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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Platzen
brachten.
    Selbstmord! Kein Mensch würde
glauben, daß Peters Selbstmord begangen hätte. Ein Mensch wie er brachte andere
um, nicht sich.
    Immerhin, die Methode war nicht
schlecht.
    Zyankali in einer
Hustenpastille.
    Ich legte das Buch umgedreht
auf die Bettdecke und streckte mich aus.
    Zyankali. Vergiftete Pralinen
oder so etwas. Warum sollten sie ausgerechnet auf mich kommen? Er hatte genug
verlassene Bräute, die ihm Böses wünschten.
    Zyankali in einer Praline.
    Ich las nicht mehr weiter.

VIII
     
     
    Den Apotheker kannte ich. Von
Anfang an hatte ich unseren Laborbedarf selbst holen müssen und tat es wieder,
seitdem unsere Assistentin fort war. Er war ein glatter, seriöser Herr, stets
untadelig und ohne Flecken auf seinem weißen Mantel. Peters konnte er nicht
leiden, und nach den Telefongesprächen, die zwischen beiden geführt worden
waren, war das kein Wunder. Micra behandelte er anfangs entsprechend, später
mit Nachsicht.
    Der Ausgaberaum war zwei
Quadratmeter groß.1 Nichts war darin, außer einer ständig verschlossenen Tür
mit einem Schild Klopfen zwecklos, und einem Schalter, durch den der
Apotheker seinen gepflegten Kopf streckte und die Medikamente reichte, wenn man
sie rechtzeitig bestellt hatte.
    Zyankali.
    Auf den Stationen lag nichts
herum. Die Apotheke war die einzige Möglichkeit.
    Ich ging am Mittwoch hinüber,
meinen Drahtkorb unter dem Arm. Ein paar Studentinnen verbargen ihr Lachen, und
ich schämte mich.
    In der Ausgabe war niemand. Ich
klopfte verhalten an die Scheibe. Der Apotheker erschien, weiß und
rechtschaffen. »Guten Tag, Herr Krings«, sagte ich und schob den Korb durch das
Fenster. »Darf ich meinen Kram abholen?«
    Er nickte gnädig. Es war kurz
vor zwölf, und er hatte gute Laune.
    Während er die Flaschen mit den
Reagenzien aus unserem Fach in den Korb packte, schob ich meinen Kopf durch das
Fenster und versuchte einen Überblick zu gewinnen. Regale mit einer
verwirrenden Fülle von Flaschen, Schachteln, Büchsen. Es würde einen Monat
dauern, bis ich gefunden hatte, was ich suchte, selbst wenn man mich ungestört
hätte suchen lassen. Wenn es überhaupt da war.
    Mir fiel etwas anderes ein.
    »Ach, Herr Krings«, sagte ich,
als er zurückkam, »wir haben einen Haufen alte Flaschen. Kann ich die bei Ihnen
loswerden?«
    »So, so!« Er verzog das
Gesicht, als dächte er an etwas Widerwärtiges. »Findet Herr Peters nicht mehr
durch?«
    »Vor allen Dingen ich nicht«,
sagte ich.
    Er deutete auf den Fußboden.
    »Bringen Sie sie in den Keller.
Bis sechs Uhr. Zu Wilhelm oder einer von den Frauen.«
    »Sehr schön. Dann mach’ ich’s
heute noch.«
    Er nickte huldvoll und schloß
den Schalter. Wie auf der Post. Es war Punkt zwölf.
    Im Labor II packte ich aus und
fing an, die leeren Flaschen einzusammeln. Halbvolle mit unleserlichen
Etiketten entleerte ich einfach. Wahrscheinlich würde Peters ein Geschrei
anheben. Er brauchte immer alles, was man vernichtet hatte, weil es zwei Jahre
nicht gebraucht worden war.
    Ich ging früh zum Essen und
beeilte mich. Noch während der Mittagspause wollte ich hinüberkommen.
    Kurz nach eins schleppte ich
zwei Körbe mit Flaschen zur Apotheke. Vor dem Institut begegnete mir Peters.
Ein Mädchen mit betont unschuldigen Kulleraugen war bei ihm.
    Er sah mich fragend an.
    »Bißchen ausmisten«, sagte ich
verlegen. »Wir sehen aus wie ein Flaschengroßhandel.«
    »Ja, aber — kann denn das
niemand anderes tun?«
    »Wer?« fragte ich.
    »Ach — das ist Herr Butterweis,
mein Assistent.«
    Ich stellte einen Korb nieder
und ergriff die Hand des Mädchens. Sie warf mir ein dümmliches Lachen zu.
Schade, daß Vera sie nicht sehen konnte.
    »Ja, nun, Herr Butterweis — das
ist ja sehr nett von Ihnen. Da muß ich doch wirklich sehen, ob das kein?
anderer tun kann.«
    Ich nickte. Er würde es in der
nächsten Minute vergessen. Es würde auch kein anderer tun. Es sollte auch kein
anderer tun. Wenn er ahnte, weswegen ich in, die Apotheke wollte.
    Ich verabschiedete mich und
ging weiter. Die Flaschen klirrten leise bei jedem Schritt.
    Der Kellereingang war an der
Seite des Gebäudes. Die Tür war nicht verschlossen, und ich trat in einen
kühlen, weißgekalkten Gang. Nach einigen Metern machte er einen Knick nach
links und verbreiterte sich. Ich sah Türen und längliche Tische. Vorsichtig
ging ich weiter.
    Labor. Destillation. Lagerraum
1, Lagerraum 2. Einige Türen ohne Aufschrift.
    Ich kam bis zum Ende des
Ganges. Kein Mensch war mir

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