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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Vielleicht
sollten wir das, Vera. Dann hört die Heimlichtuerei auf. Dann kann ich auch
deine Gespräche entgegennehmen. Aber verzeih mir! Ich war schon wieder frech.«
    »Mein Guter«, sagte sie.
    Ich stand auf und küßte sie auf
die Stirn.
    »Ich gehe jetzt«, sagte ich.
»Gestern sind wir spät ins Bett gekommen. Auf Wiedersehen, Vera. Ich bin froh.
Schlaf gut!«
    »Schlaf gut«, sagte sie.
    Unten vor der Tür blieb ich
einen Augenblick stehen.
    Ich sah ihr Fenster. Da oben
war sie und war doch so weit weg von mir.
    Ich ging die Straße hinunter.
Der feuchte Märzwind fuhr mir ins Gesicht.
    Jetzt kam es auf mich an, nur
auf mich. Vera war besänftigt. Peters ahnte nichts. Ich stand hinter ihm. Nur
er war zwischen Vera und mir. Aber nicht mehr lange.
     
    In den nächsten Tagen ging es
mir gut. Ich fühlte mich wie ein Mann, der nach langer Unentschlossenheit einen
Entschluß gefaßt hat und an die Arbeit gehen kann.
    Aber Mord war nicht einfach.
Ich durfte nichts riskieren. Ich mußte vorsichtig sein. Wie konnte man jemanden
umbringen, ohne einen Verdacht zu erwecken?
    Ich überlegte, wie viele Leute
vor mir schon versucht hatten, ein vollkommenes Verbrechen zu begehen.
    Verbrechen?
    Es war keins. Was er mit Vera
tun wollte, war ein Verbrechen.
    Ich ging mit dem Gedanken
schlafen und stand mit ihm auf.
    Nach einer Woche war ich einer
Lösung um keinen Schritt näher gekommen. Es würde nicht gehen. Es war
unmöglich.
    Zu Hause besaß ich eine
Repetierpistole von meinem Vater. Er hatte sie aus dem Krieg mitgebracht und
mir geschenkt, als wir einmal zusammen zur Jagd gewesen Waren. Ich konnte sie
holen, Peters auflauern und ihn erschießen.
    Nein. Das ging nicht.
    Wenn man einen Fremden
erschießt, ohne Motiv, nur um zu sehen, ob der Mord aufgeklärt werden kann,
dann wird er nicht aufgeklärt. Hier war es anders. Sie würden auf mich kommen,
unweigerlich. Ich hatte ein Motiv; Vera wußte es.
    Ich begann, mit in einer
Leihbücherei Kriminalromane zu holen. Ich ging in die Universitätsbibliothek
und las über Kriminalistik und berühmte Kriminalfälle nach. Nichts. Alles
ausgeklügelter Kram und reine Theorie. Zumeist zu kompliziert, mit zu vielen
schwachen Stellen. Die berühmten Verbrecher waren über Kleinigkeiten;
gestolpert. Sie hatten nicht beachtet, daß die Arbeit der: Polizei gerade auf
den Kleinigkeiten beruht. Gewiß, diel Polizei war schwerfällig und
phantasielos. Aber wer einmal in ihre Maschinerie geriet, wurde zermahlen. Was’
sollte ich tun, wenn ich hineingeriet. Ich, der ich nicht auf der Straßenbahn schwarzfahren
konnte, ohne aufzufallen?
    Es durfte kein Gedanke an Mord
aufkommen. Es mußte einfach sein und klar, ein banaler, nüchterner Tod, ohne
Geheimnis, ohne offene Fragen.
    Ein Autounfall?
    Ich verstand nicht viel von
Autos. Ich hatte von abgelassener Bremsflüssigkeit und Vergaserbrand gelesen,
den man erzeugen konnte, indem man einen Lappen in den Luftfilter steckte. Doch
das war unsicher.
    Irgendein Gift. Zyankali
vielleicht. Doch man würde nachforschen, würde ihn sezieren. Wenn sie
herausfanden, daß es Mord war, fanden sie das Motiv. Wenn sie das Motiv hatten,
fanden sie den Mörder.
    Mich.
    Ich arbeitete mich mehr und
mehr in mein Gebiet ein und las viele wunderbare, spannende Kriminalromane.
Aber ich kam nicht weiter.
    Vom nächsten Besuch bei meinen
Eltern brachte ich meine Pistole mit.
    Ich schloß mein Zimmer ab und
nahm das Magazin heraus. Die stumpfen, kurzen Geschosse fielen mit leisem
Klicken in meine Hand. Ich löste die Sicherung, ließ den Verschluß vorschnappen
und überlegte.
    Es war zwecklos. Eine Kugel war
eine Kugel. Gift war Gift. Wieviel Zeit blieb mir noch? Jeder Tag war zuviel,
den er herumlief, Vera an sich fesselte und über mich lachte.
    Ich lud das Magazin wieder und
schob es ein.
    Was war aus mir geworden! Hier
saß ich, mit einer Pistole in der Hand und Mordgedanken im Herzen.
    Stephan Butterweis, der keinem
Schmetterling etwas tun konnte. Hier war Vera, und da war Peters, und beide
hatten einen anderen aus mir gemacht. Dabei war ich schwach und hilflos. Peters
— er würde wissen, wie man so etwas macht. Mir fiel nichts ein.
    Ich verbarg die Pistole hinter
Büchern in meinem Schreibtisch. Im Bett las ich einen Kriminalroman: Das
vollkommene Verbrechen. Es war nicht vollkommen. Der Täter wollte keinen
Gedanken an Mord aufkommen lassen, wie ich. Aber er inszenierte einen Haufen
unnötiger Vorbereitungen, die den vorgetäuschten Selbstmord zum

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