »Das war es.«
    Nach einer Pause streifte sein
Blick über mich. »Wäre das keine Frau für Sie, Herr Butterweis?«
    Ich lächelte. Ich brachte es
fertig, zu lächeln.
    »Wäre das keine für Sie, Herr
Peters?«
    Er sah angestrengt nach vorn.
»Wie kommen Sie darauf?«
    Ich blieb bei meinem Lächeln.
    »Hinsichtlich Frauen mache ich
mir wenig Hoffnung«, sagte ich. »Aber Sie brauchen doch nur auszusuchen.«
    »Na, das würde ich aber doch
nicht sagen. Ich bin ein bißchen unbürgerlich gebaut.«
    Arme Vera, dachte ich. Ich
antwortete nicht. So heftig war mein Haß, daß ich fürchtete, er müßte ihn
spüren. ;
    Die Straße wurde heller. Wir
kamen durch meine Gegend, und ich bat Peters, mich abzusetzen. Er hielt.
    »Schönen Dank«, sagte ich.
»Viel Spaß bei der Musik.«
    Er nickte und fuhr an.
    Ich begann zu gehen, mit
schnellen Schritten, vorbei an meiner Straße und weiter. Mein Herz schlug
schneller, als ich mich Veras Haus näherte. Ich wußte, daß ich sie immer lieben
würde, was auch passierte. Sie konnte mich schlecht behandeln, mich fortjagen,
mich vergessen. Wenn sie ihn heiratete — sie könnte hinterher zu mir
zurückkommen. Aber sie würde ihn nicht heiraten. Ich würde es verhindern, gegen
ihren Willen, gegen mein Gewissen.
    Ich bog in die Straße ein, in
der sie wohnte. Nur wenige Leute waren unterwegs. Ich ging langsamer. Ketten
von Autos standen im Laternenlicht, zu beiden Seiten der Straße. Peters’ Wagen
war nicht darunter.
    Ich ging langsam am Haus vorbei
bis zur nächsten Querstraße. Vielleicht stand er weiter entfernt. Ich ging
hundert Meter nach rechts, dann zurück, nach links und wieder zurück. Nichts.
Wenn sie nicht zu Hause war, war sie mit ihm in der Musikhalle. Er würde von
mir erzählen, genau wie sie. Dann war er gewarnt, und es war zu spät.
    Die Haustür war noch offen.
Eine Hand am Treppengeländer stieg ich langsam nach oben. Ich sah Veras
Visitenkarte, vernahm das dünne Schrillen der Klingel und wartete. Dann hörte
ich, wie

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